Holčovice liegt als Straßendorf ausgebreitet im Tal der Goldoppa auf einer Meereshöhe von etwa 600 m ü. d. M.
Ortsgliederung
Die Gemeinde Holčovice besteht aus den Ortsteilen Dlouhá Ves (Langendorf), Hejnov (Heindorf), Holčovice (Hillersdorf), Jelení (Hirschberg), Komora (Kammer) und Spálené (Kuttelberg). Der Ortsteil Holčovice gliedert sich in die Ortslagen Dolní Holčovice (Nieder Hillersdorf) und Horní Holčovice (Ober Hillersdorf). Komora besteht aus Stará Komora (Alt-Kammer) und Nová Komora (Neu-Kammer).
Geschichte
Zum ersten Mal wurde Hillersdorf im Jahre 1377 erwähnt. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ging die Ortschaft zugrunde und wurde im Jahre 1550 neu gegründet. Die Gründungsurkunde wurde durch Albrecht von Füllstein auf Geppersdorf und Gotschdorf anno 1558 am Mittwoch nach Allerheiligen ausgestellt. Die Poppmühle wurde 1556 von Simon Mayer erbaut und bestand bis 1919. Die erste evangelische Kirche wurde in den Jahren 1604 und 1605 ganz aus Holz erbaut. Im Jahre 1691 hatte die Gemeinde bereits 690 Einwohner, davon 193 Katholiken und 497 Evangelische nach Augsburger Konfession. Im Jahre 1835 wurde die Bezirksstraße von Olbersdorf entlang der Goldoppa nach Hermannstadt gebaut. 1836 wurde das Gemeindegebiet im Franziszeischen Kataster erfasst. Eine weitere Bezirksstraße, die nach Karlsthal führte, entstand 1872. Im Adressbuch der Tschechoslowakischen Republik von 1932 werden 1338 Einwohner verzeichnet. Hillersdorf war eine konfessionell gemischte Gemeinde und gehörte zwischen 1938 und 1945 dem Landkreis Jägerndorf des Großdeutschen Reiches an. Die deutschen Bewohner wurden aufgrund der Beneš-Dekrete vom 25. Oktober 1945 enteignet und im September 1946 vertrieben.
Bürgermeister
1850 bis 1852 Johann Lehnert, Arzt
1852 bis 1864 Johann Hornig, Müller
1864 bis 1867 Johann Groß, Müller
1867 bis 1870 Karl Pflüger, Bäckermeister
1870 bis 1876 Ernst Heider, pens. Hauptmann
1876 bis 1879 Ernst Scharbert, Müller
1879 bis 1882 Eduard Machetanz, Grundbesitzer
1882 bis 1902 Albert Muhr, Spielwarendrechsler
1902 bis 1919 Guido Pflüger, Gerberei- und Gasthofbesitzer
Evangelische Kirchengemeinde
Nach der Schlacht am Weißen Berg im Jahre 1620 wurden evangelische Gottesdienste verboten und die Pastoren vertrieben. Die evangelischen Bewohner wurden nur noch geduldet und Ketzer genannt. Nach Erlass des Toleranzpatents 1782 konnte sich in Hillersdorf wieder eine evangelische Gemeinde bilden. Ab 1782 existieren evangelische Kirchenmatriken. Jede Taufe, jede Trauung und jeder Todesfall musste aber zusätzlich beim katholischen Pfarramt angezeigt, dort eingetragen und hierfür die Stolgebühr abgeführt werden. Erst mit Hofdekret vom 26. November 1829 sind die nichtkatholischen Seelsorger ermächtigt worden, Geburts-, Trau- und Sterbematriken in ihrem Kirchsprengel zu führen. Weiterhin hatten sie aber von jeder Eintragung einen genauen Auszug dem katholischen Pfarramt zuzustellen, damit der Fall auch in der katholischen Matrik vermerkt werde. Tauf-, Trau- und Totenscheine erhielten erst mit katholischer Genehmigung ihre Gültigkeit. Religiöse Gleichberechtigung wurde erst am 8. April 1861 durch das sogenannte Protestantenpatent durch Kaiser Franz Joseph I. gewährt.
Der Grundstein für die Evangelisch-Lutherische Toleranzkirche Augsburger Bekenntnis wurde am 10. April 1782 gelegt. Das Gebäude wurde am 20. Oktober 1782 eingeweiht. Der Turm wurde zwischen 1849 und 1851 erbaut (die erste Glocke wurde zu Weihnachten 1850 in den Turm eingehängt). Im Jahr 1880 wurden dem Turm Uhren hinzugefügt. Die Kirche wurde nach 1948 dem Verfall überlassen und im Dezember 1974 von den Kommunisten gesprengt.[2]
Folgende evangelische Pastoren haben in Hillersdorf den Kirchendienst ausgeübt:
1605 Johannes Conradus
1782–1808 Ernst Ludwig Schubert aus Teschen
1808–1822 Ernst Tobias Schubert, Sohn des Vorgängers
1822–1823 Administrator Traugott Jurscha
1823–1828 Franz Samuel Stromsky
1828–1836 Gustav Heinrich Klapsia
1837–1870 Karl Theodor Delorme
1871–1877 Johann Wilhelm Sohlich
1878–1882 Julius Kolatschek
1882–1884 Pastor Heinrich Hübner aus Troppau
1884–1919 Dobroslav St. Novak
1920–1945 Bernhard Haase
Außer einem Pastor waren zeitweise bis zu zwei Vikare in der evangelischen Kirchengemeinde Hillersdorf tätig. Im Jahre 1862 zählte die Kirchengemeinde 3971 Protestanten, wovon 1671 in Hillersdorf, 1463 in Kuttelberg und Kammer und 715 in Hirschberg wohnten.
Katholische Kirchengemeinde
1787–1792 Anton Schustaczek
1792–1797 Paul Gambs
1797–1807 Franz Kristinus
1807–1810 Johann Weiser
1811–1823 Ignaz Waymann
1823–1838 Mathäus Eichinger
1838–1852 Florian Ihm
1852–1872 Johann Salzmann
1872–1887 Konrad Blazek
1887–1889 Anton Dolezel
1889–1894 Franz Zmeskal
1895–1900 Ferdinand Medek
1901–1903 Alfons Pric
1903–1907 Paul Reimann
1907–1823 Felix Gerich
1923–1938 Josef Mikulik
1938–1946 waren tätig A.Fischer, J. Obrussnik, J.Gladoks, R. Blang und Th. Schindler.
1946–1947 Otakar Drtilek
1947–1949 Mikulas Richter
1949–1949 V. Schneider
ab 1949 Josef Spacil
1862 zählte die katholische Kirchengemeinde 2086 Mitglieder. Die erste Kirchenmatrik wurden 1687 angelegt. Nach der Einführung der Hausnummer durch Maria Theresia wurde diese ab August 1770 auch in den Kirchenbüchern verzeichnet.
Söhne und Töchter der Gemeinde
Karl Türk (1840–1908), Reichsratsabgeordneter, Landtagsabgeordneter, Schriftsteller.
Dobroslav St. Novak (1884–1919), evangelischer Pfarrer
Eduard Mücke (1813–1882), evangelischer Pfarrer, Theologiestudium in Wien, Pfarrer in Neukematen (Oberösterreich), Ramsau am Dachstein und Schladming (Steiermark), evangelischer Senior (Steiermark), verheiratet mit Cornelia Leopoldine Wimmer (Tochter von Gottlieb August Wimmer)