Die 77. Internationalen Filmfestspiele von Cannes fanden von 14. bis 25. Mai 2024 statt. Sie standen unter der Leitung von Iris Knobloch, während Thierry Frémaux als Generaldelegierter für die künstlerische Leitung verantwortlich war. Jurypräsidentin der Hauptsektion, in der unter anderem die Goldene Palme für den besten Film des Festivals vergeben wurde, war die US-amerikanische Filmschaffende Greta Gerwig. Als bester Film wurde der US-amerikanische Beitrag Anora von Sean Baker ausgezeichnet.
Im Gegensatz zum Vorjahr hatten Regisseure aus Deutschland und Österreich keine Einladung erhalten. Jedoch wurden eine Reihe von Koproduktionen dieser Länder in den unterschiedlichen Sektionen berücksichtigt. In der Reihe Cannes Classics war mit Scénarios der letzte realisierte Film des französisch-schweizerischen Regisseurs Jean-Luc Godard (1930–2022) vertreten, den er kurz vor seinem Tod fertigstellte. Auch wurde dort eine restaurierte Fassung von Abel GancesNapoleon (1927) präsentiert.
Der Ehrenpreis für ein Lebenswerk wurde noch vor Festivalbeginn den US-amerikanischen Filmschaffenden George Lucas und Meryl Streep sowie dem japanischen Zeichentrickfilmstudio Ghibli zuerkannt. Streep eröffnete gemeinsam mit der französischen Schauspielerin Juliette Binoche auch offiziell das Festival.
Als Moderatorin („maîtresse de cérémonie“) der Auftaktzeremonie und der abschließenden Preisgala wurde die französische Schauspielerin Camille Cottin ausgewählt.[1]
Das verstärkt in Weiß- und Blautönen gehaltene offizielle Festivalplakat zur 77. Auflage entstand auf Basis eines Standbilds aus dem Spielfilm Rhapsodie im August (1991) von Akira Kurosawa (1910–1998), Gewinner der Goldenen Palme 1980. Es zeigt fünf Personen, die mit dem Rücken zum Betrachter gemeinsam auf einer Bank sitzen und auf eine Hügellandschaft schauen, über der das Palmenmotiv des Festivals schwebt. Das Logo ersetzt dabei den im Film erscheinenden Mond.[2]Rhapsodie im August war die vorletzte Regiearbeit des japanischen Regisseurs und wurde seinerzeit in Cannes außerhalb des Wettbewerbs gezeigt. Erzählt wird die Geschichte von einer greisen Japanerin, die sich durch Zufall an das Leid erinnert, das ihrer Familie beim Atombombenabwurf auf Nagasaki im Jahr 1945 widerfuhr. Laut dem Festival sei Rhapsodie im August eine sanftmütige Antwort auf den Krieg. Gleichzeitig sei das Kino „ein universeller Zufluchtsort für Ausdruck und Austausch. Ein Ort, an dem […] Menschlichkeit ebenso großgeschrieben“ werde wie die „Freiheit“.[3] Auch wurde zum 70. Jahrestag seines japanischen Kinostarts eine restaurierte Fassung von Kurosawas Die sieben Samurai (1954) in der Sektion Cannes Classics vorgestellt.[4]
Offizielle Auswahl
Internationaler Wettbewerb um die Goldene Palme
Wettbewerbsjury
Für das Amt der Jurypräsidentin für den Internationalen Wettbewerb, in dem unter anderem die Goldene Palme für den besten Film des Festivals vergeben wird, wurde die Schauspielerin und Filmemacherin Greta Gerwig ausgewählt. Diese hatte 2023 mit der Komödie Barbie einen weltweiten Erfolg erzielt. Die 40-jährige US-Amerikanerin war die zweitjüngste Jurypräsidentin nach Sophia Loren (1966, 31 Jahre) und die zweite Filmregisseurin nach Jane Campion (2014) die diese Aufgabe übernahm. Auch war sie nach Olivia de Havilland (1965) die zweite US-Amerikanerin an der Spitze der Jury.[5] Im Jahr 2014 war Gerwig Mitglied der Berlinale-Jury gewesen.
