Altstadt ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zu konkreteren Bedeutungen, siehe Altstadt (Begriffsklärung).
Unter einem historischen Stadtkern (auch historischer Ortskern oder allgemeinsprachlich Altstadt) versteht man den entweder siedlungsgeschichtlich oder denkmalpflegerisch wertvollen Bestand eines Stadtkernes, der weitestgehend seine ursprüngliche Bausubstanz und sein Stadtbild durch die Jahrhunderte hindurch bewahren konnte, wie z. B. die Altstadt von Regensburg
Allgemein werden die ältesten zusammenhängenden Teile einer Stadt als historischer Stadtkern bezeichnet, vor allem bei vor-modernistischen Städten (also vor dem 20. Jahrhundert erbaute Stadtkerne). Als historische Stadtkerne werden auch die ältesten Bestandteile von Stadtteilen bezeichnet, die später mit einer anderen Stadt zusammenwuchsen oder eingemeindet wurden, wie etwa Cölln gegenüber Alt-Berlin, Spandau im Westteil und Alt-Köpenick im Ostteil Berlins, der Essener Stadtteil Kettwig, Frankfurt-Höchst, die Prager Kleinseite oder der Budapester Stadtteil Buda.
Zu einem historischen Stadtkern gehören ebenfalls Vorortkerne aus nach-mittelalterlichen Epochen bis zur Gründerzeit. Dabei soll der historische Stadtgrundriss mit seinem charakteristischen Ortsbild (Straßen, Plätze, Parzellen, ablesbare Gebietsumgrenzung) noch erhalten und eine historische Bausubstanz, die teilweise oder ganz unter Denkmalschutz steht, vorhanden sein. Geprägt wird der historische Stadtkern durch seine öffentlichen Bauten, wie Kirchen, Burg, Schloss, Festung, Rathaus, Speicher, Patrizier-Hausburgen mit Geschlechtertürmen durch seine Stadtsilhouette, die öffentlichen Räume (Plätze, Straßenräume, Grün- und Wasserflächen) und seine Topografie in einer Kulturlandschaft. Die Erscheinung in ihrer Gesamtheit wird auch als Stadtbild bezeichnet.
Der historische Stadtkern ist der siedlungsgeschichtlich älteste Teil und zeichnet sich durch sehr dichte Bebauungsstrukturen, meistens durch verwinkelte Gassen und historische Bauten, wie Fachwerkhäuser, aus. Auf Karten ist der historische Stadtkern oft daran erkennbar, dass er von Straßen oder Orten umgeben ist, die auf die Existenz einer Stadtmauer oder Befestigungsanlagen hindeuten (Straßen mit Tor, Mauer oder Wall im Namen). Diese Merkmale entstanden aus den mittelalterlichen Städten, die von Befestigungen wie Wällen und Mauern umgeben waren. Der Rest der Stadt ist dann in der Regel um den eingefriedeten Stadtkern herumgewachsen.
Oft bildet er den von Touristen besuchten und von den Bewohnern gezeigten Bereich der Stadt. Fußgängerzonen, strenge Bauvorschriften und Schutzbestimmungen versuchen diesem Umstand Rechnung zu tragen. Aufgrund der Vorstellung, dass der historische Stadtkern auch die City der Stadt verkörpert, führt dies unweigerlich zu Zielkonflikten zwischen wirtschaftlichen Erfordernissen und denkmalpflegerischen Schutzbemühungen. Der gegenwärtige Trend, Shoppingzentren außerhalb des historischen Ortskernes an verkehrstechnisch günstigeren Standorten (Autobahnanschluss) zu errichten, entlastet den historischen Kern vom Wirtschaftsdruck, ergibt eine geringe Bevölkerungsdichte und schwächt die finanzielle Potenz.
Der Begriff Altstadt dient innerhalb historischer Stadtkerne zur Abgrenzung von Stadterweiterungen (die dann oft Neustadt heißen) zu einem zum Zeitpunkt der Erweiterung bereits vorhandenen Stadtgebiet. Auch als offizieller Name von Verwaltungseinheiten oder Stadtvierteln wird der Begriff verwendet. Beispiele dafür sind die Altstadt von Königsberg, von Salzburg, Frankfurt-Altstadt oder die Prager Altstadt.
In Deutschland werden Gemeinden mit einem historischen Stadtkern durch das Programm Städtebaulicher Denkmalschutz im Rahmen der Städtebauförderung unterstützt.[1] In Brandenburg gibt es die Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“. Am 9. Juni 2010 teilte der Bundesminister Peter Ramsauer den Mitgliedern des Bundestagsausschusses für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung mit, dass die Bundesmittel für die Städtebauförderung in den Folgehaushalten um 50 % gekürzt werden sollen – der städtebauliche Denkmalschutz wäre davon im Umfang von 50 Millionen Euro pro Jahr betroffen. Diese Mittel werden üblicherweise von Ländern, Kommunen und fördernden Institutionen projektergänzend auf die doppelte bis dreifache Summe erhöht – sie entfielen dann ebenfalls. So warnte Gottfried Kiesow als damaliger Vorsitzender der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in einer Presseerklärung vor einem Kahlschlag. „Die von Bundesminister Ramsauer angekündigte Halbierung der Programmmittel in der Städtebauförderung ist ein Fehler. Die Kürzung gefährdet den Erhalt unseres kulturellen Erbes“.[2][3]
Besonders erwähnenswert sind zum einen die Städte, deren Stadtkerne zum UNESCO-Welterbe zählen: Graz (Residenzstadtkern), Salzburg (Residenzstadtkern) und Wien (Innenstadt und Ringstraße). Zum anderen bieten auch die meisten weiteren Landeshauptstädte (z. B. Linz oder Innsbruck) einen hervorragend erhaltenen historischen Stadtkern.
Kleinere Städte mit historischen Stadtkernen haben sich zu den Kleinen historischen Städten zusammengeschlossen.[4] Derzeit gehören dieser Vereinigung die folgenden Städte an:
Karl Kühn: Die schöne Altstadt. Ihr Schutz, ihr Umbau, ihre Verkehrsverbesserung. Eine Untersuchung zur praktischen Auswertung der Erkenntnis vom Wesen der alten Stadt. Ernst & Sohn, Berlin 1932 (Digitalisat).
Uwe Kieling, Gerd Priese (Hrsg.): Historische Stadtkerne. Städte unter Denkmalschutz. VEB Tourist Verlag, Berlin/Leipzig 1989, ISBN 3-350-00288-9.
Michael Kaiser (Red.): Das Erbe der Welt. Die faszinierendsten Kultur- und Naturmonumente der Erde. Nach der Konvention der UNESCO. Kunth, München 2003, ISBN 3-933405-96-3
Historische Städte in Deutschland. Stadtkerne und Stadtbereiche mit besonderer Denkmalbedeutung; eine Bestandserhebung. Erarbeitet von der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland. Imhof, Petersberg 2006, ISBN 978-3-86568-646-6.