Thode stammte aus einer angesehenen norddeutschen Familie. Er ging in Görlitz zur Schule und studierte seit 1876 Jura in Leipzig. Später wechselte er das Studienfach und befasste sich mit Kunstgeschichte in Wien, Berlin und München. 1880 wurde er bei Moritz Thausing an der Universität Wien promoviert. 1886 habilitierte er sich an der Universität Bonn als Privatdozent für Kunstgeschichte.
Für zwei Jahre wurde er 1889 Direktor am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main. Dort lernte er auch den Maler Hans Thoma kennen, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband. Von 1893 bis zu seiner Emeritierung 1911 lehrte er als Professor an der Universität Heidelberg. Angestachelt durch die nationalistische Erregung während der ersten Marokko-Krise entfesselte er 1905, sich für Arnold Böcklin und Hans Thoma einsetzend, einen Zeitungskrieg gegen die Förderer der modernen Kunst in Berlin.[1]
1910 erwarb er die Villa Cargnacco in Gardone am Gardasee im Königreich Italien. Im selben Jahr lernt er seine zweite Ehefrau kennen, die dänische Violinistin Hertha Tegner, die er 1914 nach der Scheidung von Daniela von Bülow heiratete. Nach Kriegseintritt Italiens wurde die Villa beschlagnahmt und später als Schenkung des Staates Italien an Gabriele D’Annunzio übereignet, der daraus den Monumentalkomplex „Il Vittoriale degli Italiani“ schuf.
Durch die Enteignung verlor Thode auch seine umfangreiche Bibliothek, Kunstsammlung und auch unveröffentlichte Manuskripte. Das Paar ging vorerst zurück nach Deutschland und dann nach Kopenhagen, wo Thode im Jahr 1920 deprimiert starb.
Die beiden Schwerpunkte seiner kunsthistorischen Arbeiten sind die italienische Renaissance und die deutsche Kunst um 1900. Richard Wagner und Hans Thoma standen für ihn für das deutsche Kunstideal. Wegen seiner rassenideologischen Ansätze, die von den Nationalsozialisten instrumentalisiert wurden, wird das wissenschaftliche Werk Thodes in der Gegenwart wenig gewürdigt.
Anna Maria Szylin: Henry Thode (1857–1920). Leben und Werk (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 28: Kunstgeschichte. 170). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1993, ISBN 3-631-46086-4, (Zugleich: Heidelberg, Universität, Dissertation, 1988).
↑Bernhard Echte, Walter Feilchenfeldt: „Den Sinnen ein magischer Rausch“, „Ganz einzigartige neue Werte“. Kunstsalon Cassirer: Die Ausstellungen 1905–1910. Bände 3 und 4. Wädenswil: Nimbus 2014