Heinrich Horn[4] war Sohn des Rostocker Schuhmachers Georg Joachim Albrecht Horn und dessen Ehefrau Agnese Dorothea Catharina, geborene Hamann.[5]
Nach einer Ausbildung zum Maler erhielt Horn – nachdem er wegen des noch abzuleistenden Militärdienstes eine Kaution gestellt hatte – die Erlaubnis, von 1835 bis 1838 außerhalb seines Heimatlandes, des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin,
auf Wanderschaft zu gehen.[2]
Er arbeitete ab 1840 bis 1842 als Glasmaler in Straßburg, bevor er – wie aus einem Empfehlungsschreiben des Oppenheimer Bürgermeisters Dieterich hervorgeht – „spätestens ab 1843“ bei Nicolaus Usinger in Mainz tätig war. In Usingers wie ein Bauunternehmen aufgetretenen Werkstatt lag die künstlerische Arbeit, etwa bei den – 1857 zerstörten – Fenstern im Westchor des Mainzer Doms, in den Händen von Horn. Von ihm stammen unter anderem Usingers in der Oppenheimer Katharinenkirche ausführten Glasfenster. Dort erhaltene Arbeiten Horns, „umfangreiche, in der Ausführung so trockene wie plakative Ergänzungen“ in Fenstern im Norden und Süden der Kirche nach Rekonstruktionsvorschlägen von Franz Hubert Müller, „geben der Langhausverglasung bis heute ein unverwechselbares Gepräge.“[4]
1851 wurden laut einem Zeitungsartikel während einer Ausstellung in Lüneburg etwa 40 von Horn restaurierte Scheiben aus der Zeit des Mittelalters gezeigt.[2]
1864 erwarb Horn das Bürgerrecht der Stadt Hannover.[2] Im Folgejahr offerierte er in einer Annonce vom 25. November 1865 in der Illustrirten Zeitung das „Atelier für Glasmalerei von Heinrich Horn in Hannover“,[9] damals in der Theaterstraße 4b.II,[10] wie folgt:
„Seit mehr als 20 Jahren mit der Ausführung bedeutender kirchlicher Glasmalereien und Restaurationen beschäftigt, erlaube ich mir mein Atelier den geehrten Architekten, Geistlichen und Kirchenvorständen zur freundlichen Beachtung zum empfehlen. – Skizzen, Entwürfe und Ausführungen werden […] auf das Billigste berechnet. […] – Proben von Glasmalereien verschiedener Stilepochen stehen zur Ansicht in meinem Atelier bereit.“[9]
In seiner niedersächsischen Zeit fertigte Horn von verschiedenen Projekten, die er „zwischen Hannover und Warnemünde ausführte“, Zeichnungen an, die später in den Besitz des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover gelangten.[2]
1873 firmierte Horn laut dem Adressbuch der Stadt Hannover als Atelier für monumentale Glasmalerei und Styldekoration,[2] nachdem er kurz zuvor im Dezember 1872 als „H. Horn“ über eine Stellenanzeige in der Allgemeinen Zeitung einen „Glasmaler-Gehülfen, im Ornament erfahren“ gesucht hatte.[11] Das hannoversche Adressbuch verzeichnete unter dem Familiennamen Horn „(Chrn. Georg) Heinr., Kunstmaler“ sowie dessen Atelier im Jahr 1874 zuletzt Am Marstalle 7.[12] Nach seinem Tod im Jahr 1874[4] wohnte dort im Parterre des Hauses die Witwe des Kunstmalers, Frieda Horn, geborene Treu, als Haushaltsvorstand.[13]
Werke (Auswahl)
Kirchen- und andere Fenster
1844–1846, Mainzer Dom: Zwei Fenster im Westwerk aus der Werkstatt Usinger, ausgeführt von Heinrich Horn nach Entwürfen von Johann Baptist Scholl dem Jüngeren; 1857 zerstört[4]
Oppenheim, Katharinenkirche: verschiedene Fenster-Rekonstruktionen, darunter
Christus (Salvator Mundi?) und Maria mit Kind als Regina Caeli zwischen Tabernakeltürmen und Stiftern mit Wappen Herolt[4]
1853, Gerichtslaube im Rathaus Lüneburg: durchgreifende Restaurierung und vielfach „sehr stilgetreu“ ergänzte Fenster, neu verbleit; 1954 durch Heinz Mühlenbein geringfügig repariert; 1976 durch die Glasmalereiwerkstatt Oidtmann aus Linnich geringfügig restauriert und seitdem durch eine Schutzverglasung gesichert[15]
