Gustav Kraus (* 30. August 1804 in Passau; † 15. November 1852 in München; auch: Gustav Friedrich; Gustav Wilhelm) war ein bayerischer Lithografiekünstler der Biedermeierzeit.
Seine Eltern stammten aus Rothenburg ob der Tauber. Nach der Versetzung des Vaters als bayerischer Soldat nach Passau kam Gustav zur Welt und verbrachte dort seine Kindheit. Mit der nächsten Versetzung siedelte die Familie 1812 nach Donauwörth über. Als der Vater dort 1815 starb, kehrte die Familie nach Rothenburg zurück. Als 1817 auch die Mutter starb, nahm ein Onkel Gustav und seine zwei jüngeren Geschwister zu sich. Aus dieser Rothenburger Jugendzeit sind einige wenige Zeichnungen und Aquarelle (Landschaft, Veduten) Gustavs erhalten geblieben. Er absolvierte eine Buchdruckerlehre und kam 1824 nach München. Hier war er an der Akademie der Bildenden Künste Schüler der bis 1826 existierenden Landschaftsklasse von Wilhelm von Kobell und wurde vom Münchener Kunstverein als Mitglied aufgenommen. Von Kobell übernahm er die Luftperspektive und die Art der Figurenstaffage, eine Fortentwicklung aus den Begegnungsbildern Kobells.
Er verschrieb sich ganz der jungen Lithografie-Technik und verstand sich dabei selbst weniger als Künstler, vielmehr als Gebrauchsgrafiker. Als solchen fand man ihn auch in Münchener Adressbüchern. Geschäftlich erfolgreich, erwarb er 1836 ein Haus in der Löwenstraße (heute: Schellingstraße), wo er auch seinen eigenen Verlag begründete. 1848 trat er dem Künstler-Freikorps bei.
Seine zahlreichen, oft großformatigen Lithografien, brachten Gustav Kraus den Ruf des „Bildberichterstatters der Biedermeierzeit“ (Eugen Roth) zwischen 1825 und 1850 ein, zumal er in seinen Bildern topografische Genauigkeit mit künstlerischer Qualität in Einklang brachte. Diese entstanden häufig nach Vorlagen von Heinrich Adam, aber auch nach eigenen Zeichnungen und Aquarellen aus dem süddeutschen Raum und vor allem Münchens. Die Stadt- und Architekturveduten, Ereignisbilder (u. a. Manöverbilder, Umzüge, Prozessionen, Einweihungsfeiern), Porträts von Hof und Adel, Trachten und Uniformen wurden von vielen Verlagen, vor allem in Reiseführern von Adolph von Schaden, verwendet und immer wieder aufgelegt. Um 1840 weilte er nochmals in Rothenburg, wo er eine Serie von 16 Rothenburg-Ansichten herstellte, die er selbst herausgab und die in der L.M. Beck´schen Buchhandlung in Rothenburg verkauft wurde.
Seine letzte bekannte Lithografie zeigt die Enthüllung der Bavaria im Jahr 1852. Bei diesem Anlass fand bereits die neue Technik der Fotografie ihre Anwendung.
Bislang gab es eine einzige große Ausstellung zu seinem reichen Werk, nämlich 1977 im Münchner Stadtmuseum anlässlich des Erscheinens der Monografie von Christine Pressler über den Künstler. Seine Blätter sind heute eine unersetzliche Quelle für das Stadtbild Münchens im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts. Sein Hauptwerk dürfte der Oktoberfestzug von 1835 mit seinen 24 farbenprächtigen Lithografien sein.
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