Halldór LaxnessHalldór Kiljan Laxness 23. April 1902 in Reykjavík; † 8. Februar 1998 in Reykjalundur bei Mosfellsbær) war ein isländischer Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger. (geboren als Halldór Guðjónsson; *LebenHalldór Laxness wurde als Halldór Guðjónsson geboren. Seine Eltern waren Guðjón Helgi Helgason und Sigríður Halldórsdóttir. Da er aus wohlhabendem Hause stammte, konnte er seine Bildung durch zahlreiche Reisen vervollständigen. Auf dem Kontinent lernte er den Katholizismus kennen und konvertierte. Den Namen Kiljan wählte er bei seiner Konversion zum Katholizismus, am 6. Januar 1923 im Benediktinerkloster St. Maurice de Clervaux in Luxemburg, nach dem irischen Märtyrer und Heiligen Kilian. Den Nachnamen Laxness nahm er nach dem Hof Laxnes (dt. „Lachshalbinsel“) bei Mosfellsbær an, wo er aufgewachsen war. Aus einer Beziehung mit Málfríður Jónsdóttir (1896–2003) ging Laxness’ älteste Tochter María (1923–2016) hervor. Von 1930 bis 1940 war er mit Ingibjörg Einarsdóttir (1908–1994) verheiratet; ihr gemeinsamer Sohn war Einar Halldórsson (1931–2016). 1945 begann seine zweite Ehe mit Auður Sveinsdóttir (1918–2012), und er bezog seinen ständigen Wohnsitz in Gljúfrasteinn im Mosfellsdalur am Þingvallavegur . Die Töchter Sigríður und Guðný wurden 1951 und 1954 geboren. Sigríðurs Tochter Auður Jónsdóttir ist ebenfalls Schriftstellerin. Guðný Halldórsdóttir ist Filmregisseurin und deren Sohn Halldór Laxness Halldórsson (* 1985) – Autor, Schauspieler, Comedian und Rapper (als Dóri DNA). Laxness’ Gesamtwerk umfasst zahlreiche Romane und Theaterstücke, auch war er häufig journalistisch tätig. Seine Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Halldór Laxness starb im Alter von 95 Jahren und wurde auf dem Friedhof der Mosfellskirkja in Mosfellsdal beigesetzt.[1] WerkHauptwerke und CharakteristikaLaxness’ Reisen auf den Kontinent sind in seinem frühen Roman Der große Weber von Kaschmir (1927), der Einflüsse von Expressionismus und Surrealismus aufweist und andererseits im Ton gelegentlich an den frühen Thomas Mann erinnert, wiederzuerkennen. Bedeutende Werke von Laxness sind Salka Valka (1931/32), Sein eigener Herr (1934–36) und Weltlicht (1937–40). In Sein eigener Herr geht es um einen hartnäckigen Kleinbauern, der trotz widrigster Umstände seine Selbstständigkeit nicht aufgeben will (der isländische Titel lautet Sjálfstætt fólk, deutsch: „selbstständige Leute“). In Weltlicht schildert er das Leben eines Mannes aus einfachsten Verhältnissen, der unbedingt Schriftsteller werden will und deshalb gegen viele Vorurteile seiner Umgebung zu kämpfen hat. Ein bekanntes Buch Laxness’ ist der Roman Die Islandglocke (isländisch: Íslandsklukkan, 1943–46). Angelehnt an historische Figuren aus der Zeit um 1700 wie etwa den Sprachwissenschaftler Árni Magnússon wird darin erstens die nur zeitweise glückliche Liebesgeschichte zwischen dem Gelehrten und Handschriftensammler Arnas Arnaeus und der schönen Richtertochter Snæfríður geschildert, zweitens der über Jahrzehnte andauernde Prozess gegen den mit allen Wassern gewaschenen Bauern Jón, der des Mordes angeklagt ist und auf der Flucht jahrelang durch Europa irrt. Dieser Teil des Romans erinnert immer wieder an berühmte Schelmenromane wie etwa Grimmelshausens Simplicissimus Teutsch. Beide Teile sind miteinander und mit der sozialen und politischen Situation Islands in der betreffenden Zeit aufs engste verknüpft; Arnaeus’ Ringen um die Erhaltung isländischer Handschriften und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften wirft immer wieder Fragen nach der Identität Islands und der Legitimität seiner Gesellschaftsordnung auf. Längere Zeit galt Laxness als Anhänger marxistisch-kommunistischer Lehren. Dies kommt beispielsweise in seinem Roman Atomstation (1948) zum Ausdruck. In diesem Roman wendet er sich energisch gegen die Stationierung US-amerikanischer Raketen auf Island. Laxness schrieb noch zahlreiche weitere Romane, darunter Die glücklichen Krieger (1952), in dem er die negativen Seiten von Sagahelden teilweise satirisch aufzeigte – nicht unbedingt zur Freude aller seiner Landsleute. Das Buch wurde in bewusst archaisierender Sprache geschrieben und wird von vielen als die größte Parodie isländischer Sprache angesehen. Ende der 1950er Jahre wandte er sich vom Kommunismus ab. In seinen späteren Romanen Das Fischkonzert (1957), Das wiedergefundene Paradies (1960) und Am Gletscher (1968) ist auch die Sozialkritik nicht mehr so deutlich. Laxness sucht in seinem Spätwerk nach neuen Erzählformen, die vor allem mit der Problematik der Erzählperspektive spielen. Statt der sozial- und religionskritischen Themen hielten nun daoistische Themen Einzug in seine Bücher. Werkliste
VerfilmungenEinige seiner Romane wurden verfilmt:
AuszeichnungenHalldór Laxness gilt als der erste isländische Autor der Neuzeit, der Weltruhm erlangte. Er erhielt 1955 den Nobelpreis für Literatur „für seine anschauliche epische Kraft, welche die große Erzählkunst von Island erneuert hat“.[2] Zu den weiteren Ehrungen Laxness’ zählen der Weltfriedenspreis 1953 und 1969 der Sonning-Preis. Er erhielt die Ehrendoktorwürden der Universitäten Åbo (1968), Reykjavík (1972), der Universität Edinburgh (1977) sowie der Eberhard Karls Universität Tübingen (1982), letztere anlässlich seines 80. Geburtstages. Rezeption in DeutschlandLaxness wurde aufgrund seiner lange Zeit kommunismusfreundlichen Haltung in der DDR stärker beachtet als in der Bundesrepublik Deutschland. Seine Werke der Nachkriegszeit wurden zuerst in der DDR übersetzt. In den 1990er Jahren erfolgte eine gesamtdeutsche Renaissance der Werke Laxness’, ausgelöst durch eine Werkausgabe des Göttinger Steidl Verlags mit teilweise neuen Übersetzungen von Hubert Seelow. Literatur
Siehe auchWeblinksCommons: Halldór Laxness – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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