Ruinen aus der Heliographen-Zeit auf dem Dikwillem (Vogelperspektive 2017)
Ein Heliograf bzw. -graph, oder auch Spiegeltelegraph, nutzt einen Spiegel zur Reflexion von Sonnenlicht zu einem entfernten Beobachter. Bei einer Bewegung des Spiegels sieht der entfernte Beobachter Lichtblitze, die dazu genutzt werden können, Informationen durch eine vordefinierte Signalkodierung zu übertragen.
Die erste aufgezeichnete Verwendung eines Heliographen fand 405 v. Chr. statt, als die Griechen in der Antike polierte Schilde benutzten, um Signale in Schlachten zu übertragen und wurde von Xenophon in seinem Werk Hellenika dokumentiert.
Der römische Kaiser Tiberius benutzte einen Heliographen zur Lenkung des römischen Reiches von der Villa Jovis auf der Insel Capri aus, indem er jeden Tag Befehle an das acht Kilometer entfernte Festland entsenden ließ.
1820 entwickelte Carl Friedrich Gauß zu Vermessungszwecken das sogenannte Heliotrop, welches auf dem Funktionsprinzip des Heliographen basiert und das es gestattet einen (Sonnenlicht)Punkt über große Entfernungen auf ein Ziel zu richten.
Der Heliograph blieb bis 1960 eine Standardausrüstung des Militärs in Australien und Großbritannien, da er als relativ abhörsicher galt. Zuletzt wurden Heliographen 1980 durch die Afghanen während der sowjetischen Invasion in Afghanistan genutzt.
Einfache Heliographen sind als Sonnenspiegel oft noch in Überlebensausrüstungen enthalten, um eine einfache Minimal-Signalübertragung im Notfall durchführen zu können, insbesondere, um z. B. Suchflugzeuge durch „Lichtblitze“ auf sich aufmerksam machen zu können. Sie bestehen meist aus einer polierten, flachen Metallplatte. In deren Mitte befindet sich ein Loch, um Ziele anpeilen zu können.
Literatur
Christopher H. Sterling (Hrsg.): Military Communications. From Ancient Times to the 21st Century. ABC Clio, Santa Barbara 2008, ISBN 978-1-85109-732-6.
↑In der englischen Literatur von Ernest Lisle Reedstrom: Apache Wars, An Illustrated Battle History, Sterling Publ. New York, 1990, ISBN 0-8069-7254-8, (Reprint, Barnes & Noble Books, 1995, ISBN 1-56619-959-X) wird auf den Seiten 170–175 (The Heliograph) die Jagd mittels Heliograph auf den ApachenGeronimo beschrieben.
↑Veit Didczuneit: Sonnenblitze in der Wüste – Die Lichttelegrafie in Deutsch-Südwestafrika 1899–1915. In: Das Archiv – Magazin für Kommunikationsgeschichte. Ausg. 2, 2017, S. 14–27.