Gerwig stand damit einer mehrheitlich mit Frauen besetzten Jury vor:[6]
Juan Antonio Bayona, spanischer Regisseur, Filmproduzent und Drehbuchautor (Teilnehmer am Festival 2010)
Ebru Ceylan, türkische Drehbuchautorin und Fotografin (Co-Drehbuchautorin des 2014 mit der Goldenen Palme ausgezeichneten Films Winterschlaf)
Omar Sy, französischer Schauspieler und Filmproduzent
Langfilme
Insgesamt wurden 22 Filmproduktionen in den Wettbewerb um die Goldene Palme eingeladen, darunter mit Jacques Audiard (2015) und Francis Ford Coppola (1974 und 1979) neue Regiearbeiten früherer Wettbewerbssieger. Vier Filmemacherinnen waren vertreten, während im Vorjahr die Rekordmarke von sieben Regisseurinnen erreicht wurde. David Cronenberg und Paolo Sorrentino wurden jeweils zum siebten Mal für den Hauptwettbewerb berücksichtigt, während neun Filmschaffende zum ersten Mal um den Hauptpreis konkurrierten (Abbasi, Fargeat, Gomes, von Horn, Kapadia, Lellouche, Parvu, Rasulof und Riedinger). Der iranische Beitrag Die Saat des heiligen Feigenbaums, der französisch-belgische Animationsfilm Das kostbarste aller Güter (erster Animationsfilm im Hauptwettbewerb seit 2008) und die rumänische Produktion Trei kilometri până la capătul lumii wurden nachgereicht.[7][8] Der Iran soll mehrfach versucht haben, die Premiere von Mohammad Rasulofs Film zu verhindern und den Regisseur kurz vor Beginn des Festivals mit einer mehrjährigen Haftstrafe belegt haben,[9] woraufhin dieser nach Europa floh.[10]
Quin Hao, Mao Xiaorui, Qi Xi, Huang Xuan, Ming Liang, Zang Songwen
Rendez-vous avec...
Im Rahmen dieser Sektion wurde die erste Folge der italienisch-britischen Serie L’arte della gioia (The Art of Joy) von Valeria Golino und Nicolangelo Gelormini vorgestellt, die in Italien auch in den Kinos veröffentlicht werden soll. Dabei handelt es sich um eine Verfilmung des gleichnamigen Romans (dt.: Titel: Die Kunst der Freude) von Goliarda Sapienza. Die Hauptrollen übernahmen Jasmine Trinca, Tecla Insolia und Valeria Bruni-Tedeschi.[12]
Cinéma de la Plage
Für diese Sektion wurden vorab vier zeitgenössische Filme bekanntgegeben:[12][13]
Moi aussi (Me too) – Regie: Judith Godrèche (Frankreich) – Kurzfilm
My Way – Regie: Thierry Teston, Lisa Azuelos (Frankreich) – Dokumentarfilm
Silex and the City – Regie: Jul, Jean-Paul Guigue – Animationsfilm
Slocum et moi – Regie: Jean-François Laguionie (Frankreich, Luxemburg) – Animationsfilm
In der Reihe Un Certain Regard („Ein gewisser Blick“) werden vornehmlich Werke von weniger bekannten Filmemachern gezeigt. 18 Langfilme wurden in die Sektion aufgenommen, darunter 8 Regiedebüts. Als Eröffnungsfilm wurde Ljósbrot (When The Light Breaks) von Rúnar Rúnarsson bestimmt.[14] Ebenfalls während der Eröffnungszeremonie wurde Judith Godrèches Regiearbeit Moi aussi (Me too) gezeigt, die nachgereicht wurde. Der Kurzfilm präsentierte Geschichten von Opfern sexueller Gewalt und war auch in der Reihe Cinéma de la Plage programmiert.[13]
Als Vorsitzender der Jury wurde der frankokanadische Filmemacher Xavier Dolan ausgewählt, dreimaliger Teilnehmer am Hauptwettbewerb (Großer Preis der Jury 2016). Er stand folgender Jury vor:[14]
Aus 4420 Einreichungen wurden 11 Kurzfilme aus 10 Ländern ausgewählt.[16]
