Der Hindukusch (persisch هندوکش) ist ein Gebirge in Zentralasien. Bei den Geographen der Antike wurde er auch als Parapanisos bzw. Paropamisos bezeichnet.[1] Er liegt größtenteils in Afghanistan, der östliche Teil mit den höchsten Gipfeln liegt in Pakistan. Im äußersten Osten verläuft er entlang der pakistanisch-chinesischen Grenze. Der höchste Berg ist der Tirich Mir (7708 m).
Die Herkunft des Namens Hindukusch („Hindu-Mörder“) wird von dem Forschungsreisenden Ibn Battūta (1304–1377) auf die zahlreichen Hindu-Sklaven zurückgeführt, die bei ihrem Weg von Indien nach Turkestan in diesen Bergen ums Leben kamen. Ursprünglich bezog sich der Name wohl nur auf die Bergkette nördlich von Kabul.[2]
Der größte Teil des Hindukusch liegt in Afghanistan und besteht aus trockenen, ca. 4000 bis 5000 m hohen Bergen. Die Hauptkette des Hindukusch in der Grenzregion zu Pakistan ist dagegen ein mit dem Himalaya vergleichbares Hochgebirge mit bis zu 20 km langen Gletschern. Gelegentlich wird der Hindukusch als Teil des Himalaya betrachtet oder die beiden Gebirge werden zusammen mit dem Karakorum zur geologischen GebirgseinheitHindukusch-Karakorum-Himalaya-Kette (HKH) vereint. Ebenfalls mit HKH abgekürzt wird die Hindukusch-Himalaya-Region, eine länderübergreifende Entwicklungsregion in Südasien.[3][4][5] Zudem ist der Hindukusch (Östlicher und zentraler Teil immer, westlicher Teil je nach Autor) Teil des kontinentalen Gebirgssystems Hochasien.
Die Ausdehnung des Hindukusch beträgt in Ost-West-Richtung rund 800 km, in der Breite variiert sie zwischen 50 und 350 km.[6] Obwohl die Encyclopædia Britannica ebenfalls eine Ausdehnung von 800 km nennt, erklärt sie in ihrem Artikel weiter unten, dass eine Festlegung der östlichen und westlichen Grenze des Hindukusch schwierig und nicht eindeutig ist. Anschließend führt sie folgende Unterteilung mit Grenzen auf:[7]
Mittlerer Hindukusch: vom Dorah-Pass bis zum Shibar-Pass nordwestlich von Kabul
Westlicher Hindukusch: vom Shibar-Pass bis zur Stadt Herat an der Grenze zum Iran und darüber hinaus. Dies würde die gesamten fächerförmigen Gebirgszüge in Zentral-Afghanistan wie beispielsweise den Koh-e Baba mit einschließen. Dann wäre der Hindukusch 1.100 bis 1.200 km lang.
Im Nordosten ist das Gebirge zum Pamir durch den Pjandsch und dessen Quellfluss Wachandarja begrenzt. Über den Wakhjir-Pass zwischen Afghanistan und China schließt sich das Tal des Taxkorgan an. Diesem folgt die Grenze flussabwärts Richtung Osten bis zum Zufluss eines unbekannten Flusses aus Richtung Süden, was den nordöstlichsten Punkt des Hindukusch darstellt (Koordinaten37.22493475.375245). In diesem Tal flussaufwärts Richtung Süden verläuft auch der Karakorum Highway – hier als die chinesische Nationalstraße G314, die den äußersten Osten des Hindukusch darstellt. Die Grenze verläuft der Straße folgend bis zum Kunjirap-Pass (Koordinaten36.84830775.423546), der den Übergang zum Karakorum darstellt. Die Grenze Hindukusch-Karakorum geht nun weiter Richtung Westen dem Highway folgend das gesamte Kunjirap-Tal flussabwärts bis zu dessen Vereinigung mit dem Kilik (Koordinaten36.74291666666774.824444444444). Hier verlässt die Grenze die Straße und geht das Kilik-Tal hinauf. Über den Kermin-Pass (Koordinaten36.82222222222274.645833333333) wechselt die Grenze in das südliche Nachbartal des Chapursan. Dort weiter flussaufwärts bis zum Chillinji-Pass (Koordinaten36.8007674.06116). Danach kurz hinunter ins Karambar-Tal. Ab hier beginnt die südliche Grenze zum Hinduraj. Diese verläuft zunächst das Tal hinauf bis zum Karambar-Pass (Koordinaten36.87944473.674444). Westlich davon folgt die Grenze dem Yarkhun flussabwärts, bis dieser in den Mastuj (Koordinaten36.28424472.502152) und dieser wiederum in den Kunar (auch „Chitral“) (Koordinaten35.902471.81046) mündet. Dieser passiert die Grenze von Pakistan nach Afghanistan, bis er schließlich bei Dschalalabad in den Fluss Kabul (Koordinaten34.40209470.53669) fließt. Dschalalabad liegt an den südlichsten Ausläufern des Hindukusch. Die Grenze verläuft weiter den Fluss Kabul flussaufwärts.
