Hadaa Sendoo

Hadaa Sendoo (Sendoogiin Chadaa; * 1961 in der Inneren Mongolei, Volksrepublik China) ist ein mongolischer Dichter, Herausgeber und Übersetzer, dessen Gedichte in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

Leben und Werk

Kindheit und Jugend

Hadaa Sendoo wurde 1961 in der heutigen Inneren Mongolei geboren und wuchs in der Hauptstadt Hohhot auf. Sein Vater war Direktor eines Theaters in Hohot und seine Mutter Theaterschauspielerin.[1]   In der ›Mittelschule‹, die dem deutschen Gymnasium entspricht, lernte er Alt-Mongolisch und Chinesisch.[2] Während der Kulturrevolution wurde er für vier Jahre zu Nomaden ins Shiiliigool-Gebiet verschickt, woher Vater und Großeltern väterlicherseits stammen.[3] 1984 kehrte er nach Hohot zurück und beendete die obere Mittelschule.

Hadaa Sendoo hatte als junger Mensch oft die Gelegenheit, mongolische Literatur zu lesen[4] – so die Klassiker, die tradierten Epen, vor allem das Jangar,[5] auch mongolische Volkslieder sowie moderne mongolische Dichtung (shuleg).

Studium und frühe Gedichte

Auf Rat des Vaters begann Hadaa Sendoo ein Studium an der Kunsthochschule in Hohhot. Hier wurde er bald Assistent des Herausgebers einer Kunst- und Kulturzeitschrift. Seit jener Zeit schreibt er Gedichte.[6] Im Jahr 1989 veröffentlichte er das erste Gedichtbuch, Nomadenlieder und Mondlicht, mit Texten, die er noch auf Chinesisch schrieb, allerdings mit mongolischen Themen. Der Band wurde von einem Verlag für nationale Minderheiten veröffentlicht.[7]

Die 1990er Jahre

1991 entschied Hadaa Sendoo sich für den Umzug in die Mongolei, in deren Hauptstadt Ulaanbaatar er heiratete und seither lebt.[7]   Er lehrt als Professor für Literatur. Sein Forschungsschwerpunkt ist die mongolische Volksliteratur, einschließlich der Volkslieder und der mongolischen Mythologie.

1996 veröffentlichte Hadaa Sendoo das erste in modernem Mongolisch mit kyrillischen Buchstaben geschriebene Gedichtbuch Felsgesang / Rock Song. Sein Stil unterschied sich jetzt sehr von dem der frühen Dichtung.[8] 1998 trat er dem mongolischen Schriftstellerverband bei. 1999 gründete er zusammen mit Freunden die Kulturzeitschrift The World's Mongolians, eine zweisprachige (auf Mongolisch und Englisch) in der Mongolei erscheinende Publikation. Im Sommer 1999 organisierte er zusammen mit dem mongolischen Dichter S. Tserendorj das erste Asiatische Poesie-Festival in Ulaanbaatar.

2000 bis heute

Im Oktober 2006 erschien der World Poetry Almanac, ein internationales Poesie-Jahrbuch in Zentralasien,[9] das Sendoo initiierte. 2009 erschien Komm zurück zur Erde, das viel Beachtung fand. Er erhielt unter anderem den Best Book of Poetry Award der International Writers’ Association. Am 24. September 2011 schloss sich Hadaa Sendoo dem World Poetry Movement an und wurde so eines der Gründungsmitglieder dieser Bewegung.[10]

Im Jahre 2012 wurde Hadaa Sendoo zur Teilnahme am größten je in Großbritannien veranstalteten Poesie-Festival, dem Poetry Parnassus des Southbank Centre, eingeladen.[11] Zugleich erschienen Gedichte in der World Record Anthology, die Bloodaxe herausgab,[12] sowie in einer Anthologie der besten zeitgenössischen Gedichte von 60 repräsentativen Dichtern aus aller Welt.[13]

Hadaa Sendoo ist mit zahlreichen Preise geehrt worden, darunter der Preis des Mongolischen Schriftstellerverbands. Er erhielt Auszeichnungen für literarische Leistungen in der Mongolei, Griechenland, Kanada, den USA und wurde zur Teilnahme an internationalen Poesie-Festivals in Europa, Asien, Nord- und Südamerika eingeladen. Mehrere Gedichte wurden in die Liste der Top 500 Poems aufgenommen.[14]

Sendoos Gedichte wurden ins Griechische, Deutsche, Französische, Spanische, Portugiesische, Italienische, Hebräische, Russische, Georgische, Türkische, Litauische und Persische übersetzt.