Als Jurypräsidentin für den Kurzfilmwettbewerb, in dem ebenfalls als Hauptpreis eine Goldene Palme vergeben wird, wurde Lubna Azabal ausgewählt. Die belgische Schauspielerin stand folgender Jury vor:[16]
Die Preisverleihung erfolgte am 25. Mai.[16] Die Goldene Palme für den besten Kurzfilm ging an die europäische Koproduktion The Man Who Could Not Remain Silent.[17]
Für die 1998 ins Leben gerufene Reihe La Cinéf (früherer Titel Cinéfondation) werden Kurzfilmarbeiten von Filmstudenten aus der ganzen Welt ausgewählt. In diesem Jahr wurden 2263 Produktionen von Filmhochschulen eingereicht, von denen 18 Werke (14 Real- und 4 Animationsfilme) für das offizielle Programm ausgewählt wurden.[16]
Als Jury fungierte die Kurzfilmjury um Lubna Azabal. Die Preisverleihung erfolgte am 23. Mai.[16] Als bester Kurzfilm wurde der indische Beitrag Sunflowers Were The First Ones To Know… ausgezeichnet.[18]
In dem 2024 neu eingeführten Wettbewerb immersiver Werke wurden acht Filme gezeigt. Qualifizieren konnten sich Produktionen auf der Grundlage von Virtual Reality, Erweiterter Realität und durch andere neue Technologien, die „die Synergie zwischen immersiven Erlebnissen und Kino“ verdeutlichen. Die Werke sollten über konventionelles Geschichtenerzählen hinauszugehen, um das Publikum in andere Welten und Epochen zu entführen und in eine andere Realität eintauchen zu lassen.[19][20] Die Auswahl wurde am 23. April 2024 bekanntgegeben.[21][22]
Als Jurypräsidentin wurde die französische Filmemacherin und Drehbuchautorin Marie Amachoukeli ausgewählt. Sie stand folgender Jury vor:[23]
Mathias Chelebourg, französischer Drehbuchautor, Regisseur und Filmproduzent
Vassiliki Khonsari, US-amerikanischer Filmproduzent, Drehbuchautor und Regisseur
Battlescar – Regie: Martin Allais und Nico Casavecchia (Frankreich, USA) – mit den Stimmen von Dawson (Englisch), Jehnny Beth (Französisch) und Lo Rivera (Deutsch)
Emperor – Regie: Marion Burger und Ilan J. Cohen (Frankreich, Deutschland) – XR Experience[24], mit den Stimmen von Olivia Cooke (Englisch) und Vimala Pons (Französisch)
Gloomy Eyes – Regie: Fernando Maldonado und Jorge Tereso (Argentinien, Frankreich, USA) – mit den Stimmen von Tahar Rahim (Französisch), Colin Farrell (Englisch), Max Riemelt (Deutsch), Jorge Drexler (Spanisch), Jam Hsiao (Mandarin)
Notes on Blindness – Regie: Arnaud Colinart, Amaury La Burthe, Peter Middleton und James Spinney (Frankreich, Vereinigtes Königreich) – VR-Doku über den britischen Theologieprofessor John Hull[25], mit der Stimmen von Lambert Wilson (Französisch)
Diese Sektion zeigte zum 20. Mal eine Auswahl aktueller restaurierter Filmklassiker sowie Dokumentarfilme über das Kino oder einzelne Künstler. Mit Scénarios wurde unter anderem der letzte Film von Jean-Luc Godard uraufgeführt. Der französische Filmemacher hatte das 18-minütige Werk einen Tag vor seinem assistierten Suizid aufgenommen.[4]
Uraufführung des restaurierten ersten Teils (Länge: 220 min)
Unabhängige Nebenreihen
Semaine de la critique
Parallel zur Vergabe der Goldenen Palme widmet sich die seit 1962 bestehende Nebensektion Semaine de la critique (15. bis 24. Mai 2024) der Entdeckung neuer Talente. Ausgerichtet vom Syndicat français de la critique de cinéma konkurrieren ausschließlich Erstlingsfilme oder Zweitwerke junger Regisseure.
