Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum Schweizer Romanisten und Hochschullehrer siehe Heinrich Gelzer (Romanist).
Heinrich Gelzer eigentlich Heinrich Carl Guido Gelzer (* 1. Juli1847 in Berlin; † 11. Juli1906 in Jena) war ein Schweizer klassischer Philologe, Althistoriker und Byzantinist. Er trug in seinen zahlreichen Werken dazu bei, wesentliche Einsichten in die spätantike und mittelalterliche byzantinische Geschichte zu vermitteln.
Der Sohn des Schweizer Historikers und zeitweiligen Professors in Berlin Johann Heinrich Gelzer-Sarasin wuchs in Basel auf, besuchte das dortige Gymnasium und unternahm nach der Ablegung seiner Reifeprüfung eine Reise in den Orient. Gelzer studierte an der Universität Basel fünf Semester bei Jacob Burckhardt und von 1867 bis 1868 an der Georg-August-Universität Göttingen bei Ernst Curtius, dem Ausgräber von Olympia. 1865 gehörte er zu den Stiftern des Corps Alamannia Basel.[1]
Nach seiner Promotion im Jahre 1869 war Gelzer einige Zeit in Basel Gymnasiallehrer. Von dort aus beteiligte er sich gemeinsam mit einer Schweizer Hilfsaktion an Unterstützungsmassnahmen für deutsche Verwundete des Deutsch-Französischen Krieges. 1871 bereiste er zusammen mit Curtius und Friedrich AdlerKleinasien. In Basel wurde Gelzer 1872 Privatdozent, 1873 ausserordentlicher Professor der Alten Geschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 1878 wurde er auf den Lehrstuhl für Klassische Philologie und Alte Geschichte an die Universität Jena berufen. Damit verbunden wurde er Direktor des philologischen Seminars und war seit 1885 Direktor des Seminars für alte Geschichte. Er wurde zum geheimen Hofrat ernannt und beteiligte sich in den Wintersemestern 1887, 1900 als Rektor der Alma Mater auch an den organisatorischen Aufgaben der Hochschule.
Gelzer heiratete am 12. September 1876 in Basel Emilie Clara Thurneysen (1858–1919), die Tochter des Präsidenten am Strafgericht Johann Heinrich Eduard Thurneysen (1824–1900) und dessen 1851 geheirateten Frau Emilie Gemuseus (1829–1890). Aus der Ehe stammen ein Sohn, der Romanist Heinrich Gelzer, und die zwei Töchter Julie (verh. 26. März 1904 in Jena mit Adolf Wilhelm Ferdinand Damaschke) und Emily (verh. 1898 mit dem Archivar Fritz Koegel).
Werke (Auswahl)
Diss. de Branchidis. Leipzig 1868
Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Gera. Leipzig 1879
Sextus Iulius Africanus und die byzantinische Chronographie. Hinrichs, Leipzig 1880–1885, 2. Bde.; Leipzig 1898; Nachdr. Gerstenberg, Hildesheim 1978, ISBN 3-8067-0748-0.
Eusebii canonum epitome ex Dionysii Telmaharensis chronico petita. Leipzig 1884
Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung (1899)
Georgii Cyprii descriptio orbis Romani. Leipzig 1890
Leontios' von Neapolis Leben des Heiligen Johannes des Barmherzigen, Erzbischofs von Alexandrien. Freiburg i. Br. und Leipzig 1893
Abriß der byzantinischen Kaisergeschichte. 2. Aufl. München 1897
Patrum Nicaenorum nomina. Leipzig 1897 (mit H. Hilgenfeld und O. Cuntz)
Geistliches und Weltliches aus dem türkisch-griechischen Orient. Teubner, Leipzig 1900
Rede bei der Gedächtnisfeier für den verewigten Großherzog von Sachsen Carl Alexander in der Universitätskirche am 19. Januar 1901. Jena 1901
Ungedruckte und ungenügend veröffentlichte Texte der Notitiae episcopatuum. Ein Beitrag zur byzantinischen Kirchen- und Verwaltungsgeschichte. Verl. d. K. Akademie, München 1901.
Pergamon unter den Byzantinern und Osmanen (1903)
Vom Heiligen Berge und aus Makedonien. Reisebilder aus den Athosklöstern und dem Insurrektionsgebiet. Teubner, Leipzig 1904.
Scriptores sacri et profani ... Bd. 4. Des Stephanos von Taron armenische Geschichte. Aus dem Altarmenischen übersetzt von Heinrich Gelzer und Aug. Burckhardt. 1907
Ausgewählte Kleine Schriften. Teubner, Leipzig 1907
Thomas Krönung: Die Wiederentdeckung des Manuskripts von Heinrich Gelzer zur kritischen Edition der Chronographien des Julius Africanus. In: Welt-Zeit. Christliche Weltchronistik aus zwei Jahrtausenden in Beständen der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena. de Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-018480-X (Ausstellungskatalog).