Herpf liegt im Westen des Stadtgebietes in der Vorderrhön im Tal des gleichnamigen Flüsschen Herpf unweit des 751 Meter hohen Gebaberges. Der Ort befindet sich im Biosphärenreservat Rhön. Die Entfernung bis in das Stadtzentrum von Meiningen beträgt in Luftlinie rund sechs Kilometer (Straße = 10 km).
Geschichte
Im Eichigt gibt es frühgeschichtliche Hügelgräber. 788 wurde Herpf als Heripfe urkundlich erwähnt und ist der älteste Ortsteil von Meiningen. Der Ortsname ist althochdeutschen Ursprungs und lässt sich etymologisch auf die Kompositionsglieder heri (groß, gewaltig) und kelt. affa bzw. norddt. *apa (Fließgewässer) zurückführen. Der Ort wurde im Mittelalter mit Graben, doppelter Mauer und zwei Toren umwehrt. Im Nordwesten lag eine Burg des Landesherrn, sie wurde vermutlich Ende des 15. Jahrhunderts in eine Wehrkirche umgebaut. 1447 wurde diese Kirche erstmals erwähnt. 1497 vereinte man durch Baumaßnahmen den Bergfried der ehemaligen Burg mit dem Langhaus der Kirche. Der jetzige Saalraum entstand 1611 mit zweigeschossigen Emporen.[2]
Herpf war 1611–1685 von Hexenverfolgungen betroffen: Als erstes Opfer starb Osanna Motz 1611 in der Folterkammer. Insgesamt acht Personen gerieten in Hexenprozesse, mindestens zwei wurden hingerichtet. Von drei Prozessen ist der Ausgang unbekannt.[3]
Die am 1. Januar 1971[4] erfolgte Eingemeindung von Seeba wurde am 1. August 1996 rückgängig gemacht und Seeba wechselte in die Gemeinde Rhönblick.[5]
Am 11. März 2009 wurde zwischen der Gemeinde Herpf und der Stadt Meiningen ein Eingliederungsvertrag zur Eingemeindung von Herpf nach Meiningen unterzeichnet, die am 1. Dezember 2010 vollzogen wurde.[6]
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):
1994: 1050
1995: 1078
1996: 949
1997: 954
1998: 977
1999: 978
2000: 981
2001: 989
2002: 991
2003: 974
2004: 955
2005: 941
2006: 924
2007: 929
2008: 926
2009: 912
2012: 913
2015: 913
2018: 894
2022: 863
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik, ab 2012 Einwohnermeldeamt Meiningen
Politik
Der Ortsteilrat von Herpf setzt sich aus sechs Ratsfrauen und Ratsherren zusammen, die alle der Wählergemeinschaft Herpf angehören. Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 errang die Wählergemeinschaft mit 3,3 % Stimmenanteil einen Sitz im Stadtrat Meiningen, der von Steffen Huber eingenommen wird.[7]
Herpfer Ortsteilbürgermeister ist Uwe Achtelstetter von der Wählergemeinschaft Herpf. Er wurde bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 mit 91,6 % Stimmenanteil gewählt.[8] Er löst Petra Jungk ab, die nicht wieder zur Wahl antrat. Petra Jungk wurde vor der Eingemeindung am 27. Juni 2004 als ehrenamtliche Bürgermeisterin gewählt und am 6. Juni 2010 als Ortsteilbürgermeisterin wiedergewählt.
Die evangelische Pfarrkirche St. Johannis ist eine Chorturmkirche mit einem rechteckigen Schiff und stammt aus den Jahren 1611–1620, Die Treppentüren wurden bereits 1497 gefertigt. Mit ihrer prächtigen Marmorierung und Vergoldung ist sie ein Beispiel für die Qualität des Bauernbarocks auf dem Lande.
Im Ortskern befinden sich einige gut erhaltene Fachwerkhäuser, die zum großen Teil restauriert sind.
↑Lieselotte Swietek, Wolfgang Swietek: Dorfkirchen in Thüringen (= Kleine Thüringen-Bibliothek. 27). Verlagshaus Thüringen, Erfurt 1992, ISBN 3-86087-014-9, S. 49.
↑Kai Lehmann: Unschuldig. Hexenverfolgung südlich des Thüringer Waldes. Über 500 recherchierte Fälle aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Wehry-Verlag, Untermaßfeld 2012, ISBN 978-3-9813902-8-5, S. 144 f.; Kai Lehmann: Ausstellung „Luther und die Hexen“. Bereich Herpf, Bibliothek Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden, 2012; Ronald Füssel: Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum (= Veröffentlichungen des Arbeitskreises für historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland. Bd. 2). DOBU-Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-934632-03-3, S. 240–244, (Zugleich: Marburg, Universität, Dissertation, 2000).
↑Statistisches Bundesamt: Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.