Das Indo-Parthische Königreich bestand im ersten nachchristlichen Jahrhundert in der Gegend des heutigen Sistan und Pakistan. Der Gründer war wohl Gondophares. Die Hauptstadt war zunächst Taxila, am Ende des Reiches lag sie in der Gegend von Kabul.
Die Geschichte des Reiches kann fast nur aus den Münzen erschlossen werden. Es gibt nur wenige direkte schriftliche Quellen zu ihnen. Die Indo-Parther sind möglicherweise mit den Pahlavas in einigen indischen Quellen zu identifizieren.[1] Die Münzen sind teilweise parthisch und hellenistisch beeinflusst. Es werden Zeus und Athene genannt, die Vorderseite zeigt ein Bild des jeweiligen Herrscher, aber auch der indische Gott Shiva tritt auf einigen Münzen zur Zeit Gondophares in zweiarmiger Gestalt auf. Die Legenden sind auf Griechisch und Kharoshti, später auch in Pahlavi.
Geschichte
Um 20 n. Chr. machte sich der parthische Fürst Gondophares von den Parthern unabhängig, erklärte sich zum König und begann eigene Münzen zu prägen. Unter seiner Herrschaft, die knapp 30 Jahre dauerte, erlangte das Reich auch seine größte Macht und umfasste neben den oben genannten Stammgebieten auch das Kabul-Tal und den Punjab. Schon unter seinem Nachfolger gab es Verfallserscheinungen. Der Nachfolger Gondophares' war vielleicht sein Neffe Abdagases I. (ca. 50 – 65). Er war in erster Linie Feldherr, nicht jedoch König. Unter ihm verlor das Reich bereits wieder an Macht und Größe; die Hauptstadt wurde in die Nähe von Kabul verlegt. Nord-Indien wurde von den Kuschan erobert und das Reich beschränkte sich von nun an fast nur auf das heutige Afghanistan. Der letzte Herrscher Pakores (ca. 100–135) regierte in Sakastan und Turan. Der Shatavahana-Herrscher Gautamiputra Sātakarni (ca. 106–130) bezeichnete sich schließlich als Sieger über die Indo-Parther, die Griechen und die Saken. Er scheint das Reich endgültig vernichtet zu haben, wobei es aber wohl größtenteils im Kuschanreich aufging.
Ainslie T. Embree, Friedrich Willhelm: Indien. Geschichte des Subkontinents von der Induskultur bis zum Beginn der englischen Herrschaft (= Fischer Weltgeschichte. 17). Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1967.
↑M. R. Singh: Geographical Geographical Data in Early Purāṇas. A Critical Study. Punthi Pustak, Kalkutta 1972, S. 135; The Laws of Manu (= The Sacred Books of the East. 25). Translated with Extracts from seven Commentaries by Georg Bühler. Clarendon Press, Oxford 1886, S. CXV; Edward James Rapson: Catalogue of the Coins of the Andhra Dynasty, the Western Kṣatrapas, the Trsikūṭaka Dynasty, and the “Bodhi” Dynasty (= Catalogue of Indian Coins in the British Museum.). The Trustees of the British Museum, London 1908, S. XXXVII, Fußnote 2.