Im Jahre 2008 wurde Hadaa Sendoo zum Mitglied der Mongolischen Akademie der Geisteswissenschaften gewählt. Hadaa Sendoo ist derzeit consulting editor des International Literary Quarterly.[15] Er wurde vom einflussreichen International Poetry Festival of Medellin (Festival Internacional de Poesía de Medellín) als Gast eingeladen,[16] ebenso 2011 vom Tokyo Poetry Festival (東京ポエトリー・フェスティバル).[17]

Als 2016 Süßer Duft des Grases (بوی شیرین چمن) auf Farsi veröffentlicht wurde, erregte das Buch große Aufmerksamkeit. Das Buch wurde auf der international bekannten Tehran International Book Fair vorgestellt und diskutiert.[18] Hadaa Sendoos Gedicht Der Wind  hört man am Ende des Films Until There – A Mongolian tale. Dieser Film wurde zuerst auf dem International Tourism Film Festival prämiert und erhielt im Jahr 2016 den Young Director Award in Cannes.[19]

Rezeption

Der an der Meiji-Universität in Japan lehrende Professor Ban’ya Natsuishi 夏石番矢Hadaa nannte Sendoo einen der besten Dichter, die in der heutigen Welt schreiben.[20]   Der peruanische Dichter Carlos H. Garrido Chalen schrieb an alle Mitglieder des Schriftstellerverbandes in Lateinamerika: Hadaa Sendoo ist eine weltweit bekannte führende Dichter-Gestalt.[21] Hadaa Sendoo wurde im Jahr 2010 vom Amerikanischen Biographischen Institut als accomplished leader of influence anerkannt.

Einzeltitel in deutscher Sprache

  • Wenn ich sterbe, werde ich träumen. Gedichte. Mongolisch / Deutsch. Übertragen von Andreas Weiland. OSTASIEN Verlag, Großheirath 2017, ISBN 978-3-946114-40-6.
  • Sich zuhause fühlen. Gedichte. Ins Deutsche übertragen von Astrid Nischkauer und Andreas Weiland. Vorwort von Richard Berengarten. Pop Verlag, Ludwigsburg 2018 ISBN 978-3-86356-233-5.
  • Mongolischer blauer Fleck. Gedichte. Aus den englischen Fassungen ins Deutsche übertragen von Jürgen Jankovsky. Pop Verlag, Ludwigsburg 2019, ISBN 978-3-86356-286-1.

Einzeltitel aus dem Gesamtwerk (Auswahl)

  • Chinesisch: The Nomadic Songs and Moonlight (1989).
  • Mongolisch: Rock Song (1996).
  • Mongolisch: The Steppe (2005).
  • Englisch: Come Back to Earth (2009).
  • Chinesisch: Hui gui da di / Come Back to Earth (Taipeh 2010).
  • Georgisch: Yurt (Tiflis 2010).
  • Mongolisch: The Road Is Not Completed (2011).
  • Farsi: بوی شیرین چمن / Sweet Smell of Grass (Teheran 2016).
  • Kurdisch: Aurora (2017).
  • Niederländisch: Mongolian Blue Spots (2017).
  • Georgisch: Mongolian Long Tone (2017).
  • Norwegisch: Eit hjørne på jorda (2017).
  • Russisch: Мир, разбитое сердце (2018).