1854, Hannover, Marktkirche; vollständige Neuschaffung dreier Halbfiguren in den Kirchenfenstern des Chores:
zwischen 1864 und 1867, Hannover, Hindenburgstraße 1 (ehemals Tiergartenstraße 1): Glasmalereien für die von dem Architekten Wilhelm Lüer errichtete Villa für den Weinhändler Georg Schultz; nicht erhalten[17]
Zeichnungen
Im Bestand des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover haben sich aus dem Bestand des Kunstvereins 50 Handzeichnungen Horns erhalten.[2]
Literatur
Ivo Rauch: Die Farbverglasung der Oppenheimer Katharinenkirche. Ihre Wiederherstellung zwischen Romantik und Historismus. In: Falko Bornschein, Ulrike Brinkmann, Ivo Rauch: Erfurt – Köln – Oppenheim. Quellen und Studien zur Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Farbverglasungen (= Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland. Studien, Band 2). Deutscher Verlag für Kunstwissenschaften, Berlin 1996, ISBN 978-3-87157-170-1 und ISBN 3-87157-170-9, S. 250–202, v. a. S. 179–182.
↑Kirchenbuch Rostock (St. Jakobi): Geburts- und Taufeintrag Nr. 166/1816. Evangelisch-lutherisch getauft am 1. Dezember 1816.
↑ abcdefghijElgin Vaassen: Bilder auf Glas. Glasgemälde zwischen 1780 und 1870 (= Kunstwissenschaftliche Studien, Band 70). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1997, ISBN 978-3-422-06206-1 und ISBN 3-422-06206-8, S. 131, 321 u.ö. (Vorschau über Google-Bücher).
↑Kirchenbuch Hannover (St. Crucis): Sterbe- und Begräbniseintrag Nr. 26/1874
↑ abcdeUwe Gast (Verf.), Ivo Rauch (Mitarb.): Oppenheim, Katharinenkirche, in dies.: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen (= Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland, Band 3: Hessen und Rheinhessen, Teilband 1). Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 2011, ISBN 978-3-87157-225-8, S. 247–410 u.ö., v. a. S. 270–271 (Digitalisat).
↑So die Namen der Eltern lt. Geburts- und Taufeintrag des Sohnes.
↑ abcdeElena Kosina: Hannover, Marktkirche, in dies.: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Niedersachsen. Ohne Lüneburg und die Heideklöster, unter Verwendung von Vorarbeiten von Ulf-Dietrich Korn (= Corpus Vitrearum Medii Aevi, Deutschland, Band 7, Heft 1). Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 2017, ISBN 978-3-87157-244-9, S. 228–258; hier: S. 233, 255 (Digitalisat).
↑Monika Böning u. a.: Glasmalerei des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Katalog zur Ausstellung, Angermuseum Erfurt, 23. September 1993 bis 27. Februar 1994, veranstaltet vom Angermuseum Erfurt und der Arbeitsstelle für Glasmalereiforschung des Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland in Potsdam. Edition Leipzig, Leipzig 1993, ISBN 978-3-361-00415-3 und ISBN 3-361-00415-2 sowie ISBN 978-3-361-00414-6 und ISBN 3-361-00414-4, S. 168 (Vorschau über Google-Bücher).
↑Cornelia Aman et al.: Glasmalereien aus acht Jahrhunderten. Meisterwerke in Deutschland, Österreich und der Schweiz - ihre Gefährdung und Erhaltung, hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Bundesdenkmalamt Wien und dem Schweizerischen Zentrum für Forschung und Information zur Glasmalerei in Romont, 2., überarbeitete Auflage, Edition Leipzig, Leipzig 1999, ISBN 978-3-361-00479-5 und ISBN 3-361-00479-9, S. 60 (Vorschau über Google-Bücher).
↑Angela Klauke: Stifterfenster, um 1868; Entwurf von Heinrich Horn im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover, in: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, Bd. 29 (2009), Heft 1, S. 26–30.
↑Reinhard Glaß: Lüer, Johann Heinrich Wilhelm in der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902), ein Forschungsprojekt von Günther Kokkelink, Monika Lemke-Kokkelink und Reinhard Glaß, [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 17. Juli 2024.