Der Ingeborg-Bachmann-Preis 2022 war der 46. Wettbewerb um den Literaturpreis im Rahmen der Tage der deutschsprachigen Literatur.[1] Gewinnerin des Hauptpreises wurde Ana Marwan.
Die Lesungen wurden erstmals von der Bühne im Garten in den Saal übertragen, wo sich die Jury beriet. Ihre Debatte wurde wiederum in den Garten zurück übertragen. Das Publikum konnte sowohl im Garten als auch im Saal Platz nehmen. Die Darstellung der Jury auf dem Bildschirm ähnelte einer Videokonferenzplattform.
Neu war auch die Punktevergabe: Entgegen der bisher üblichen Praxis einer Live-Abstimmung, fiel die Entscheidung bereits am Vorabend. Die Jury konnte mittels eines Punktesystems für die Texte abstimmen. Jedes Mitglied konnte einmalig vier, drei, zwei und einen Punkt vergeben. Die Auswertung erfolgte anschließend über einen Justiziar, der die Gewinnerin des Hauptpreises und die Gewinner der weiteren Preise am letzten Tag bekannt gab.[2][3]
Die Klagenfurter Rede zur Literatur wurde von der österreichisch-kroatischen Schriftstellerin Anna Baar unter dem Titel Die Wahrheit ist eine Zumutung gehalten. Baar behandelte in der Rede verschiedene Methoden, sich die Wahrheit zuzurichten – und erinnerte unter anderem an den früheren Landeshauptmann Jörg Haider und den Kinderarzt Franz Wurst, dessen Heilpädagogikabteilung am Landeskrankenhaus Klagenfurt eine „Seelenmordanstalt“ gewesen sei.[4][5]
Autoren
Die zur Lesung Eingeladenen wurden am 24. Mai 2022 bekanntgegeben.[6] Die Auslosung der Lesereihenfolge erfolgte am 22. Juni 2022.
Erster Lesetag
Hannes Stein (USA), Die königliche Republik, eingeladen von Vea Kaiser
Eva Sichelschmidt (D), Der Körper meiner Großmutter, eingeladen von Mara Delius
Leon Engler (D/A), Liste der Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten, eingeladen von Philipp Tingler
Alexandru Bulucz (D/ROM), Einige Landesgrenzen weiter östlich, von hier aus gesehen, eingeladen von Insa Wilke
Andreas Moster (D), Der Silberriese, eingeladen von Vea Kaiser
Zweiter Lesetag
Ana Marwan (SLO), Wechselkröte, eingeladen von Klaus Kastberger
BKS-Publikumspreis und Stadtschreiber-Stipendium der Stadt Klagenfurt (dotiert mit 7000 Euro sowie 5000 Euro): Elias Hirschl
Die Publikumsabstimmung zur beliebtesten Bachmannpreis-Jurorin des Jahrganges, organisiert von der Website Literatur-Café, gewann Brigitte Schwens-Harrant.[7]
Literatur
Bozena Anna Badura: Die „Wechselkröte“ gewinnt den Bachmannpreis 2022. Ana Marwan überzeugt die Jury mit ihrem feinen Porträt einer Eremitin. In: literaturkritik.de. 27. Juni 2022 (literaturkritik.de).
Sophie Passmann: Total Bock auf Literatur? Immer so furchtbar halbironisch: Wenn der Ingeborg-Bachmann-Preis eine Zukunft haben will, muss es professioneller zugehen. In: Die Zeit. Nr.27, 30. Juni 2022, S.52.