Guanacoit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem, entwickelt allerdings nur kleine, nadelige bis prismatische Kristalle von etwa 0,7 mm Länge von hellblauer bis türkisblauer Farbe.
Erstmals entdeckt wurde Guanacoit in der „El Guanaco Mine“ bei Guanaco in der chilenischen Región de Antofagasta und wissenschaftlich beschrieben durch Thomas Witzke, Uwe Kolitsch, Werner Krause, Annemarie Wiechowski, Olaf Medenbach, Anthony R. Kampf, Ian M. Steele und Georges Favreau, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten.
Als eigenständiges Mineral wurde Guanacoit von der International Mineralogical Association (IMA) bereits 2003 unter der vorläufigen Bezeichnung IMA 2003-021 anerkannt. Veröffentlicht wurden die Untersuchungsergebnisse und der anerkannte Name Guanacoit 2006 im European Journal of Mineralogy 18.
Unabhängige Untersuchungen von einem der Erstbeschreiber konnten Guanacoit auch in Mineralproben aus dem Tagebau Taghouni in der marokkanischen Provinz Ouarzazate (Souss-Massa-Daraâ) nachweisen. Das Typmaterial dieser Fundstätte wird in der Sammlung der Abteilung für Naturwissenschaften des Natural History Museum of Los Angeles County unter den Katalog-Nr. 55435, 55436 und 55437 aufbewahrt.
Klassifikation
Da der Guanacoit erst 2003 entdeckt wurde, ist er in der seit 2001 veralteten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) nicht aufgeführt. Einzig im zuletzt 2014 erschienenen „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach der klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System-Nr. VII/D.16-25. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, mit fremden Anionen“, wo Guanacoit zusammen mit Akrochordit, Chenevixit und Luetheit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[4]
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[9]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Guanacoit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 2 : 1“, wo er zusammen mit dem namensgebenden Akrochordit die „Akrochorditgruppe“ mit der System-Nr. 8.DD.10 bildet.
Die mithilfe der Elektronenstrahlmikroanalyse ermittelte chemische Zusammensetzung ergab einen gewichtsprozentualen Anteil von 29,67 % CuO, 17,12 % MgO, 35,67 % As2O5 und 18 % H2O. Das entspricht der empirischen Formel Cu2.32Mg2.64(OH)4.13(H2O)4.15(AsO4)1.93 oder vereinfacht Cu2Mg2(Mg0.5Cu0.5)(OH)4(H2O)4(AsO4)2.[3]
Neben den Gruben El Guanaco in Chile und Taghouni in Marokko ist bisher nur ein weiterer Fundort für Guanacoit bekannt (Stand: 2017), nämlich der in Spanien liegende Cerro de la Corona nahe Huércal de Almería in Andalusien.[10]
Thomas Witzke, Uwe Kolitsch, Werner Krause, Annemarie Wiechowski, Olaf Medenbach, Anthony R. Kampf, Ian M. Steele, Georges Favreau: Guanacoite, a new arsenate mineral species from the El Guanaco Mine, near Taltal, Chile: Description and crystal structure. In: European Journal of Mineralogy. Band18, Nr.6, 2006, S.813–821, doi:10.1127/0935-1221/2006/0018-0813 (rruff.info [PDF; 329kB; abgerufen am 22. September 2019]).
Atsushi Kyono: Compositional variability and crystal structural features of guanacoite. In: American Mineralogist. Band93, 2008, S.501–507 (rruff.info [PDF; 1,2MB; abgerufen am 22. September 2019]).
Guanacoite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 22. September 2019 (englisch).
↑ abcd
Thomas Witzke, Uwe Kolitsch, Werner Krause, Annemarie Wiechowski, Olaf Medenbach, Anthony R. Kampf, Ian M. Steele, Georges Favreau: Guanacoite, a new arsenate mineral species from the El Guanaco Mine, near Taltal, Chile: Description and crystal structure. In: European Journal of Mineralogy. Band18, Nr.6, 2006, S.813–821, doi:10.1127/0935-1221/2006/0018-0813 (rruff.info [PDF; 329kB; abgerufen am 22. Januar 2018]).
↑ abc
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑David Barthelmy: Guanacoite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 22. September 2019 (englisch).
↑ abc
Atsushi Kyono: Compositional variability and crystal structural features of guanacoite. In: American Mineralogist. Band93, 2008, S.501–507 (rruff.info [PDF; 1,2MB; abgerufen am 22. September 2019]).