Zur Vorsitzenden der Jury wurde die französische Produzentin Sylvie Pialat bestimmt.[26] Weitere Jurymitglieder waren der kanadische Filmkritiker und Journalist Ben Croll, die französische Regisseurin Iris Kaltenbäck, die belgische Kamerafrau Virginie Surdej und die ruandische Schauspielerin Eliane Umuhire.[27] Ursprünglich hatte den Vorsitz der spanische Filmemacher Rodrigo Sorogoyen inne. Kurz vor Festivalbeginn trat er aus persönlichen Gründen von dieser Aufgabe zurück. Daraufhin rückte Pialat als Jurypräsidentin nach, während Kaltenbäck als neues Jurymitglied ernannt wurde.[26]
Das Programm wurde am 15. April 2024 vorgestellt. Als Eröffnungsfilm der Sektion wurde die deutsche Koproduktion Les fantômes von Jonathan Millet ausgewählt, als Abschlussfilm Animale von Emma Benestan.[28]
Das offizielle Festivalplakat ziert ein Standbild aus Iris Kaltenbäcks im letzten Jahr in der Sektion gezeigten Film Le ravissement. Im Zentrum ist Hauptdarstellerin Hafsia Herzi zu sehen, wie sie ihrer schemenhaft am rechten Bildrand erscheinenden Co-Darstellerin Nina Meurisse einen Blick zuwirft und dabei anlächelt.[29]
Insgesamt gelangten 7 Filme in den Hauptwettbewerb. Als bester Beitrag mit dem Grand Prix wurde die südamerikanische Koproduktion Simon de la montaña geehrt.[30]
Eröffnungsfilm: Les fantômes (Ghost Trail) – Regie: Jonathan Millet (Frankreich, Deutschland, Belgien) – mit Adam Bessa, Tawfeek Barhom, Julia Franz Richter, Hala Rajab
La mer au loin (Across the Sea) – Regie: Saïd Hamich Benlarbi (Frankreich, Marokko, Belgien, Quatar) – mit Ayoub Gretaa, Anna Mouglalis, Grégoire Colin
Les reines du drame (Queens of Drama) – Regie: Alexis Langlois (Frankreich, Belgien) – mit Louiza Aura, Gio Ventura, Bilal Hassani
Abschlussfilm: Animale – Regie: Emma Benestan (Frankreich, Belgien, Saudi-Arabien) – mit Oulaya Amamra
Kurzfilmwettbewerb
In den Kurzfilmwettbewerb wurden 10 Werke eingeladen.[28] Mit dem Prix Découverte Leitz Ciné für den besten Beitrag wurde die französische Produktion Montsouris (Montsouris Park) ausgezeichnet.[30]
Film
Regie
Land
Länge (in min)
Alazar
Beza Hailu Lemma
Äthiopien, Frankreich, Kanada
35′
As minhas sensações são tudo o que tenho para oferecer (My Senses Are All I Have to Offer)
Isadora Neves Marques
Portugal
20′
A menina e o pote (The Girl and the Pot)
Valentina Homem
Brasilien
12′
Αυτο που ζηταμε απο ενα αγαλμα ειναι να μην κινειται (What We Ask of a Statue Is That It Doesn’t Move / Ce qu’on demande à une statue, c’est qu’elle ne bouge pas)
Daphné Hérétakis
Griechenland, Frankreich
32′
Ella se queda (She Stays)
Marinthia Gutiérrez Velazco
Mexiko
10′
Montsouris (Montsouris Park)
Guil Sela
Frankreich
14′
Noksan (Absent)
Cem Demirer
Türkei
24′
Radikals
Arvin Belarmino
Philippinen, USA, Bangladesch, Frankreich
21′
Supersilly
Veronica Martiradonna
Frankreich
10′
Taniec w Narożniku (Dancing in the Corner)
Jan Bujnowski
Polen
14′
Sonderaufführungen
1996 ou les Malheurs de Solveig – Regie: Lucie Borleteau (Frankreich – 31′)
