Bereits als Fünfjährige nahm Heidi Brühl Tanzunterricht. Der Produzent und Regisseur Harald Braun erkannte ihr Talent und gab ihr eine kleine Rolle in dem 1954 erschienenen Film Der letzte Sommer als kleine Schwester der Hauptdarstellerin (gespielt von Liselotte Pulver).
Populär machten sie in Deutschland die Immenhof-Filme. Darin spielte sie die Figur der jungen und lebenslustigen „Dalli“ und sang im Film mit den Kindern aus Malente (in der Holsteinischen Schweiz zwischen Lübeck und Kiel gelegen) das Ponylied (eigentlich gesungen von den Schöneberger Sängerknaben). Die drei Filme Die Mädels vom Immenhof (1955), Hochzeit auf Immenhof (1956) und Ferien auf Immenhof (1957) wurden ein kommerzieller Erfolg. Danach beschloss Brühl, eine Ausbildung zu absolvieren. Sie studierte fünf Jahre Gesang, Tanz, nahm Schauspielunterricht und ließ sich in Englisch und Französisch ausbilden. In Die Zwillinge vom Immenhof (1973) und in Frühling auf Immenhof (1974) verkörperte sie erneut die nun zur Immenhof-Eigentümerin aufgerückte Figur Dalli. Ihr Partner war Horst Janson.
Zu ihren letzten Filmrollen gehörten Auftritte in den deutschen Fernsehserien Ein Fall für zwei, Praxis Bülowbogen (beide 1987) sowie Zwei Schlitzohren in Antalya (ausgestrahlt 1991). 1991 sollte Brühl bei den Berliner Jedermann-Festspielen die Rolle der Buhlschaft übernehmen, sie konnte jedoch nur noch an den ersten Proben teilnehmen.
Sängerin
1959 schickte Brühls Vater ein Demoband seiner Tochter zum Plattenlabel Philips, die nach weiteren Probeaufnahmen einen Plattenvertrag mit ihr abschloss. Zuerst wurde sie zusammen mit Corina Corten als die Dolly Sisters vermarktet. Bereits im August 1959 kam Brühls erste Soloplatte Chico Chico Charlie in die deutschen Hitparaden, wo sie bis zum fünften Platz aufstieg. Bis 1967 konnte sie zwölf weitere Titel in den deutschen Hitlisten platzieren.
In der Folgezeit widmete sie sich dem Musical. Sie spielte und sang vor allem in Annie Get Your Gun von Irving Berlin. In den 1980er Jahren gründete sie einen eigenen Musikverlag und wurde auch als Produzentin tätig. Ein viel beachtetes Comeback als Sängerin feierte Brühl, als sie 1981 und 1982 zwei Singles in englischer Sprache im Discomusik-Stil veröffentlichte (You Are A Part Of My Heart und No Ties No Tears), mit denen sie in der renommierten Fernseh-Musiksendung Musikladen auftrat.
Kurz vor ihrem 21. Geburtstag starb Heidi Brühls Vater, der bis dahin ihr Manager gewesen war. Sie zog daraufhin 1964 von München nach Rom, um im internationalen Filmgeschäft Fuß zu fassen. 1970 ging Brühl in die USA, wo sie in Las Vegas mit Sammy Davis junior und anderen amerikanischen Showstars auftrat. Dort erhielt sie auch zahlreiche Engagements in Fernsehproduktionen, unter anderem in Columbo (1973), und spielte unter der Regie von Clint Eastwood in der Kino-Produktion Im Auftrag des Drachen. Im Januar 1980 war sie in einer Ausgabe des Playboy zu sehen. Anfang der 1980er Jahre kehrte Heidi Brühl endgültig nach Deutschland zurück.
