Helen Levitt wuchs in Brooklyn auf, wo sie auch nach ihrer Schulzeit von 1931 an für einen Porträtfotografen zu arbeiten begann. Sie nahm an Workshops der Photo League teil und traf so 1935 Henri Cartier-Bresson, dessen Arbeiten sie zuvor schon in der Galerie Julien Levys gesehen hatte. Nach seinem Vorbild kaufte sie eine eigene gebrauchte Leica und machte ihre ersten Straßenaufnahmen. 1938 begegnete sie Walker Evans und wurde seine Assistentin, half ihm bei den Abzügen für seine Ausstellung im MoMA, American Photographs, und begleitete ihn auf Exkursionen in die New Yorker U-Bahn, um heimlich Portraits der Passagiere zu schießen. Auch Levitt selbst machte eine Serie und kam 1978 nochmal darauf zurück.[1] Von 1941 an, nach einer Mexikoreise, war sie als Filmeditorin bei Luis Buñuel tätig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann sie, zusammen mit James Agee, an ihrem ersten Buchprojekt zu arbeiten. Es erschien erst zwanzig Jahre später unter dem Titel A Way of Seeing, da sich Helen Levitt inzwischen auch als Filmemacherin betätigte. In Zusammenarbeit mit James Agee und der Malerin Janice Loeb entstanden die DokumentarfilmeIn the Street und The Quiet One. Letzterer wurde 1949 in der Rubrik Bester Dokumentarfilm für den Oscar nominiert. Gemeinsam mit Loeb und Sidney Meyers wurde sie 1950 zudem für den Oscar für das beste Originaldrehbuch nominiert. Helen Levitts Filme gelten als Vorläufer des unabhängigen Low-Budget-Films.
In den 1950er-Jahren kehrte Levitt zur Fotografie zurück, und wieder zog es sie bei der Motivsuche auf die Straße. Zunächst fotografierte sie ausschließlich in Farbe, von etwa 1980 an entstanden parallel dazu auch Schwarzweißaufnahmen. Während sie zu Beginn ihrer Karriere aus einer Serie von Schnappschüssen einer Szene die beste auswählte, suchte sie ihre Motive nun gezielter und mit mehr Bedacht.
Eine erste Retrospektive ihres künstlerischen Werks organisierte Sandra S. Phillips am San Francisco Museum of Modern Art (SFMOMA). Unterstützt wurde sie durch Maria Morris Hambourg vom Metropolitan Museum of Art in New York, der zweiten von insgesamt zehn Stationen der nordamerikanischen Wanderausstellung.[2]
Jane Livingston, Helen Levitt, Ausstellungskatalog, Corcoran Art Gallery, Washington 1980 (englisch).
Helen Levitt, Robert Coles, In the Street: Chalk Drawings and Messages, New York City, 1938–1948, Duke University Press, 1987, ISBN 0-8223-0771-5 (englisch).
↑Sandra Alvarez de Toledo, Straße, Mauer, Delirium, in: Politics–Poetics. Das Buch zur documenta X, Cantz, Ostfildern-Ruit 1997, ISBN 3-89322-909-4, S. 111–123 und in Bildstrecke Künstler der documenta X, Werke um 1978, S. 356f.
↑Helen Levitt, hrsg. von Peter Weiermair, mit Texten von James Agee und Peter Weiermair. München/New York: Prestel 1998, ISBN 3-7913-1974-4.