Helwan (arabisch حلوان, DMGḤulwān ‚süßer Brunnen‘), auch Heluan oder Helouna geschrieben, ist eine Industriestadt in Ägypten, ca. 25 km südlich von Kairo bzw. Maadi zwischen den Mokattam-Hügeln an den Ufern des Nils gelegen. Sie hat etwa 643.327 Einwohner (Stand 2006)[1] und war vom 18. April 2008 bis zum 14. April 2011 zeitweilig Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements Helwan. Sie kann noch als Vorort von Kairo gelten.
Die Gegend um Helwan ist von archäologischem wie ägyptologischem Interesse. Unweit der Stadt wurden die ältesten Gräber Ägyptens gefunden, die insgesamt rund 10.000 Bestattungen stammen zum Großteil aus der vordynastischen Epoche und der Frühzeit (3300–2700 v. Chr.). In den Gräbern entdeckten die Archäologen die frühesten Königsnamen sowie zahllose Gefäßritzungen, die anonymeSerechs zeigen. Daneben wurden Mastabas aus der zweiten, dritten und viertenDynastie ausgegraben, die verschiedene Weiterentwicklungen im Bauwesen erkennen lassen. Bemerkenswert sind die Hundebestattungen der Gräber 667.H5 und 680.H5.
In Helwan befindet sich das Al-Aqrab-Gefängnis, offizieller Name Tora Prison 992 Most-Security. Die als Foltergefängnis berüchtigte Institution, in der vor allem Regimegegner inhaftiert werden, wurde 1993 unter Innenminister Habib al-Adli errichtet. Das Gefängnis umfasst 320 Zellen, fünf davon werden zur „Disziplinierung“ genutzt.[4]
Literatur
Wolfgang Helck, Eberhard Otto, Rosemarie Drenkhahn: Kleines Lexikon der Ägyptologie. 4. Auflage. Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04027-0, S. 123.
Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. (= Ägyptologische Abhandlungen. Band 46). Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-02677-4, S. 44. 121.
David Jeffreys: Helwan. In: Kathryn A. Bard (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0, S. 367–68.
Dan Richardson: Rough Guide to Egypt. Rough Guides, London 2003, ISBN 1-84353-050-3, S. 191.
Michael Rice: Egypt’s Making: The Origins of Ancient Egypt 5000–2000 BC. Routledge, London 2003, ISBN 0-415-26875-3, S. 134–142.
Zaki Youssef Saad: The royal excavations at Saqqara and Helwan (1941–1945). In: Supplements aux Annales du Service des Antiquites de l’Égypte. Nr. 3. Kairo 1947.
Eva Christiana Köhler: Helwan I. Excavations in the Early Dynastic Cemetery. Season 1997/98 (= Studien zur Archäologie und Geschichte Altägyptens. Band 24). Heidelberger Orientverlag, Heidelberg 2005, ISBN 3-927552-42-9.
↑Edwin van den Brink, Christiane Köhler: Four Jars with Incised Serekh-Signs from Helwan Recently Retrieved from the Cairo Museum. In: Göttinger Miszellen. Beiträge zur ägyptologischen Diskussion. Band 187, 2002, S. 57 Abb. 2.