Bernoulli war der Sohn des Bureauangestellten Theodor Bernoulli (1837–1909) und der Maria Bieder (1845–1920). Die spätere Frauenrechtlerin und im Kampf gegen den Alkoholismus engagierte Elisabeth Bernoulli war seine Schwester und der Kunsthistoriker Rudolf Bernoulli sein Bruder.
Bernoulli verliess ohne Abschluss das Humanistische Gymnasium in Basel. Im selben Jahr begann er eine kaufmännische Lehre, die er aber ebenfalls nicht beendete. Mit 18 Jahren begann er eine Lehre als Bauzeichner bei den Architekten Alfred Romang und Wilhelm Bernoulli. Diese Lehre schloss Bernoulli erfolgreich ab und besuchte zwischen 1897 und 1898 die Technische Hochschule München; Freundschaft mit seinem Basler Kollegen Hans Hindermann. In München wurde Bernoulli Schüler von Friedrich von Thiersch. Im darauffolgenden Jahr nahm ihn Thiersch als Mitarbeiter in sein privates Architekturatelier auf.
Gefördert und unterstützt von Thiersch besuchte Bernoulli 1900 die Technische Hochschule Karlsruhe. Nach Beendigung seines Studiums volontierte Bernoulli in den Jahren 1901 bis 1902 bei verschiedenen Architekten in Darmstadt und Berlin. 1902 liess er sich für zehn Jahre als freischaffender Architekt in Berlin nieder.
1912 berief ihn die Basler Baugesellschaft zu ihrem Chefarchitekten und damit auch in den Vorstand. Im darauffolgenden Jahr betraute man Bernoulli mit einem Lehrauftrag für Städtebau an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ); sechs Jahre später avancierte er zum Professor.
1938 kam es zum Skandal, als Bernoulli seine politischen satirischen Gedichte unter dem Pseudonym Emanuel Kupferblech in der Freigeld Vereinsschrift veröffentlichte. Als Freiwirtschaftler und Anhänger Silvio Gesells hatte er sich sehr kritisch über die staatliche Finanzpolitik geäussert. Sein Lehrauftrag wurde nicht verlängert und sein Professorentitel wurde ihm aberkannt, da er mit diesen Ansichten für die ETHZ „untragbar“ geworden sei. Einer seiner Schüler an der ETH war Albert Bodmer, von dem er später auch nach Winterthur geholt wurde, wo er für die Heimstättengenossenschaft mehrere Bauprojekte in der Stadt realisierte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg half er mit, die zerstörten Städte wieder aufzubauen. Zusammen mit Silvio Gesell gründete Bernoulli den schweizerischen Freiwirtschaftsbund. Als Politiker vertrat er sozial-liberale Ansichten und engagierte sich sehr im sozialen Wohnungsbau mit Gartenstadtsiedlungen (z. B. die Bernoullihäuser an der Hardturmstrasse in Zürich) oder der Einführung von vorfabrizierten Bauelementen in den späten Vierzigerjahren. Hans Bernoulli arbeite lange mit Louis Léon Weber zusammen.
Er bekämpfte sein Leben lang die Spekulation und setzte sich – allerdings vergeblich – für die Kommunalisierung des Bodens ein (Zitat: „Grund und Boden der Stadt, Hausbesitz den Privaten“).
In Warschau konnte er aktiv bei Stadtbauexperimenten und Wiederaufbau mitwirken. Auch in Ungarn und Österreich war er beratend tätig. Die Zürcher Häuser sollten zum Selbstkostenpreis verkauft werden, um auch für „Büezer“ (Arbeiter) erschwinglich zu sein. Man kann Bernoulli mit seinen städtebaulichen Ansichten durchaus in der Nachfolge von Friedrich Ostendorf sehen. Ausserdem gründete Bernoulli die Zeitschrift für eine natürliche Wirtschaftsordnung.
Hans Bernoulli fand seine letzte Ruhestätte auf dem Wolfgottesacker in Basel. Der Architekt Rudolf Christ (1895–1975) schrieb den Nachruf.[2]
Bauten
Siedlungen
1919: „Bernoullihäuser“ in Grenchen, Rebgasse 61–67
1920–1923: Genossenschaftssiedlung „Im langen Loh“ in Basel, Im Langen Loh
Das Bernoulligymnasium, welches an der Bernoullistraße liegt wurde nach dieser benannt.[6]
Literatur
Sylvia Claus, Lukas Zurfluh (Hg.): Städtebau als politische Kultur . Der Architekt und Theoretiker Hans Bernoulli, gta Verlag, Zürich 2018, ISBN 978-3-85676-353-4.
Karl und Maya Nägelin-Gschwind (Hrsg.): Hans Bernoulli. Architekt und Städtebauer. Mit einem Geleitwort von Mario Botta, Birkhäuser, Basel 1993, ISBN 3-7643-2829-0.
Werner Schmid: Hans Bernoulli. Städteplaner, Politiker, Weltbürger. Meili, Schaffhausen 1974, ISBN 3-85805-044-X.
archithese. Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur und Kunst (6/81). Verlag Arthur Niggli AG, Zürich 1981.
Dr. H. C. Hans Bernoulli zum fünfundsiebzigsten Geburtstag am 17. Februar 1951, gewidmet von seinen Freunden, Bern 1951.
Aus dem Skizzenbuch eines Architekten. Zu den Handzeichnungen von Hans Bernoulli. In: Die Kunstwelt, Deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst, 1912/1913, S. 192–202 (Digitalisat).
Hans Bernoulli: Vom Kleinwohnungsbau. Was man darf und was man nicht darf. In: Das Werk : Architektur und Kunst (Band 11, Heft 12, 1924). Verlag Gebr. Fretz AG Zürich, 1924, S. 8, abgerufen am 30. April 2019.