Von 1953 bis 1959 leitete Helmar Frank an der TH Stuttgart einen Arbeitskreis Rhetorik. Frank wurde 1959 mit dem Dissertationsthema Grundlagenprobleme der Informationsästhetik und erste Anwendung auf die mime pure zum Dr. phil. an der Universität Stuttgartpromoviert. Anschließend unterrichtete er in Mathematik und Physik an nordwürttembergischen Gymnasien. Von 1961 bis 1963 war Frank wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Kybernetik-Forschungsgruppe Lernende Automaten der Technischen Universität Karlsruhe. Mit 30 Jahren besetzte er 1963 als jüngster Professor in Deutschland[2] den Lehrstuhl für Informationswissenschaft (später für Kybernetik) der Pädagogischen Hochschule Berlin und baute dort das Institut für Kybernetische Pädagogik auf. In dieser Zeit definierte er unter anderem den Begriff der Auffälligkeit von Ereignissen.
1969 entschied das Kultusministerium von Nordrhein-Westfalen, dass das Forschungs- und Entwicklungszentrum für objektivierte Lehr- und Lernverfahren (FEoLL), das zusammen mit dem Computerpionier Heinz Nixdorf initiiert wurde, in Paderborn angesiedelt werden sollte. Neben Frank waren auch Miloš Lánský und Walter Schöler Institutsdirektoren des FEoLL[3]. Dies führte 1972 zur Gründung der Universität – Gesamthochschule Paderborn[4], an die Frank als Professor für kybernetische Pädagogik wechselte und wo er bis 2006 der Lehrtätigkeit auch noch als Emeritus nachging. Der Nachlass des Instituts für Kybernetik ging 2017 an den Lehrstuhl für Medientheorien der Humboldt-Universität in Berlin.[5]
Ende der 1970er Jahre leitete er ein internationales Experiment zur Untersuchung des propädeutischen Wertes von Esperanto.[6] Er stellte die These auf, dass durch das Erlernen eines Modells (in diesem Fall der Plansprache Esperanto) der eigentliche Lernstoff (in diesem Fall die Fremdsprache Englisch) leichter erlernt werden könne und die Investitionszeit für das Erlernen des Modells auch aufgeholt wird. Die Tatsache, dass seine Theorien ignoriert wurden und nicht zu einer Änderung des Sprachunterrichts führte, begründete er mit Totschweigen, welches teilweise mit Geisteskrankheit der Gegner zu begründen sei.[7] Der Esperantist Frank beschrieb diesen Sprachorientierungsunterricht ab dem 3. Schuljahr als überlegene Alternative zu anderen Formen des Fremdsprachenunterrichts. Ein Fremdsprachenunterricht schon ab dem 1. Schuljahr (oder früher) sei dagegen politisch und sprachpädagogisch falsch und würde, als unverhohlener oder getarnter Versuch der „Beseitigung des innereuropäischen Sprachreichtums“, unausweichlich in einer „Kulturkatastrophe“ enden.[8]
Schriften
Helmar Frank u. a.: Kybernetik – Brücke zwischen den Wissenschaften. Umschau Verlag, Frankfurt am Main 1962 (2. Auflage).
Helmar Frank: Kybernetische Grundlagen der Pädagogik. Agis-Verlag, Baden-Baden 1962.
Brigitte Frank-Böhringer (Hrsg.): Rhetorische Kommunikation. (Entstanden aus dem Arbeitskreis Rhetorik von 1953 bis 1959). Verlag Schnelle, Quickborn 1963.
Helmar G. Frank/Brigitte S. Meder: Einführung in die kybernetische Pädagogik. dtv, München 1971.
Frank, Helmar: Propedeŭtika valoro de Esperanto. In: Juan Régulo (Hg.): Serta gratulatoria in honorem Juan Régulo. La Laguna: Universidad de La Laguna. 1987
Literatur
Klaus Weltner: Die wissenschaftliche Bedeutung von Helmar Frank. In: Volker Peckhaus, Hrsg.: In memoriam Helmar Frank. Paderborner Universitätsreden, hg. von Peter Freese 133 (2014), S. 15–27