Das Identitätsgefühl der Himmerländer ist eng mit dem Mythos verknüpft, der Landstrich sei bis in römische Zeit Heimat der kriegerischen Kimbern gewesen. Der Geograf Claudius Ptolemäus verortete sie im 2. Jahrhundert in den Norden der Kimbrischen Halbinsel. Der dänische Historiograf Claus Christoffersen Lyschander meinte 1622, ihre Herkunft auf Himmerland festlegen zu können.[1] Den einzigen Anhaltspunkt für seine Theorie bildete die lautliche Ähnlichkeit von cimbri/chimbri/himmer-. Andere wissenschaftliche Belege fehlten, und mit archäologischen Funden hat sich bislang ein geschlossener Auszug einer Bevölkerung um das Jahr 120 v. Chr. nicht nachweisen lassen.
Im 19. und 20. Jahrhundert verankerte sich trotzdem die Vorstellung, Erben der weltgeschichtlich bedeutsamen Kimbern zu sein, im kollektiven Bewusstsein. Johannes V. Jensen (1873–1950), aus dem himmerländischen Farsø gebürtiger Nobelpreisträger für Literatur, verarbeitete das Motiv in seinem Roman „Zug der Cimbern“ (Cimbrernes Tog, 1922).
In Deutschland wurde er vor allem mit seinen „Himmerlandsgeschichten“ (Himmerlandshistorier, 1898–1910) bekannt. Als Eigenart der Himmerländer beschrieb er eine „nutzlose Sturheit“ und verband damit gleichermaßen Kritik und Respekt.[2] Selbst identifizierte sich Jensen mit den Sonderlingen der dörflichen Bauerngemeinschaft.
Der bei Rebild geborene Bildhauer Anders Bundgaard (1864–1937) machte den Kimbern-Stier zu einem Wahrzeichen von Himmerland. 1924 wurde seine Granitskulptur Cimbrerstenen mit den Konturen eines Stiers in Rebild Bakker aufgestellt.[3][4] Seit 1937 schmückt die Bronzeplastik Cimbrertyren die Straße Vesterbro im Zentrum von Aalborg.
Die historische Provinz Himmersyssel (1231 Himbersysel) umfasste folgende Bezirke (Herred):
Års Herred
Fleskum Herred
Gislum Herred
Hellum Herred
Hindsted Herred
Hornum Herred
Rinds Herred
Slet Herred
Der Kimbern-Stier, Anders Bundgaard (1937), Aalborg
Himmerland ist zum überwiegenden Teil eine Moränenlandschaft, die im Osten durchschnittlich 75 bis 100 Meter Höhe erreicht. Dort findet sich auch der Berg Rold Bavnehøj, die mit 114 Metern höchste Erhebung Himmerlands. Die Moränenlandschaft ist in breite glaziale Rinnen aufgeteilt, zum Beispiel Gravledalen. Viele dieser Rinnen wurden durch Schmelzwasserablagerungen aus der Weichseleiszeit und durch das Eindringen des Littorinameeres vergrößert und eingeebnet.[5]
Die Abhänge an den Tälern sind durch Wassererosion zerfurcht; dabei zurückbleibende Hügel werden als „falsche Hügel“ (falske bakker) bezeichnet, etwa die Hügelkette Rebild Bakker. Sie bilden ein naturnahes Erholungsgebiet. Der Untergrund besteht aus Kalkstein. Früher wurde Kalk für die Zementherstellung in Aalborg industriell abgebaut. Die Kalkminen von Thingbæk am Fuß der Rebild Bakker können besichtigt werden.[6]
Die größten Städte in Himmerland entstanden am Limfjord und am Mariagerfjord. Die mit Abstand größte Stadt ist Aalborg mit 120914 Einwohnern. Weitere größere Orte sind Hobro (12191 Einw.), Aars (8657 Einw.) Støvring (9190 Einw.), Hadsund (4983 Einw.) sowie Nibe (5539 Einw.) und Løgstør (3972 Einw.).