Privatleben
In den 1960er Jahren war Brühl mit dem zu dieser Zeit verheirateten Regisseur Michael Pfleghar liiert, der sich wenige Wochen nach ihrem Tod im Juni 1991 das Leben nahm.[2]
1964 heiratete sie den US-amerikanischen Schauspieler Brett Halsey. Aus der Ehe gingen die beiden Kinder Clayton Alexander Halsey (* 1967), der als Schauspieler, Editor und Off-Stimme von Big Brother in den USA tätig war,[3][4] und Nicole Brühl (* 1970) hervor.[5][6] Die Ehe wurde 1976 geschieden.
Noch vor der Jedermann-Theaterpremiere in Berlin starb Heidi Brühl am 8. Juni 1991 nach einer Krebsoperation wegen Brustkrebs im Alter von 49 Jahren an Herz- und Kreislaufversagen. Der Krebs war bereits vier Jahre zuvor erkannt worden, woraufhin der behandelnde Arzt Heidi Brühl eine Brustamputation empfahl, was die Schauspielerin jedoch abgelehnt hatte.[7] Sie wurde auf dem Münchner Waldfriedhof (Grab 142e-UW-31) beigesetzt.[2][8]
Ihre Tochter Nicole Brühl engagiert sich im Vorstand als Präsidentin von SOS Projects – Sonnenhof für Mensch und Tier e. V. und war bis 2019 Präsidentin des Deutschen Tierschutzbundes, Landesverband Bayern e. V.[9][10][11] Nicole Brühl ist seit 2003 verheiratet und hat zwei Söhne.[12][6]
Diskografie
Vinyl-Singles
A/B-Seite
Katalog-Nr.
Veröffentlichung
Philips
Chico chico Charlie (Peek-A-Booin’) / Luna lunalu, lieber Mond
345150
Juni 1959
So müssen Teenager sein / Oh, wie ist das Leben schön (Heidi Fischer & Claus Herwig = Teddy Parker)
345159
Juli 1959
Immer, wenn du bei mir bist / Wir werden uns finden
345160
Juli 1959
Mister Love / Sag mir leis’ „Je T’aime“
345188
November 1959
Ich liebe den Mondschein / Geh nicht vorbei
345203
Dezember 1959
Wir wollen niemals auseinandergehn / Mister Love
345217
Februar 1960
Immer will ich dir gehören / Ich bin so – oder so
345246
Oktober 1960
Das kann morgen vorbei sein / Caballero, Caballero
345284
April 1961
Das kann doch nie zu Ende geh’n / Die Hochzeitsmelodie
345321
August 1961
Ich hätt getanzt heut Nacht / In der Straße wohnst du
345355
Oktober 1961
Es grünt so grün / Wäre das nicht wunderschön (& Ralf Paulsen)
345336
Oktober 1961
Sieh mal an / Wer weiß, wer weiß
345370
März 1962
Bitte spiel nicht mit mir / Tag für Tag bekomme ich drei Rosen
345394
Mai 1962
In der Straße wohnst du / Wenn du mir auch noch so schöne Augen machst
345507
August 1962
Rot wie der Mohn / Hundert Kavaliere
345526
August 1962
Was der Wind erzählt / Okay, Monsieur
345553
Oktober 1962
Marcel / Das große Spiel
345578
März 1963
Wie wär’s mit Charleston / Geh’ nicht fort
345602
August 1963
Ja Schauspieler sind Schauspieler / Ich hab’ die goldene Sonne und den Silbermond
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 587.
↑Pressemitteilung: Neuwahlen im Deutschen Tierschutzbund, Landesverband Bayern, Ilona Wojahn neue Präsidentin. In: tierheim-garmisch.de. 23. November 2019, abgerufen am 30. Mai 2021: „Die bisherige Präsidentin, Nicole Brühl, stellte sich aus beruflichen und familiären Gründen nicht wieder für das Amt zur Verfügung. Sie wird dem Tierschutz als Vorsitzende von SOS Projects e. V. mit dem Sonnenhof Rottenbuch weiterhin die Treue halten und auch den Landesverband und auch den Bundesverband weiterhin unterstützen.“