Hagenau, ein Straßendorf mit Kirche, liegt etwa 28 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Salzwedel und zehn Kilometer nördlich der Stadt Bismark (Altmark) am Rande des Kalbeschen Werders an der Biese in der Altmark.[3]
Geschichte
Mittelalter bis Neuzeit
Im Jahre 1324 wird das Dorf Hagenau als Hagenowe erwähnt, als Hans und Heinecke von Kröcher das Schloss Kalbe mit den zugehörigen Dörfern an Albrecht von Alvensleben verkaufen.[4] 1579 und 1687 heißt es Hagenow.[1] 1804 heißt es bereits Hagenau.[5] Im Mittelalter hatte die St. Marienkirche in Salzwedel hier Einkünfte.[6] Im 17. Jahrhundert betrieb man in Hagenau nebenher Fischerei in der Biese.[7]
Im 19. Jahrhundert gab es im Dorf eine Rossölmühle.[8] Nordöstlich des Dorfes links des Weges nach Gladigau stand im 20. Jahrhundert eine Windmühle.[9]
Am 15. Juni 1950 wurde die Gemeinde Hagenau in den Landkreis Osterburg umgegliedert.[10] Am 1. August 1973 ist Hagenau in die Gemeinde Packebusch eingemeindet worden.[11]
Am 1. Januar 2010 schloss sich Packebusch mit anderen Gemeinden zur Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) zusammen. So kam Hagenau als Ortsteil zur neuen Ortschaft Packebusch und zur Stadt Kalbe (Milde).[12]
Die evangelische Dorfkirche in Hagenau entstand Ende des 19. Jahrhunderts als gotisierende Backstein-Saalkirche. Sie besteht aus einem quadratischen Westturm mit achteckiger Spitze, einem rechteckigen Saal sowie einer eingezogenen polygonalen Apsis.[19]
Einige Höfe in der Nähe der Biese heißen im Volksmund „Trödel“ oder „Dudel“.
Der Lehrer Schmidt aus Hagenau überlieferte im Jahre 1908 die Sage „Der Trödel in dem Dorfe Hagenau“. Von dem Lehnschulzen, der früher dort gewohnt hat, wird erzählt, dass oft das Wort „Trödel“ oder „Trödelkram“ in den Mund nahm. „Es sei auch bei ihm stets ein lustiger Dudel gewesen“ – eine beschönigende Umschreibung dafür, dass er stets betrunken war. Er hat seine Wirtschaft vertrunken, nach und nach ließ er die alten Eichenbäume hinter seinem Gehöft niederschlagen und verkaufen. Er endete im örtlichen Armenhaus.[20]
Schmidt deutet „Trödel“ als Abwandlung des Wortes „Trendel“. Beim Dorf befindet sich eine Furt durch das Flüsschen Biese, die schon in alten Zeiten von Kaufleuten, die mit ihren Waren auf der Handelsstraße von Gardelegen nach Seehausen zogen, benutzt worden sein könnte. Dort könnte eine Zollstelle mit dem Namen Trendel gewesen sein. Schmidt erläutert weiter: Der Name „Dudel“ entspricht dem altdeutschen Wort „Dudul“, das als Bach zu erklären ist, an dessen Ufern die Dude, Taumel-Lolch, Trespe in großen Mengen wächst. Die Endsilbe „l“ bezeichnet, dass der im Stamm genannte Gegenstand in einer Mehrzahl vorhanden ist.[20]
Hanns H. F. Schmidt erzählte die Sage 1994 nach und meinte dabei, der Bach, der am Ort der mittelalterlichen Zollstelle in die Biese mündet, hat seinen Namen Dudul nach der Pflanze Kälberkropf, ein Doldengewächs.[21] Fressen Tiere davon, können sie ins Taumeln geraten.
Literatur
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.879–882, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.130 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.334, 67. Hagenau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abcdePeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.879–882, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑ abcdWilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.130 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
↑Lieselott Enders: Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit (Ende des 15. bis Anfang des 19. Jahrhunderts). In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band56. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-1504-3, S.174, doi:10.35998/9783830529965.
↑J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.334, 67. Hagenau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.15, 22. Juni 1950, ZDB-ID 511105-5, S.227 (PDF).
↑Altmarkkreis Salzwedel: Vereinbarung über die Bildung einer neuen Stadt Kalbe (Milde) mit den Gemeinden Kalbe (Milde), Brunau, Engersen, Jeetze, Kakerbeck, Packebusch und Vienau (Gebietsänderungsvereinbarung) mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 12. August 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr.8, 26. August 2009, S.208–214 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 307kB; abgerufen am 22. August 2021]).
↑Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
↑Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.28 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S.2 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑Hanns H. F. Schmidt: Das große Sagenbuch der Altmark. Teil 1 von A wie Abbendorf bis K wie Kläden. dr. ziethen verlag, Oschersleben 1994, ISBN 3-928703-40-4, S.101, Trödel mit dem Dudel.