Hans Werthmüller war der Sohn eines Beamten und aktiven Sozialdemokraten, seine Mutter Olinda kam aus einer pietistisch-methodistischen Predigerfamilie und arbeitete halbtags im Büro, um die Familie durchzubringen. Er besuchte in Bern das Humboldtianum, wo er Robert Mächler kennenlernte, mit dem er zeitlebens freundschaftlich verbunden blieb.
Nach abgebrochenen Studien der Germanistik und Geschichte arbeitete er als Redaktionssekretär der Berner Woche, später als Redaktor beim Verlag Paul Haupt, wo er 20 «Berner Heimatbücher» redigierte. 1944 zog er nach Basel, wo er beim Verlag Ernst Reinhardt und anschliessend als Buchhändler im Erasmushaus arbeitete.
Bis 1945 war er oft zusammen mit Ernst Reiss, dem Erstbesteiger des Lhotse, als Alpinist unterwegs in den Berner Alpen. Im Mai 1945 heiratete er Heidi Wolf in Thun; 1946 war die Geburt des ersten Sohns, 1947 der Tochter und 1958 des zweiten Sohns.
Sein 1950 veröffentlichtes philosophisches Werk Der Weltprozess und die Farben – Grundriss eines integralen Analogiesystems wurde von Rudolf Gelpke in seinem Buch Vom Rausch im Orient und Okzident[1] gewürdigt. Karl Jaspers würdigte die Schrift als Ergebnis eines von «Gelassenheit» beherrschten Denkens, «das sich in der Identität des Ewig-Einen» aufgehoben wisse; «Schwermut bei metaphysischer Zuversicht» sei die Grundstimmung dieses Buches.[2]
1962 erfolgte die Veröffentlichung des ersten Gedichtbands Erleuchtete Fensterzeile, der auf positive Reaktionen u. a. von Wilhelm Lehmann, Günter Eich und Walter Muschg stiess. 1970 erschienen die Basler Texte zusammen mit Rainer Brambach und Werner Lutz.
Ab den 1950er Jahren beschäftigte er sich intensiv mit der Bryologie. Vorwiegend in den 1960er Jahren legte er ein Herbarium mit mehr als 800 Laubmoosen an, das 2017 an die Sammlung der Universität Zürich übergeben wurde.[4]
1970 verkaufte er die Buchhandlung und arbeitete von da an als Werbetexter und freier Schriftsteller. 1994 erfolgte die Veröffentlichung der gesammelten Gedichte Zwischen Nochnicht und Nichtmehr.
1998 starb seine Frau; ab 2000 lebte er mit einer Jugendfreundin in Frutigen, wo er am 17. Juni 2005 wenige Tage vor seinem 93. Geburtstag starb.
Werke
Der Weltprozess und die Farben, Grundriss eines integralen Analogiesystems. Klett, Stuttgart 1950.