Der Prototyp der HD 35 mit der Werknummer 235 entstand 1925 in den Warnemünder Heinkel-Werken als Nachfolger des Schulflugzeugs HD 29. Das für die Durchsetzung der im Pariser Abkommen von 1922 festgelegten Richtwerte für die in Deutschland gebauten Luftfahrzeuge zuständige Alliierte Luftfahrt-Garantie-Komitee überprüfte anschließend den Entwurf und bestätigte am 29. September die zivile Ausrichtung der Konstruktion. Am 16. Dezember 1925 wurde das Modell zusammen mit anderen Heinkel-Konstruktionen auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof im Beisein von Presse- sowie in- und ausländischen Vertretern am Boden und trotz schlechter Witterungsbedingungen auch in der Luft öffentlich präsentiert, wobei ebenfalls anwesende Piloten von der Möglichkeit Gebrauch machten, die vorgestellten Modelle und damit die HD 35 testweise selbst zu fliegen. Das schwedische Militär zeigte sich interessiert und erwarb das Flugzeug im April 1926. Einen Monat später traf es in Schweden ein und wurde als Sk 5 (Sk für Skolflygplan, Schulflugzeug) mit der Rumpfnummer 66 eingesetzt. Ab Juli 1927 flog es mit der Nummer 020, bevor es am 14. Juni 1929 aus dem Bestand der schwedischen Luftstreitkräfte gestrichen wurde. Ab 1930 befand es sich in den Händen verschiedener privater Halter, zuletzt mit dem zivilen Kennzeichen SE–SAM, das am 5. Mai 1931 vergeben wurde. Die fliegerische Laufbahn der Sk 5 endete im Oktober 1940 mit der endgültigen Löschung aus dem Luftfahrtregister. Der weitere Verbleib des Musters blieb für knapp zwei Jahrzehnte im Dunkeln, bis es in den 1960er Jahren im Bestand eines bei Falkenberg gelegenen privaten Museums wieder auftauchte. Ab 1989 wurde es einer umfangreichen Restaurierung unterzogen und kann seitdem im schwedischen Luftwaffenmuseum besichtigt werden.
Von der HD 35 entstand nur noch ein weiteres Exemplar mit der Werknummer 236, das im Dezember 1928 das Kennzeichen D–1319 erhielt und sich im Besitz der Akaflieg Hannover befand.
Rumpf: Der Rumpf besteht aus vier mit Sperrholz verkleideten Längsholmen, die einen viereckigen Querschnitt mit einer Wölbung auf der Oberseite bilden und in eine senkrechte Heckschneide auslaufen. Das Flugzeug ist mit insgesamt drei Kabinen ausgestattet, doch kann der hinter dem Brandschott befindliche vordere Besatzungsraum abgedeckt und als Gepäckraum genutzt werden, wie es bei dem im schwedischen Luftwaffenmuseum ausgestellten Exemplar der Fall ist (siehe Foto in der Infobox).
Tragwerk: Die Tragflächen bestehen aus einem mit zwei Kastenholmen und Innenverspannung versehenen Holzrahmen. Sie bilden eine leichte V-Stellung, die beim Oberflügel 2° und beim Unterflügel 3° beträgt. Die Unterseite ist zwischen den einzelnen Holmen mit Sperrholz beplankt, der restliche Teil besitzt eine Stoffbespannung. Die Flügelnase ist ebenfalls aus Sperrholz gebildet. Die Flügel sind untereinander mit N-Stielen verbunden und verspannt, wobei der Oberflügel stark nach vorn gestaffelt ist. Der Baldachin wird von zwei umgekehrten V-Streben gebildet. Beide Flächen sind mit durch I-Stangen verbundenen Querrudern ausgerüstet.
Leitwerk: Das Leitwerk ist in Normalbauweise ausgeführt, wobei die Seitenflosse aus einem Holz- und die Höhenflosse aus einem Stahlrohrrahmen gebildet wird. Beide sind mit Stoff bespannt. Das Höhenruder ist ausgeglichen und während des Fluges verstellbar.
Fahrwerk: Die HD 35 besitzt ein starres Hauptfahrwerk mit durchgehender Achse und Gummiseilfederung. Am Heck befindet sich ein Schleifsporn.
129 PS (95 kW) 120 PS (88 kW) am Boden 105 PS (77 kW) am Boden
Kraftstoffvolumen
160 l
Höchstgeschwindigkeit
138 km/h in Bodennähe
Reisegeschwindigkeit
120 km/h
Landegeschwindigkeit
71 km/h
Steigzeit
9,2 min auf 1000 m Höhe 22,6 min auf 2000 m Höhe
Reichweite
250 km
Dienstgipfelhöhe
3300 m
Literatur
Volker Koos: Ernst Heinkel Flugzeugwerke 1922–1932. Heel, Königswinter 2006, ISBN 3-89880-502-6, S.86/87.
Volker Koos: Luftfahrt zwischen Ostsee und Breitling. Der See- und Landflugplatz Warnemünde 1914–1945. Transpress, Berlin 1990, ISBN 3-344-00480-8, S.64ff.