Im Südwesten grenzt der Hindukusch an die Gebirgsketten Zentral-Afghanistans, unter anderem den Koh-e Baba.
Auswirkungen des Klimawandels
Die globale Erwärmung hat Einfluss auf das Klima des Hindukusch. Eine Studie von Philippus Wester et al. aus dem Jahr 2019, an der mehr als 350 Forscher beteiligt waren, kommt zu dem Ergebnis, dass selbst beim Erreichen des 1,5-Grad-Ziels aus dem Pariser Übereinkommen etwa ein Drittel der Eisflächen des Himalaya und Hindukusch verloren gehen wird. Da sich die Wasserversorgung von beinahe zwei Milliarden Menschen aus den Gletschersystemen speist, könnte es bei Bewahrheitung des Klimamodells zu schwerwiegenden Folgen für die Bevölkerung kommen.[8] Der Klimatologe Philippus Wester kommentiert seine Erkenntnisse wie folgt: „Die globale Erderwärmung ist dabei, die eisigen, mit Gletschern bedeckten Gipfel des [Hindukusch-Himalaya], die sich über acht Länder erstrecken, innerhalb von etwas weniger als einem Jahrhundert in kahle Felsen zu verwandeln.“[9]
Berge
Höchste Berge
Der höchste Berg ist über 7700 m hoch.[10]
Eine Auswahl:
Der Hindukusch gehört zu den Faltengebirgen, die mit dem Eindringen der Indischen Platte in das zentralasiatische Festland aufgeworfen werden, und ist geologisch noch relativ jung. Sein Wachstum hält an.
Karl Jettmar: Cultures of the Hindukush. Steiner, Wiesbaden 1974, ISBN 3-515-01217-6.
Heinrich F. J. Junker; Bozorg Alavi: Wörterbuch persisch-deutsch. Langenscheidt, Leipzig / Berlin / München / Wien / Zürich / New York 1992.
Ali Akbar Dehkhoda, Mohammad Moin, Jafar Shahidi u. a.: Loghat Nāmeh Dehkhodā. Dāneshgāh Tehrān (Universität Teheran), 1991.
Al Qanun al Masudi. 3 Bände, Hyderabad 1954, Bd. 1 S. 4–5
E. Sachau (Hrsg.): Ta’ rih al-Hind. London 1887.
Eng. Übersetzung von E. Sachau: Alberuni’s Indi. London 1888 (Bd. 1) und 1910 (Bd. 2)
M. Krause: Albiruni, ein iranischer Forscher. In: Der Islam. 26, no. 1 (1942), OCLC431569581, S. 1–15.
E. Wiedemann: Geographisches von al-Biruni. In: SBPMS. Erlangen, Beiträge 44/1912
Habibo Brechna: Die Geschichte Afghanistans. Die Zitadelle von Kabul und das historische Umfeld Afghanistans über 1500 Jahre. vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, Zürich 2005, ISBN 3-7281-2963-1.
Friedrich Rückert: Firdosi’s Königsbuch (Schahname) Sage I-XIII. 1890. (Nachdruck: epubli, Berlin 2010, ISBN 978-3-86931-356-6, S. 136–239)
↑Siegmar-W. Breckle: Flora, Vegetation und Ökologie der alpin-nivalen Stufe des Hindukusch (Afghanistan). In: S.-W. Breckle, Birgit Schweizer, A. Fangmeier (Hrsg.): Results of worldwide ecological studies. Proceedings of the 2nd Symposium of the A. F.W. Schimper-Foundation. Verlag Günter Heimbach, Stuttgart 2004, ISBN 3-9805730-2-8, Ökologie Tab. 3, S.112 (97–117).