Am südlichen Rand des Ruhrgebietes streichen im Bereich der Herzkämper Mulde die ältesten Flöze des Ruhrkarbon aus dem Oberkarbon (Namur C)[1]:S. 75 an der Tagesoberfläche aus. Daher befinden sich hier auch die ältesten Zeugnisse des Steinkohlebergbaus des Ruhrgebiets.[1]:S. 109
Der 9,5 km lange Rundwanderweg wurde von dem Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e. V.; Arbeitskreis Sprockhövel in Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel e. V. geschaffen und wurde nach dem geografischen und geologischen Strukturelement Herzkämper Mulde benannt. Als Wegzeichen wurde ein stilisiertes Stollenmundloch gewählt. Der Ausgangspunkt liegt an der neugotischen Kirche in der Ortschaft Herzkamp.
Der Herzkämper-Mulde-Weg wird mit fünf weiteren Bergbauwanderwegen thematisch zu der Themenroute Spur der Kohle zusammengefasst.
Geologie
Der Herzkämper-Mulde-Weg erschließt klastische Ablagerungen des Oberkarbons, insbesondere des höchsten Namur B und Namur C (318 bis 316 Mio. Jahren).[2]
Das Ende der Ziegelschiefersedimentation wird durch das Einsetzen mächtiger Sandsteinschüttungen, dem "Grenzsandstein", gekennzeichnet.[1]:S. 75 Dieser ist in einem kleinen Steinbruch am Egen bei Herzkamp (51° 19′ 6,1″ N, 7° 12′ 24,8″ O51.3183611111117.2068888888889)[3] aufgeschlossen. Die ältesten Steinkohleflöze sind im Raum Sprockhövel aus dem Namur C bekannt. An den Flanken der Herzkämper Mulde streichen unter anderem die Kohleflöze "Sengsbank", "Dreckbank" (benannt aufgrund des hohen Anteils von "tauben" Gestein) und "Hauptflöz" der Sprockhövel-Schichten aus.[4]
Die Flöze entstanden über lange Zeiträume aus zyklischen Ablagerungen in einem von Flussläufen durchzogenen lagunären Brackwasserbereich. Ein solches Zyklothem beginnt mit fluviatilen Sandsteinen und entwickelt sich über sandige Tonsteine, Tonsteine mit Wurzelböden bis hin zu Moorablagerungen, aus denen im Laufe der Erdgeschichte durch Inkohlung Flöze entstanden sind. Entlang des Bergbauweges lässt sich der Verlauf der an der Oberfläche ausstreichenden Flöze "Dreckbank" und "Hauptflöz" im Bereich des Nordflügels der Herzkämper Mulde bei Niedersprockhövel anhand einer Pingen- und Haldenreihe (51° 19′ 21,5″ N, 7° 13′ 27,2″ O51.3226388888897.2242222222222) beobachten.[3]
Am Südrand der Herzkämper Mulde markieren im Bereich des Herzkämper-Mulde-Weges Pingen und Kohlehalden von mittelalterlichen Verhüttungsstätten bei Sankt Moritz (51° 18′ 59,9″ N, 7° 13′ 26,4″ O51.3166388888897.224) den Ausstrich von kleinen Kohleflözen der Sprockhövel-Schichten.[3] Im Raum Sprockhövel wurde bei der Kohlegewinnung neben Steinkohle auch Kohleneisenstein abgebaut. Kohleneisensteine sind Mischgesteine aus Kohle, Tonen und Eisenkarbonat (Siderit). Diese Kohle- bzw. Toneisensteine treten verbreitet in den Gesteinen des Namur C innerhalb von Kohleflözen auf und ersetzen partienweise die Kohle fast vollständig.[5] Im Bereich des Wanderweges erinnert der Schacht "Gustav" des Eisensteinbergwerkes an den frühen Eisenerzbergbau.
Sehenswürdigkeiten
Der Bergbauwanderweg führt zu 17 Stätten und Objekten der Bergbaugeschichte, von denen sieben vor Ort mit informativen Schautafeln erläutert werden.
Neugotische Kirche Herzkamp (1862), die eng mit der Geschichte des örtlichen Bergbaus verknüpft ist.
Gasthof Zur Post (1785) der Familie Lehn. Der Schankwirt Heinrich Peter von Lehn war zugleich Schichtmeister der Zeche Stöckerdreckbank. Neben der Gastwirtschaft besaß die Familie Kuxenanteile und erhob Wegzoll für die Kohletransporte über die Hauptstraße.
Schacht Neu Herzkamp (1714) der Zeche Stöckerdreckbank. Der Schacht war der südlichste des gesamten Ruhrgebiets.
Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e. V., Arbeitskreis Sprockhövel (Hrsg.): Die Spur der Kohle – Route 4. Der Herzkämper-Mulde-Weg – Wanderweg durch die Geschichte des frühen Bergbaus mit Wegbeschreibung und Wanderkarte. 2. Auflage. Sprockhövel 1997.
Dieter Richter: Ruhrgebiet und Bergisches Land. Zwischen Ruhr und Wupper. Sammlung geol. Führer, 55, 3. Aufl., Berlin, Stuttgart (1995), ISBN 978-3-443-15063-1
Einzelnachweise
↑ abcdKarl-Heinz Ribbert, mit Beiträgen von Hans Baumgarten, Arnold Gawlik, Jennifer Gechter-Jones, Michael Gechter, Franz Richter, Heinz Wilder: Geologie im Rheinischen Schiefergebirge, Teil 2: Bergisches Land, Geologischer Dienst NRW (Hrsg.), Krefeld 2012, ISBN 978-3-86029-935-7
↑ Volker Wrede mit einem Beitrag von Karl-Heinz Ribbert: Das Oberkarbon (Silesium) am Nordrand des rechtsrheinischen Schiefergebirges (Ruhrkarbon) In: Stratigraphie von Deutschland V: Das Oberkarbon (Pennsylvanium) in Deutschland, erschienen in Courier Forschungsinstitut Senckenberg, Band 254, Hrsg.: Deutsche Stratigraphische Kommission., Frankfurt/M. 2005, ISBN 978-3-510-61380-9, S. 225ff.