Haddamar ist ein Stadtteil der Domstadt Fritzlar im nordhessischenSchwalm-Eder-Kreis. Das Dorf liegt etwa 2,5 km nördlich der Kernstadt und ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt; die Böden der Gemarkung, inmitten der Fritzlarer Börde, sind sehr ertragreich. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist noch heute in der Landwirtschaft tätig.
1427 wurde der Ort, während der letzten und entscheidenden kriegerischen Auseinandersetzung zwischen dem Erzbistum Mainz und der Landgrafschaft Hessen, von mainzischen Truppen unter Gottfried von Leiningen niedergebrannt; im Nachbarort Lohne wurde „nur“ geplündert.
Auch im Dreißigjährigen Krieg litt das Dorf schweren Schaden. Während im Jahre 1585 insgesamt 51 Haushalte gezählt wurden, waren es 1639 nur noch 14 verehelichte Paare und drei Witwen, mit einem Gesamtviehbestand von einem Ochsen und einer Kuh.[3] Erst mehr als 100 Jahre später, im Jahre 1747, wurden wieder 50 Haushalte gezählt.
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Haddamar 357 Einwohner. Darunter waren 6 (1,7 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 57 Einwohner unter 18 Jahren, 141 zwischen 18 und 49, 90 zwischen 50 und 64 und 69 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 150 Haushalten. Davon waren 33 Singlehaushalte, 54 Paare ohne Kinder und 42 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 99 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Fritzlar[8]; Zensus 2011[7]
Erwerbspersonen: 134 Land- und Forstwirtschaft, 44 Produzierendes Gewerbe, 15 Handel und Verkehr, 21 Dienstleistungen und Sonstiges[1]
Politik
Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.[6] Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Haddamar 70,88 %. alle Mitglieder gehören der Liste „Freie Wählergemeinschaft Haddamar“ an.[9] Der Ortsbeirat wählte Klaus Wissemann zum Ortsvorsteher.[10]
Kirche
Geschichte
Die Dorfkirche gehörte bis zur Einführung der Reformation in der Landgrafenschaft Hessen im Jahre 1526 zum Dekanat Fritzlar, unter dem Patronat des Fritzlarer St. Petersstifts. Mit der Reformation wechselte das Patronat an den Landgrafen.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die damalige Kirche vollkommen zerstört. Der daraufhin errichtete Neubau brannte 1658 nieder. Die Nachfolgekirche wurde 1775 restauriert und erweitert. 1832 waren die Schäden am Glockenturm so groß, dass dieser abgerissen werden musste. Die heutige evangelische Kirche wurde 1835–1837 als klassizistischer Saalbau errichtet. 1999 wurde ein neuer Taufstein gehauen; das historische Taufbecken befindet sich jetzt im Seitenschiff.
Glocken
Eine Glocke aus Haddamar befindet sich seit 1910 in hessischem Landesbesitz in der Museumslandschaft Hessen Kassel. Ihr größter Durchmesser beträgt 81 cm, die Höhe 68 cm. Die Minuskeln zwischen den Kordellinien datieren sie auf 1440. Gegossen wurde sie von Meister Gebelen in Homberg (Efze), dessen Gießerzeichen das Wilsnacker Pilgerzeichen war. Krone und Klöppel fehlen, und ein Riss verläuft von der Schärfe bis zum Hals.
„In akustischer Beziehung erwies sich die Glocke gut, bis auf den störenden Hilfston und die falsche Unteroktave“
– Drach, S. 169
Bruch der Krone
Die Bruchflächen der sechs Henkel sind dunkel patiniert. In der Regel dauert es sehr lange bis sich eine so dicke Patina bilden kann, wie sie hier zu sehen ist. Die Ränder der Bruchstellen sind teilweise durch Feilen geglättet worden. Dies geschah vermutlich während des Umbaus der Aufhängung, sicher aber vor 1910, dem Zugangsjahr ins Museum. Im Gegensatz zu den Bruchstellen der Henkel hat sich keine dicke Patina auf den Befeilungen gebildet. Dieser Unterschied stützt die Vermutung, dass der Bruch der Henkel lange nicht bemerkt worden ist. Dass die Glocke dennoch den Belastungen des Läutens standhielt, liegt möglicherweise an dem „starken Mittelbolzen“, den Drach erwähnt.[12]
Umbau der Aufhängung
Der Umbau der Aufhängung wäre sinnlos gewesen, wenn die Glocke schon damals den Riss gehabt hätte. Die neue Aufhängung ist nicht erhalten, aber es gibt Spuren die zeigen, wie sie ausgesehen haben könnte. Zunächst wurde der Mittelbolzen abgesägt und an dessen Stelle ein Loch gebohrt, gemeißelt und gefeilt. Innerhalb der Henkelbruchstellen ist ein ringförmiger Abdruck zu sehen. Er markiert die Auflagefläche einer vermutlich sphärischen Scheibe, die an Stelle der Henkel die Drehmomentübertragung auf die Glocke übernahm. Eine ähnliche Scheibe befand sich vermutlich auch auf der Innenseite. Beide Scheiben wurden vermutlich durch einen Gewindebolzen und Muttern verspannt.
Die normalerweise gelbliche Glockenbronze zeigt an den befeilten Resten des Mittelbolzens eine weiße Farbe. Dies deutet auf einen deutlich höheren Zinngehalt hin, als die üblichen circa 20 Prozent. Die Legierung wäre dann sehr spröde. Diverse muschelartige Ausbrüche an der Schärfe unterstreichen diese Vermutung.
2009 wurde die Glocke in der Metallrestaurierung der MHK gereinigt. Sie ist zurzeit anlässlich des 800-jährigen Jubiläums von Haddamar in der Dorfkirche ausgestellt.
Söhne und Töchter der Gemeinde
Conrad Hellwig (1824–1889), Bürgermeister, Reichstags- und Landtagsabgeordneter
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.01, S.5, Punkt 8; Abs. 58. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9MB]).