Helene Bossert (* 8. April 1907 in Zunzgen; † 21. Februar 1999 in Thürnen) war eine Schweizer Sprachpädagogin, Mundartdichterin und Radiomitarbeiterin.
Leben und Werk
Helene Bossert arbeitete als Fabrik- und Haushaltangestellte und absolvierte später eine sprachpädagogische Ausbildung. Als freie Mitarbeiterin des Radiostudios Basel schrieb sie Hörspiele und war zudem «Hitspielerin». Bossert schloss sich mit anderen Autorinnen aus ihrem Wohnort zum Kreis der Sissacher «Poetinnen» zusammen. Ihre erste Publikation, Blüemli am Weg, erschien 1942. Während des Zweiten Weltkriegs war sie beim Frauenhilfsdienst als «Soldatenmutter» aktiv.
1953 unternahm sie mit der «Basler Frauenvereinigung für Frieden und Fortschritt» (BFFF) eine Studienreise in die Sowjetunion. Nach der Rückkehr in die Schweiz wurde sie öffentlich diskreditiert und als Kommunistin verschrien, was sie jedoch nie war. Dass die Kommunistische Partei die Reise des Vereins finanziert hatte, konnte nie belegt werden.
In der Folge entliess das Radiostudio Basel Bossert, ihre Publikationsmöglichkeiten wurden eingeschränkt und die Bundespolizei liess sie überwachen. Zudem verlor ihr Mann Ulrich Fausch, den sie 1944 geheiratet hatte, seine Arbeitsstelle als Festungswächter. Einzelne Persönlichkeiten wie der Landschäftler-Zeitungsredaktor Alfred Kundert (1894–1971)[1] oder der Pfarrer Paul Manz verteidigten Bossert.
18 Jahre später erfolgte durch das Radiostudio Basel die Rehabilitierung, indem Bossert in mehreren Sendungen porträtiert wurde. 1971 beschloss die Baselbieter Literaturkommission, als Wiedergutmachung eine Auswahl ihrer Erzählungen herauszugeben. 1988 erhielt Bossert den Kulturpreis des Kantons Basel-Landschaft, Spartenpreis Literatur. Ein Postulat im Landrat, in dem öffentliche Wiedergutmachung für die staatliche Diskriminierung gefordert wurde, scheiterte 1999 mit dem Hinweis auf die verliehene Auszeichnung. Helene Bossert verstarb im selben Jahr im Jakobushaus in Thürnen.
Zum 20. Todestag fand 2019 eine Gedenkveranstaltung «Gegen das Vergessen» im Dichter- und Stadtmuseum Liestal statt.
Der schriftliche Nachlass von Helene Bossert wird seit 2022 im Staatsarchiv Basel-Landschaft unter der Signatur PA 6518 verwahrt.[2]
Werke (Auswahl)
- Blüemli am Wäg. Gedichte in Baselbieter Mundart. Selbstverlag, 1942.
- Värs, Gedichte in Baselbieter Mundart, Selbstverlag 1971.
- Unterwägs. Gedichte. Selbstverlag, 1973.
- Hööchi Zyt... Gedichte. Selbstverlag / 4 Illustrationen und Gesamtherstellung von Gilbert Uebersax. Basel 1971.
- Änedra. Kurzgeschichten. Literarische Schriftenreihe Baselland, Band VIII. 1972.
- Stärnschnuppe, Gedichte von Helene Bossert in Baselbieter Mundart, Selbstverlag 1974
- Hüüser. Gedichte. Selbstverlag, 1989.
- «Verstöhntder mi no?» Alemannische Gedichte von Johann Peter Hebel, Jonas Breitenstein, Albin Fringeli, Dieter Fringeli, Hans Gysin, Sophie Haemmerli-Marti, Paul Haller, Franz Hohler, Kurt Marti, Traugott Meyer, Elisabeth Thommen, Marcel Wunderlin, Karl Loeliger, Helene Bossert im Dialog mit Fotos von Rolf Frei. Basel 2003, ISBN 3-9520-698-8-4.
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Alfred Kundert. In: Personen-Lexikon des Kantons Basel-Landschaft, abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ Bossert, Helene (1907-1999), Mundartdichterin, Autorin. In: Staatsarchiv Basel-Landschaft. 16. Mai 2023, abgerufen am 30. August 2023.