Hilmsen, ein Rundplatzdorf mit Kirche auf dem Platz, liegt etwa fünf Kilometer südwestlich von Wallstawe und 13 Kilometer und südwestlich der Kreisstadt Salzwedel in der Altmark. Im Osten fließt der Molmker Bach. Der Goldberg im Nordosten hat eine Höhe von 52 Metern.[3][1]
Am nordwestlichen Ortsausgang befindet sich auf einer Koppel ein Geotop, der Findling „Küsterstein“ („Glockenstein“) aus Gneisgranit-Granit.[4] Er ist ein Schälchenstein.
Im Jahre 1238 wird ein Johannes Balch dictus de Hildeshem genannt.[5]
Im Jahre 1303 wird Hilmsen erstmals urkundlich als Hildensem dictam erwähnt, als Ritter Gerhard vom Berge den Verkauf des Dorfes an das Kloster Diesdorf beurkundete.[6] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Hildesheim aufgeführt.[7] Weitere Namensnennungen stammen aus den Jahren 1541 Hildeßheim, 1542 Hildenßem, 1585 Hildessem, 1775 Hilmsen, eigentlich Hildesheim[8] und 1804 nur noch Hilmsen.[9]
Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 21 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 491, eine Kirchenbesitzung umfasste 38 Hektar Land.[1]
Archäologie
Im Jahre 1844 wurde erstmals über Urnenfunde „aus der Zeit der Kegelgräber“ bei Hilmsen berichtet.[10] 1930 und 1952 wurden beim Kiesabbau am Goldberg eine Urne mit zwei Beigefäßen sowie vollständige und fragmentarisch erhaltene Urnen geborgen. Ein weiterer Fund stammt aus einem Baumwurf des Winters 1971/72.[11] Im 1972 sowie 1975 fanden Ausgrabungen der Arbeitsgemeinschaft »Junge Historiker« der Polytechnischen Oberschule Stöckheim statt. Der Fundplatz konnte nun in die Jastorf-Kultur in der Eisenzeit datiert werden.[12] Zuletzt wurden 2001 Urnen mit Beigaben an das Danneil-Museum übergeben. 2021 wurde ein Fundkatalog mit einer wissenschaftlichen Beschreibung der Funde aus Hilmsen veröffentlicht.[11]
Jürgen Udolph führt den Ortsnamen, abgeleitet von 1303 hildensen, 1541 hildessheim, auf ein Kompositum des altsächsischen Personennamens „Hillin“ mit dem Suffix „-heim“ zurück.[13]
Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Hilmsen in den Kreis Salzwedel umgegliedert. Am 1. Juni 1973 wurde die Hilmsen in die Gemeinde Ellenberg eingemeindet.[14]
Durch den Zusammenschluss von Ellenberg mit anderen Gemeinden zur neuen Gemeinde Wallstawe kam der Ortsteil Hilmsen am 1. Juli 2009 zu Wallstawe.
Die evangelische Dorfkirche Hilmsen ist ein spätgotischer Feldsteinbau mit einem quadratischen Westturm, der wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert stammt.[23] Auf der Nordseite ist ein vermutlich noch mittelalterlicher Anbau aus Backstein zu finden. Im Innern des Schiffs ist eine Balkendecke eingezogen; ein runder profilierter Triumphbogen vermittelt zum Chor, der mit einem Gewolbe mit Birnstabrippen geschlossen ist und im Schlussstein einen Davidsstern zeigt. Der mittelalterliche Flügelaltar entstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts.[13] Er zeigt im Mittelschrein eine Strahlenkranzmadonna, seitlich und in den Flügeln Heilige in zwei Reihen unter kielbogigen Maßwerken, der Abschluss wird durch einen Blattkamm gebildet. Die hölzerne Kanzel ist auf das Jahr 1591 datiert.[24]
In mehreren Sagen wird über Riesensteine berichtet, so über den Glockenstein und den Küsterstein, der noch heute 200 Meter entfernt vom Kirchturm am westlichen Ortsausgang liegt.[25] Diesen soll der Küster von Dähre dorthin geworfen haben, weil die Glocken von Hilmsen aus der Ferne so schön klingen.[26] Die Schälchen auf dem Stein werden in der Sage als Fingerabdrücke des Riesen interpretiert.[27] Im Schulgehöft zu Hilmsen zeigte man zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Glockenstein, mit dem ein Riese, zornig über das schöne Geläut, ebenfalls die Glocken des Dorfes zerstören wollte.[27] Ein dritter Stein, Hobohmsruhe genannt, hat am Waldesrand gelegen. Ihn soll ein Mann aus Dähre geworfen haben.[25]
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.944–947, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.156 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.334–335, 72. Hilmsen (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
↑ abcdePeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.944–947, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑ abAnke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB1047268213, S.15.
↑ abMaximilian Mewes: Die jastorfzeitlichen Gräber von Hilmsen, Altmarkkreis Salzwedel (= Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band98). 2021, ZDB-ID 2944368-4, S.211–293.doi:10.11588/jsmv.2021.1.81482
↑Hartmut Bock: 40 Jahre Ausgrabungen der Jungen Archäologen der Altmark (= Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Kleine Hefte zur Archäologie in Sachsen-Anhalt. Heft 9). 2012, DNB1020717920, S.7–9, Hilmsen, ehemaliger Kreis Salzwedel.
↑ abcWilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.156 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
↑ abVerbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
↑ abAnke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB1047268213, S.17.
↑Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB1047268213, S.17.
↑Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.98 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S.14 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S.187.
↑Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt I. Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 414.
↑ abLothar Mittag: Sagenhafte Steine. Großsteingräber, besondere Steine und Steinkreuze in der altmärkischen Sagenwelt (= Schriften zur Regionalgeschichte der Museen des Altmarkkreises Salzwedel. Band5). 2006, ISBN 3-00-020624-8, S.56–57, Hilmsen. Der Glocken- oder Küsterstein.