Erstmals entdeckt wurde das Mineral durch den neuseeländisch-amerikanischen Mineralogen Colin Osborne Hutton (1910–1971) in den Brandungssanden der „Gillespie's Beach“ des Salt Water Creek im South Westland District an der Westküste der Südinsel von Neuseeland. Er übergab Adolf Pabst einen Teil des aus den Sanden konzentrierten Minerals zur Analyse, das aus mehreren hundert winzigen Körnern mit maximal 0,2 mm Durchmesser und einem Gesamtgewicht von einigen hundertstel Gramm. Die Analyse und Erstbeschreibung führte hauptsächlich Pabst durch, der vorschlug, das Mineral nach dessen Entdecker Huttonit zu nennen.[8]
Da der Huttonit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Huttonit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[2] Die ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Huttonit lautet „Ht“.[1]
Klassifikation
Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Huttonit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“, wo er zusammen mit dem 2016 diskreditierten Tombarthit-(Y) die „Huttonit-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/A.08 bildete.
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/A.11-010. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Inselsilikate mit [SiO4]-Gruppen“, wo Huttonit zusammen mit Tombarthit-(Y) die unbenannte Gruppe VIII/A.11 bildet.[4]
Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Huttonit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Inselsilikate“ ein. Auch hier ist er als Namensgeber der „Huttonitgruppe“ mit der System-Nr. 51.05.03 und dem weiteren Mitglied Tombarthit-(Y) innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate: SiO4-Gruppen nur mit Kationen in >[6]-Koordination“ zu finden.
Unter UV-Licht mit kurzer Wellenlänge zeigen manche Huttonite eine weiße bis schwach rosa getönte Fluoreszenz.
Modifikationen und Varietäten
Die Verbindung Th[SiO4] ist dimorph, das heißt, sie kommt in der Natur neben dem monoklin kristallisierenden Huttonit noch als tetragonal kristallisierender Thorit vor.
Bildung und Fundorte
Über die genauen Bildungsbedingungen ist bisher nichts bekannt, da der Huttonit bisher nur aus verschiedenen Küstensanden herausgefiltert werden konnte. An seiner Typlokalität „Gillespie’s Beach“ trat das Mineral in Paragenese mit gediegenGold, Ilmenit, titanhaltigem Kassiterit, Scheelit und Uranothorit auf.[6]
Als seltene Mineralbildung konnte Huttonit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 40 Fundstätten dokumentiert sind.[12] Seine Typlokalität „Gillespie’s Beach“ auf der Südinsel ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Neuseeland.
In Deutschland fand sich Huttonit bisher nur am Laacher See und bei Glees sowie an mehreren Stellen in der Umgebung von Mendig und am Krufter Ofen in der Gemeinde Kruft in der rheinland-pfälzischen Vulkaneifel.
Innerhalb von Europa kennt man das Mineral unter anderem aus
Pool in der Grafschaft Cornwall in England (Vereinigtes Königreich)
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Ägypten, Australien, Indien, Kirgisistan, Mexiko, Nepal, Russland, Südafrika, Ungarn und in den Vereinigten Staaten von Amerika (Nevada, Wisconsin).[13]
A. Pabst, C. Osborne Hutton: Huttonite, a new monoclinic thorium silicate with an account of its occurrence, analysis, and properties. In: American Mineralogist. Band36, 1951, S.60–69 (englisch, rruff.info [PDF; 343kB; abgerufen am 18. März 2023]).
Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band37, 1952, S.359–362 (englisch, rruff.info [PDF; 241kB; abgerufen am 18. März 2023]).
Mark Taylor, Rodney C. Ewing: The crystal structure of the ThSiO4 polymorphs: huttonite and thorite. In: Acta Crystallographica. B34, 1978, S.1074–1075, doi:10.1107/s0567740878004951 (englisch).
Huttonite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 18. März 2023 (englisch).
↑ abcdeHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.543 (englisch).
↑ abcd
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abcdefg
Huttonite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 81kB; abgerufen am 18. März 2023]).
↑ abcdeHuttonite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 18. März 2023 (englisch).
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A. Pabst, C. Osborne Hutton: Huttonite, a new monoclinic thorium silicate with an account of its occurrence, analysis, and properties. In: American Mineralogist. Band36, 1951, S.60–69 (englisch, rruff.info [PDF; 343kB; abgerufen am 18. März 2023]).