Hans Saner wuchs im frommen Milieu einer Täufer-Familie als jüngstes von sechs Geschwistern in Grosshöchstetten im Kanton Bern auf. Er wandte sich schon als Vierzehnjähriger von der Kirche der Eltern ab. Den endgültigen Ausschlag gab dabei nach eigener Aussage, dass diese Gandhi als verloren bezeichneten, weil er nicht getauft war.[2]
Nach Mittelschule und Ausbildung am Lehrerseminar in Hofwil war er fünf Jahre als Lehrer in Wilderswil tätig. Ab 1959 studierte er ein Jahr an der Universität LausanneRomanistik, danach an der Universität BaselGermanistik, Psychologie und Philosophie, wo er 1967 mit einer Dissertation über Kantspolitische Philosophiepromoviert wurde. Bereits im vierten Semester hatten ihm der Germanist Walter Muschg und der Philosoph Karl Jaspers Assistentenstellen angetragen. Saner entschied sich für Jaspers und wurde nicht nur zu dessen nächstem akademischen Mitarbeiter, sondern zum Gesprächspartner und Vertrauten und nach Jaspers’ Tod bis 2000 zum Herausgeber seines Nachlasses.[3] Jaspers hatte ihm seine 11'000 Bände umfassende Bibliothek vermacht.[2] Er schenkte sie seinerseits Jaspers’ Geburtsstadt Oldenburg weiter.[4]
Ende der siebziger Jahre nahm Saner seine universitäre Laufbahn wieder auf. Eine Berufung an die Universität Bern scheiterte am Widerstand rechtsgerichteter Professoren[2] trotz des Protests der Berner Philosophiestudenten. Saner wurde Dozent an der Musikakademie Basel, wo er bis 2008 Kulturphilosophie lehrte.[1]
Saner betrieb keine akademische Philosophie. Der «Diagnostiker der Helvetosklerose» äusserte sich regelmässig zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen wie Alterssuizid, Abtreibung, Multikulturalität oder zur Finanzkrise und wandte sich dabei ausdrücklich an ein allgemeines Publikum. Daneben engagierte er sich politisch. So unterstützte er etwa die 2016 an der Urne gescheiterte Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen.[1] Politische Ämter lehnte er dagegen stets ab; die Philosophie müsse machtfrei bleiben.[3]
Hans Saner lebte zuletzt als freischaffender Publizist in Basel. Er starb nach langer, schwerer Krankheit gut drei Wochen nach seinem 83. Geburtstag und hinterlässt seine Partnerin sowie vier Kinder. Er wurde zusammen mit seiner 2002 verstorbenen[1] Frau Elisabeth, geb. Schwammberger (1933–2002), auf dem Friedhof am Hörnli bestattet.
Widerstreit und Einheit. Wege zu Kants politischem Denken (= Kants Weg vom Krieg zum Frieden. Bd. 1). Basel 1967 (zugleich: Dissertation, Universität Basel, 1967).
Karl Jaspers. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1970 (12. A. 2005), ISBN 3-499-50169-4.
Zwischen Politik und Getto. Über das Verhältnis des Lehrers zur Gesellschaft. Basel 1977, ISBN 3-85787-041-9.
Geburt und Phantasie. Von der natürlichen Dissidenz des Kindes. Basel 1979, ISBN 3-85787-064-8.
Hoffnung und Gewalt. Zur Ferne des Friedens. Basel 1982, ISBN 3-85787-106-7.
Die Herde der Heiligen Kühe und ihre Hirten. Basel 1983, ISBN 3-85787-119-9.
Identität und Widerstand. Fragen in einer verfallenden Demokratie. Basel 1988, ISBN 3-85787-155-5.