Auszeichnungen

  • 1999: Literaturpreis der Stadt Athen (Athens City Hall Prize) und den Preis der zweiten Kultur-Olympiade Athen (Griechenland)
  • 2000: The Poet of the Millennium Award (Indien)
  • 2002: Ehrendoktorwürde der World Academy of Arts and Culture (USA/Kalifornien)
  • 2009: The Mongolian Writers Union Prize (Mongolei)
  • 2011: The Pinnacle of Achievement Award for Poetry (USA)
  • 2014: Premio Mondiale de Poesia NOSSIDE (Italien)
  • 2015: Visionary Poet Award (Kanada)
  • 2017: Literaturpreis des DOOS-Festivals (Moskau/Russland) für Das Manifest der fünf Kontinente.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Hadaa Sendoo sagt in einem Interview mit Maya Gogoladze: “I was born into a literary and artistic family, my father was a theater head, and … editor at the Mongolian literary magazine…, and my mother worked as a theater actor…” (in Hohot, Inner Mongolia). Siehe: Maya Gogoladze, Hadaa Sendoo: Exclusive interview. Tbilisi, Oct. 2013. Reprint in: World Poetry Almanac 2013. S. 230.
  2. Hadaa Sendoo sagt im zitierten Interview, in der high school habe er “old Mongolian and Chinese, Esperanto and English” gelernt. Maya Gogoladze and Hadaa Sendoo, Exclusive interview, ebenda.
  3. Hadaa Sendoo sagt im zitierten Interview, auf die Zeit der Landverschickung Bezug nehmend: “My father grew up in the steppe, so I have been to my father’s hometown as my hometown. Although I grew up in the city…” Er sah also des Vaters Heimat als seine an, das war die Steppe, das Grasland von Shiiliigool - und nicht die Stadt, in der er aufwuchs. Siehe: Maya Gogoladze and Hadaa Sendoo, Exclusive interview, ebenda.
  4. Hadaa Sendoo im zitierten Interview. Maya Gogoladze and Hadaa Sendoo, Exclusive interview, ebenda.
  5. Siehe auch den ersten von drei projektierten Bänden der Encyclopedia of Chinese Intangible Cultural Heritage (中国非物质文化遗产, 史诗卷), der drei großen mündlichen Epen gewidmet ist – dem König Gesar Epos der Tibeter, dem Jangart Epos (江格尔传奇) der Mongolen (das vor kurzem als Roman neu erzählt wurde), und dem Manas Epos der Kirgisen. Siehe ebenso: Chao Gejin: The Oirat Epic Cycle of Jangar. In: Oral Tradition. 16/2 (2001), S. 402–435 (PDF) (Memento des Originals vom 29. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/journal.oraltradition.org
  6. Im zitierten Interview sagt Hadaa Sendoo, er sei schon etwas über 20 Jahre alt gewesen, als er Gedichte zu schreiben begann. Siehe: Maya Gogoladze and Hadaa Sendoo, Exclusive interview, ebenda.
  7. a b Andreas Weiland: Vorwort. In: Hadaa Sendoo. Wenn ich sterbe, werde ich träumen. Gedichte von Hadaa Sendoo. Bilinguale Ausgabe Mongolisch-Deutsch. Ostasien Verlag, Gossenberg 2017, ISBN 978-3-940527-51-6, S. XIV und S. 167.
  8. Andreas Weiland: Vorwort. In: Hadaa Sendoo. Wenn ich sterbe, werde ich träumen. Gedichte von Hadaa Sendoo. Ibidem, S. XVIII und S. 169.
  9. Andreas Weiland schreibt, “Hadaa Sendoo’s World Poetry Almanac is beautifully designed. What is more important still: He made a good choice of poems by fine poets. I like the fact that he gives the necessary attention to poets from Asia, Africa, and Latin America. The so-called ‘West’ often privileges ‘Western’ writers and is attached to Eurocentric views and criteria. This Almanac is not Eurocentric and that is good. …” In: World Poetry Almanac 2014, S. 189.