Las novias del sur Southern brides (Les Fiancées du sud) – Regie: Elena López Riera (Schweiz, Spanien – 40′)
Ausgewählte Beitrage des Internationalen Filmfestivals von Morelia 2023:[31]
Extinction of the species – Regie: Matthew Porterfield, Nicolasa Ruiz (Mexiko – 24′)
Ha – Regie: María Almendra Castro Camacho (Mexiko – 27′)
Xquipi (Ombligo) / The Naval – Regie: Juan Pablo Villalobos Díaz (Mexiko – 29′)
Quinzaine des cinéastes
Die Nebenreihe Quinzaine des cinéastes, bis 2022 Quinzaine des réalisateurs, wurde 1969 in Anlehnung an die ein Jahr zuvor stattgefundenen Mai-Unruhen ins Leben gerufen. Gezeigt werden französische und ausländische Kurz-, Mittel- und Langfilme. Im Jahr 2024 wurde in der Nebenreihe erstmals ein Publikumspreis verliehen werden.[32] Einen Ehrenpreis von der SRF, den Carrosse d’Or, erhielt 2024 die britische Filmemacherin Andrea Arnold.[33]
Als offizielles Festivalplakat wurde ein „skurriles“ Gemälde des japanischen Filmschaffenden und Malers Takeshi Kitano ausgewählt, der selbst 1996 in der Sektion mit seinem Spielfilm Kids Return vertreten war. Es soll „der Poesie und dem Humor“ seines Kinos Tribut zollen.[34]
Präsentiert wurden 22 Langfilme und 9 Kurzfilme. Als Eröffnungsfilm der Quinzaine des cinéastes wurde Ma vie ma gueule der 2023 verstorbenen Filmschaffenden Sophie Fillières ausgewählt, als Abschlussfilm Les pistolets en plastique von Jean-Christophe Meurisse.[35] Mit Histoires d’Amérique: Food, Family and Philosophy befand sich auch ein restaurierter und wenig bekannter Film von Chantal Akerman in der Auswahl.[36]
Die Sektion „ACID“ wurde 1993 von der Association for Independent Cinema and its Distribution ins Leben gerufen. Die Filmauswahl wurde am 16. April 2024 bekanntgegeben.[37]
Im Rahmen des jährlich parallel veranstalteten Filmmarkts von Cannes, Marché du film, kam es erstmals zu einer Zusammenarbeit mit dem taiwanischen Golden Horse Film Festival. Im Rahmen des neu aufgelegten Programms Golden Horse Goes To Cannes wurden die neuesten Spielfilmprojekte von fünf taiwanischen Regisseuren am 16. Mai intern vorgestellt:[38]
The Chronicles Of Libidoists – Regie: Yang Ya-che
Dead Talents Society – Regie: John Hsu
Kung Fu – Regie: Giddens Ko
A Foggy Tale – Regie: Chen Yu-hsun
Daughter’s Daughter – Regie: Huang Xi
Auszeichnungen (Auswahl)
Offizielle Auswahl
Wettbewerb – Bester Spielfilm
Die Preisverleihung fand am letzten Festivaltag statt:[39]
Meryl Streep erhielt den Ehrenpreis bei der Eröffnungsgala am 14. Mai 2024. Die US-amerikanische Schauspielerin erreichte im Laufe ihrer Karriere rekordträchtige 21 Oscar-Nominierungen und gewann die Trophäe drei Mal. Im Jahr 1989 erhielt sie in Cannes den Darstellerpreis für ihre Hauptrolle in dem Drama Ein Schrei in der Dunkelheit.[40] Laudatorin war die französische Schauspielerin Juliette Binoche, mit der Streep offiziell auch das Festival eröffnete.[41]
