Seit 1995 ist Homosexualität in Albanien legal.[1] Das Gesetz zur Legalisierung und zur Aufhebung von Artikel 137 des albanischen Strafgesetzbuches wurde am 20. Januar 1995 vom albanischen Parlament verabschiedet. Das Schutzalter liegt einheitlich bei 14 Jahren.
Antidiskriminierungsgesetze
Seit 2010 besteht ein Antidiskriminierungsgesetz zum Schutz der sexuellen Orientierung. Als EU-Beitrittskandidat hat Albanien die europäischen Antidiskriminierungsregeln entsprechend umsetzen müssen, um Mitglied der Europäischen Union werden zu können.[2] Das europäische Recht verbietet eine Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung in den Bereichen Beschäftigung, Bildung, Eigentum, Gesundheitswesen sowie Zugang zu Waren und Dienstleistungen.
Das Gesetz wird von Vertretern von Organisationen der Homosexuellen eher als Papiertiger bezeichnet.[3]
Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare
In Albanien ist weder eine gleichgeschlechtliche Ehe noch eine eingetragene Partnerschaft gesetzlich zugelassen. Im Juli 2009 kündigte die albanische Regierung von Sali Berisha einen Gesetzentwurf zur gleichgeschlechtlichen Ehe an,[4][5] der wegen des Widerstands in der Gesellschaft – insbesondere wegen der lauten Kritik von Vertretern der muslimischen, orthodoxen, katholischen und evangelischen Religionsgemeinschaften – vom Parlament nicht umgesetzt wurde.[2]
Die derzeitige sozialistische Regierung unter Ministerpräsident Edi Rama hat erklärt, eine neue Initiative für eingetragene Partnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare zu unterstützen.[6]
Gesellschaftliche Situation
In Albanien gibt es keine offen homosexuelle Community. Aufgrund der geringen Bevölkerungszahl des Landes und der gesellschaftlichen Stimmungslage haben sich selbst in der Hauptstadt Tirana bisher keine Treffmöglichkeiten wie Schwulenkneipen oder Lesbenbars entwickelt. Homosexuelle treffen sich zumeist privat und organisieren sich über Facebook.
Eine 2012 erstmals geplante Gay-Pride-Demonstration musste kurzfristig abgesagt werden, nachdem auch von Regierungsvertretern massive Drohungen ausgesprochen worden waren. Einige wenige Aktivisten veranstalteten stattdessen einen Tag vor dem geplanten Umzug eine Fahrrad-Demonstration, bei der erstmals öffentlich ein Zeichen für die Sichtbarkeit von Homosexualität gesetzt wurde. Trotz Polizeischutz bewarfen einige Jugendliche die Teilnehmer mit Rauchbomben.[7] Seither steigerte sich die Anerkennung Homosexueller nach eigenen Angaben deutlich, sowohl gesellschaftlich als auch politisch. Sie sind besser organisiert und haben regelmäßige Präsenz in den Medien. Xheni Karaj und Kristi Pinderi sind die bekanntesten LGBT-Aktivisten in Albanien, die auch regelmäßig Aktivitäten organisieren.[3]
Laut European Social Survey von 2013 ist Albanien das homophobste Land Europas.[8] Bekennende Homosexuelle werden von ihren Familien oft ausgegrenzt oder schikaniert.[3] 2016 wurde von Beobachtern allerdings ein allmählicher Liberalisierungsprozess beschrieben.[9]
Am 17. Mai 2014 fand in Tirana eine weitere Demonstration der LGBT-Aktivisten statt. Es wurden, wie auch in den Folgejahren, keine Zwischenfälle registriert.[10][11]
In Tirana wurde 2014 eine erste Notunterkunft für Homosexuelle eröffnet, die aus dem Zuhause Vertriebenen eine Zuflucht bietet.[12] Es ist die erste solche Einrichtung im Westbalkan.[13]
Gespräch mit Kristi Pinderi und Xheni Karaj, bekannten LGBT-Aktivisten in Albanien. In: Deutsch-Albanische Freundschaftsgesellschaft (Hrsg.): Albanische Hefte. Nr.4, 2013, ISSN0930-1437, S.17–22 (Übersetzung eines Gesprächs mit dayagainsthomophobia.org vom April 2013).
Franziska Tschinderle: Unterwegs in Albanien. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2020, ISBN 978-3-7701-6635-0, Don’t kill love! – LGBT-Rechte in Albanien, S.113–122.
↑Dan Beeson: Albania is the „most anti-gay“ country in Europe. In: Gay Star News. 26. März 2013, archiviert vom Original am 21. Mai 2013; abgerufen am 25. Mai 2014 (englisch): „Albania is being called the most homophobic European country with 53 % of participants are against homosexuality, according to a new survey published today“
↑Dewi van de Weerd: Courage is what it takes...and perseverance. In: Netherlands Embassy in Tirana. Mai 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Mai 2016; abgerufen am 27. Mai 2016 (englisch, Blog der Botschafterin).