  10. Siehe auf der World Poetry Movement (WPM) Webseite die Mitgliederliste: „Members of WPM“ https://archive.is/20130503162416/http://wpm2011.org/node/3 Siehe auch Hinweise auf die World Poetry Bewegung in gedruckten Quellen, z. B. in: Jackie Hardcastle: Visions in Poetry. 2015, S. II.
  11. Siehe David Constantine (Hrsg.): Parnassus, series 3, no. 17, 2012. In: mpT Modern Poetry in Translation, 2012. – Siehe auch: http://ticketing.uthbankcentre.co.uk/poetry-parnassus/poets/sendoo-hadaa@1@2Vorlage:Toter Link/ticketing.uthbankcentre.co.uk (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Siehe auch: https://www.southbankcentre.co.uk/venues/poetry-library
  12. Neil Astley, Anna Selby: The World Record. Bloodaxe Books, Tarset, Northumberland / London / Chester Springs, PA 2012, ISBN 978-1-85224-938-0. amazon.co.uk
  13. Dr Deepak Chaswal (Hrsg.): Contemporary Poetry – An Anthology of Present Day Best Poems. CreateSpace Independent Publishing Platform, 2015, ISBN 978-1-5172-4254-1. amazon.com
  14. Siehe: Top 500 Poems on poemlist. http://poemllst.com/?mode=top-poems&page=3 and: http://poemllst.com/?mode=poem&id=827468 Edited: Saturday, August 01,2015.
  15. N.N. (interlitq.org): Hadaa Sendoo. In: The International Literary Quarterly. www.interlitq.org. http://www.interlitq.org/staff/hadaa-sendoo/bio.php Abgerufen am 28. Juni 2017.
  16. Siehe: Hadaa Sendoo, in: Festival Internacional de Poesia de Medellín. https://www.festivaldepoesiademedellin.org/es/Revista/ultimas_ediciones/86_87/sendoo.html
  17. Siehe: Second Tokyo Poetry Festival and Sixth World Haiku Association Conference 2011. Tokyo Poetry Festival Council, NPO World Haiku Association: 10 Sept 2011, 16:00~18:00 h. Poetry Reading 5: Sayumi Kamakura, Petar Tchouhov, Kazuyuki Hosomi, Hadaa Sendoo, Eiko Kukuminato, Iztok Osojnik Junko Takahashi. Das Event fand statt in der Meiji University's Liberty Hall(Liberty Tower 1F). http://eu-japanfest.org/n-english/n-program/2011/09/second-tokyo-poetry-festival-and-sixth-world-haiku-association-conference-2011.html
  18. Siehe 29th Tehran International Book Fair, https://www.youtube.com/watch?v=SR43Vb_jLdE See also: Simon Tisdall: Signs of Change in Tehran at ‘World’s Biggest Book Fair’. The Guardian, 2. Mai 2014, https://www.theguardian.com/world/2014/may/02/tehran-biggest-book-fair-iran-censorship And: http://liar.ui.ac.ir/article_19740_79f049356fa3b40d31176896dce60ba1.pdf
  19. Until There – A Mongolian Tale, Written, directed & edited by Lea Amiel. Director of photography : Nicolas Libersalle. Cast : Deegii Hurd. Little girl : Solongo Byambasuren.Voice over / translation : Bouzhigmaa Santaro. Young Director Award Cannes. Siehe: https://vimeo.com/162660905
  20. Siehe den Text von N.N. (World Poetry, CA) mit dem Titel “World Poetry Proudly Presents Dr. Hadaa Sendoo from Mongolia!”, wo es heißt: “Professor Ban’ya Natsuishi called Hadaa Sendoo one of the best poets writing today’s world”. http://worldpoetry.ca/?p=4373 Ban’ya Natsuishi ist auch der Director des Tokyo Poetry Festival (“Ban'ya Natsuishi, director de Tokyo Poetry Festival (Japan)”) Siehe dazu: https://issuu.com/festival-internacionalde-poesiade-m/docs/el_imposible_realizado
  21. Siehe: “Peruvianske digter Carlos H. Garrido Chalen skrev til samtlige medlemmer af Writers Union i Latinamerika: "Hadaa Sendoo er en verdenskendt førende figur digter…”, http://potterager.com/article/hadaa-sendoo