George Lucas erhielt seine Auszeichnung bei der abschließenden Preisgala am 25. Mai 2024.[42] Der US-amerikanische Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent präsentierte sein Spielfilmdebüt THX 1138 bei der Festivalauflage 1971 in der Nebenreihe Quinzaine des réalisateurs und kehrte in den folgenden Jahrzehnten in verschiedenen Funktionen immer wieder nach Cannes zurück.[43]
Das Studio Ghibli, bekannt für Anime-Produktionen wie Chihiros Reise ins Zauberland, Das wandelnde Schloss, Mein Nachbar Totoro oder Der Junge und der Reiher, wurde am 20. Mai mit einer Ehrenpalme ausgezeichnet. Es war das erste Mal, dass dieser Preis an eine kollektive Gruppe vergeben wurde. Die Auszeichnung nahm stellvertretend Gorō Miyazaki aus den Händen von Juan Antonio Bayona in Empfang, Jurymitglied des Hauptwettbewerbs und selbsterklärter Anime-Liebhaber. Mitbegründer Hayao Miyazaki konnte nicht nach Cannes reisen, bedankte sich aber in einer Videobotschaft für die Ehrung. Im Rahmen der Preisvergabe wurden vier Kurzfilme Hayao Miyazakis aufgeführt, von denen drei erstmals außerhalb Japans gezeigt wurden: Mei and the Kittenbus, Looking for a Home, Mr. Dough and the Egg Princess sowie Boro the Caterpillar.[44]
Caméra d’Or
Für den Juryvorsitz der Caméra d’Or, mit der sektionsübergreifend der beste Debütfilm beim Festival ausgezeichnet wird, wurde eine Doppelspitze bestehend aus der französischen Schauspielerin Emmanuelle Béart und dem belgischen Rapper und Filmemacher Baloji bestimmt. Komplettiert wurde die Jury durch den Fotografen Gilles Porte, die Regisseurin Zoé Wittock, die Filmeditorin Nathalie Chifflet und Pascal Buron.[45] Mit der Caméra d’Or preisgekrönt wurde der in der Sektion Un Certain Regard gezeigte Beitrag Armand von Halfdan Ullmann Tøndel.[17]
Unabhängig vergebene Preise
L’Œil d’or
Der mit 5000 Euro dotierte Preis L’Œil d’or (dt.: „Das Goldene Auge“) wird seit 2015 an einen Dokumentarfilm aus der offiziellen Auswahl vergeben. Die Auszeichnung wurde vom Filmfestival von Cannes und LaScam gestiftet, der französischsprachigen Gesellschaft für Sachbuchautoren. Als Jurypräsident wurde dieses Jahr der französische Dokumentarfilmer Nicolas Philibert bestimmt.[46] Weitere Jurymitglieder waren die französisch-senegalesische Regisseurin Dyana Gaye, die Leiterin des Internationalen Filmfestivals von Thessaloniki Elise Jalladeau aus Frankreich, die französisch-iranische Schauspielerin Mina Kavani und Francis Legault, Vorsitzender bei Radio-Canada Première.[47] Den Preis teilten sich ex aequo Ernest Cole, Lost and Found von Raoul Peck (Sonderaufführung) und der in der Sektion Semaine de la critique gezeigte Beitrag Rafaat einy ll sama (The Brink of Dreams / Les filles du Nil) von Nada Riyadh und Ayman El Amir.[39]
Queer Palm
Mit der Queer Palm werden seit 2010 sektionsübergreifend Filme geehrt, die LGBTQ+-Themen adressieren. Der diesjährigen Jury saß der belgische Filmemacher Lukas Dhont vor, Gewinner der Queer Palm 2018 für Girl und des Großen Preises der Jury 2022 für Close.[48] Als bester queerer Film wurde der im Hauptwettbewerb gezeigte Trei kilometri până la capătul lumii von Emanuel Parvu geehrt.[39]