Henriette Hertz entstammte jüdischen kleinbürgerlichen Verhältnissen. Ihr Vater Abraham kam aus Gangelt bei Geilenkirchen und hatte sich mit seiner Frau Rosa Hecht aus Neuendorf und den Kindern 1844 als Kaufmann und Pferdehändler in Köln niedergelassen. Henriette Hertz war nach den Eintragungen das erste in Köln geborene Kind der Familie. Von ihren 16 Geschwistern überlebten sieben die Kindheit. Ihre Nichte, die Malerin Alide Goldschmidt, heiratete den englischen Philologen Israel Gollancz.
Bekannt ist Henriette Hertz vor allem durch die Gründung des ersten Instituts für Kunstgeschichte in Rom, der Bibliotheca Hertziana, und deren Stiftung als Vermächtnis an die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG). Die Bibliothek wurde Mitte Januar 1913 eröffnet.[1] In ihrem Kodizill vom 21. März 1913 übereignete sie der KWG den von ihr im Jahr 1904 erworbenen Palazzo Zuccari, den gesamten Bestand ihrer Bibliothek[2] (Einrichtung, Bücher, Manuskripte, Fotografien etc.) sowie ein in Wertpapieren angelegtes Stiftungskapital von 12.500 £ zur Finanzierung des Instituts und 50.000 Lire zur Erweiterung der Bibliothek. Henriette Hertz wollte mit der Gründung der Bibliotheca Hertziana im Palazzo Zuccari die Forschung zur römischen Kunstgeschichte, speziell der Renaissance vorantreiben.[3]
Günter Schwabe: Henriette Hertz (1846–1913). In: Rheinische Lebensbilder. Bd. 17, hrsg. von Franz-Josef Heyen, Köln 1997, S. 141–166.
100 Jahre Bibliotheca Hertziana. Band 1: Die Geschichte des Instituts 1913–2013; Band 2: Der Palazzo Zuccari und die Institutsgebäude 1590–2013. Hirmer Verlag, München 2013, ISBN 978-3-7774-9051-9.
Thomas Adam: Transnational Philanthropy: the Mond Family’s Support for Public Institutions in Western Europe from 1890 to 1938. New York 2016.