Hallwil (in der lokalen Mundart Haubu,ˈhɑʊbʊ)[6] ist eine Einwohnergemeinde im SchweizerKanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Lenzburg und liegt knapp sieben Kilometer südlich des Bezirkshauptorts Lenzburg im Seetal. Von 1566 bis 1950 existierte die Ortsbezeichnung Niederhallwil, jedoch nur im amtlichen Gebrauch.
Das Strassendorf erstreckt sich dem westlichen Rand des Seetals entlang. Es befindet sich allerdings nicht am Hallwilersee, sondern knapp zwei Kilometer von dessen nördlichem Ende entfernt auf einer Moräne. Westlich des Dorfzentrums steigt das Gelände steil zur Hochebene von Dürrenäsch an. Der kanalisierte Aabach inmitten der Ebene des Seetals, der rund 400 Meter vom Dorf entfernt in nordwestlicher Richtung fliesst, bildet die östliche Gemeindegrenze.[7]
Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 218 Hektaren, davon sind 24 Hektaren bewaldet und 46 Hektaren überbaut.[8] Der höchste Punkt befindet sich auf 560 m ü. M. an der südöstlichen Gemeindegrenze, der tiefste auf 442 m ü. M. am Aabach. Nachbargemeinden sind Seon im Norden, Seengen im Osten, Boniswil im Süden und Dürrenäsch im Westen.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau. Hallwil gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. Das Dorf war Teil des Gerichtsbezirks Trostburg im Amt Lenzburg. Dieser Bezirk war von 1486 bis 1616 im Besitz der Hallwyler und gelangte danach ebenfalls an Bern. 1528 führten die Berner die Reformation ein, seither gehört das Dorf zur Pfarrei Seengen. Beim Franzoseneinfall im März 1798 entmachteten die Franzosen die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus, die 1803 aufgelöst wurde. Hallwil gehört seither zum Kanton Aargau.
Im 18. und 19. Jahrhundert war neben der Landwirtschaft auch die Heimarbeit für die Seidenband- und Leinenweberei verbreitet. 1864 wurde die erste Zigarrenfabrik gegründet. Am 15. Oktober 1883 erhielt die Gemeinde einen Anschluss ans Eisenbahnnetz, als der Abschnitt Lenzburg–Beinwil am See der Seetalbahn eröffnet wurde. Der letzte Vertreter der Tabakindustrie schloss im Jahr 1971 seine Tore.
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot auf grünem Dreiberg grüne Palme mit gelben Früchten.» Bereits die Gemeindesiegel des 19. Jahrhunderts zeigen deutlich eine Palme. Ob und warum eine Verbindung des einstigen Bauerndorfes mit dieser exotischen Pflanze besteht, ist nicht bekannt. 1963 wurde die Farbe des Wappenschildes von Gelb zu Rot geändert.[9]
Kultur
In Hallwil werden verschiedene Bräuche praktiziert, welche früher in weiteren Teilen des Kantons Aargau verbreitet waren. Die Brauchtumskommission unter der Aufsicht der Gemeinde (früher «Vereinigung zur Erhaltung alter Volksbräuche») sorgt für die Erhaltung dieser alten Traditionen. Vom 11. November (Martinstag) bis am 2. Januar werden in kurzer Zeit fünf Seetaler Winterbräuche zelebriert: Es sind dies Chlauschlöpfen, Chlausjagen, Wienachts-Chindli, Silväschtertrösche und Bärzeli. Insbesondere der Bärzeli-Brauch am Berchtoldstag ist weit über die Region hinaus bekannt.
Bevölkerung
Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt:[10]
Jahr
1798
1850
1900
1930
1950
1960
1970
1980
1990
2000
2010
2020
Einwohner
396
428
387
443
508
544
577
516
647
721
773
949
Am 31. Dezember 2023 lebten 1021 Menschen in Hallwil, der Ausländeranteil betrug 21,8 %. Bei der Volkszählung 2015 bezeichneten sich 38,1 % als reformiert und 20,6 % als römisch-katholisch; 41,3 % waren konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[11] 89,5 % gaben bei der Volkszählung 2000 Deutsch als ihre Hauptsprache an, 3,5 % Albanisch und 3,2 % Italienisch.[12]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Er wird im Majorzverfahren vom Volk gewählt, seine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Gemeinderat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm vom Kanton zugeteilt wurden. Für Rechtsstreitigkeiten ist in erster Instanz das Bezirksgericht Lenzburg zuständig. Hallwil gehört zum Friedensrichterkreis XII (Seon).[13]
Wirtschaft
In Hallwil gibt es gemäss der im Jahr 2015 erhobenen Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) rund 240 Arbeitsplätze, davon 6 % in der Landwirtschaft, 42 % in der Industrie und 52 % im Dienstleistungsbereich.[14] Vorherrschend sind Kleinunternehmen des Dienstleistungssektors und des Apparatebaus. Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in der näheren Umgebung (hauptsächlich in Seon und Lenzburg).
↑ abBeat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S.186–188.
↑Landeskarte der Schweiz, Blatt 1090 und 1110, Swisstopo.
↑Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit, 2015. (Excel) In: Bevölkerung und Haushalte, Gemeindetabellen 2015. Statistik Aargau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2019; abgerufen am 20. Mai 2019.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch