Hermann Kranold war ein Sohn des Julius Kranold (1858–1918) und der Anna Hesterberg (1864–1898), er hatte drei Geschwister, unter ihnen der Autor Albert Kranold[1]. Er war ein Neffe des Physikers Max Planck.
Kranold studierte Jura in Lausanne, München und Tübingen. Er engagierte sich in der Freistudentenschaft. Er wurde Mitglied der SPD und engagierte sich im marxistischen Hannoveraner Arbeitskreis der Jungsozialisten. Kranold publizierte eine Vielzahl Aufsätze und Schriften zu politischen Fragen und wurde Redakteur der Chemnitzer Volksstimme.
Im Zuge der Novemberrevolution 1918 wurde Kranold in Chemnitz am 15. November 1918 als Stadtpräsident eingesetzt und löste die nach dem Dreiklassenwahlrecht zusammengesetzte Chemnitzer Stadtverordnetenversammlung auf.[2] Gemeinsam mit den sozialdemokratischen Publizisten Otto Neurath und Wolfgang Schumann erstellte er im Februar 1919 ein Gutachten zur Sozialisierung.
Er heiratete 1922 die Kunsthistorikerin Sofie Steinhaus (1889–1942), sie hatten drei Kinder. Er nannte sich auch Kranold-Steinhaus.
Kranold wurde zur Emigration gezwungen und ging mit der Familie nach England, wo er als Sprachlehrer arbeitete und Kontakte zur Fabian Society hatte. Im Herbst 1936 erhielt er eine Stelle als Assistant Professor am Talladega College in Alabama und übersiedelte in die USA.
Schriften (Auswahl)
Herbert Kühnert, Hermann Kranold: Wege zur Universitätsreform. München : Reinhardt, 1913
Die freie Studentenschaft in Vergangenheit und Zukunft : Vortrag gehalten vor der Münchner Freien Studentschaft im Oktober 1913. München: Steinicke, 1914
Massenernährung, Agrarpolitik, Kolonisation : eine Studie für Sozialisten. München: Steinicke, 1914
England unser Feind für immer? Tübingen: Kloeres, 1915
Der deutsch-österreichische Wirtschaftsbund als sozialdemokratische Aufgabe. Berlin-Karlshorst: Verl. der "Internat. Korrespondenz", 1915
Wirtschaftsgeographische Grundlagen zur Weltpolitik. Augsburg: Augsburger Buchdr. und Verlagsanstalt, 1916
Der Wirtschaftskrieg in Gegenwart und Zukunft. Augsburg: Augsburger Buchdr. und Verlagsanstalt, 1916
Arbeiterjugend und bürgerliche Jugend. 1917
Zollunion und Agrarpolitik : die Wirkung einer Vereinigung des deutschen Zollgebietes mit Südosteuropa auf die deutsche Landwirtschaft. Dresden: Globus, 1917
Abschied von der deutschen Nationalversammlung, in: Sozialistische Monatshefte, 1920
Zur Leistung des deutschen Militärsystems, in: Sozialistische Monatshefte, 1921
Zur Produktivität der Landwirtschaft, in: Sozialistische Monatshefte, 1921
Zu den Preussischen Landtagswahlen 1921, in: Sozialistische Monatshefte, 1921
Die Vereinigten Staaten von Europa. 1924
Deutsche Generale und Admirale in Kriegsführung und Kriegspolitik : ein Beitrag zur Dolchstoßlegende. Bremen : Buchh. Bremer Volkszeitung, 1924
Bekanntschaft mit dem Sozialismus. Eine Einführung für Jugendliche und Erwachsene. Görlitz, 1928
Wohlfahrtspflege auf dem Lande. Berlin : Hauptaussch. f. Arbeitswohlfahrt, 1930
Karl Walter: Genossenschaften im neuen Italien. Übersetzung aus dem Englischen Hermann Kranold-Steinhaus. Leipzig: Buske, 1935
The International Distribution of Raw Materials. London: Routledge, 1938
Literatur
Kranold, Hermann, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur 1980, S. 390
↑Karlheinz Schaller: Die Arbeiterparteien in Chemnitz und die Revolution 1918/19, in: Helga Grebing, Hans Mommsen, Karsten Rudolph (Hrsg.): Demokratie und Emanzipation zwischen Saale und Elbe : Beiträge zur Geschichte der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung bis 1933. Essen: Klartext-Verlag, 1993, S. 206