Grab 1 befindet sich 900 m südlich der Ortsmitte von Bornsen gut 200 m östlich der Straße nach Jübar in einem Feld. Grab 2 liegt 550 m nordöstlich der Ortsmitte von Bornsen und 1,2 km nordöstlich von Grab 1.
Das zerstörte Grab KS 92 befand sich 2 km südöstlich von Bornsen. Grab KS 93 lag in einem Waldstück an der Grenze zu Wüllmersen, südöstlich von Bornsen und südlich von Wüllmersen. Grab KS 95 lag 300 Schritt (ca. 225 m) ostnordöstlich[1] des erhaltenen Grab 1.
Die Gräber wurden erstmals 1843 durch Johann Friedrich Danneil beschrieben. Auch auf einem 1859 erstellten Messtischblatt sind noch vier Gräber verzeichnet. Lediglich das im Wald gelegene Grab KS 93 fehlt hier.[1]Eduard Krause und Otto Schoetensack stellten Anfang der 1890er Jahre bei einer erneuten Aufnahme der Großsteingräber der Altmark fest, dass nur noch zwei Gräber erhalten waren. Die restlichen Anlagen waren in der Zwischenzeit zerstört worden. Seit 1972 werden die erhaltenen Gräber durch den Verein „Junge Archäologen der Altmark“ regelmäßig gereinigt und von Bewuchs befreit.[2][3] 2003–04 erfolgte eine weitere Aufnahme und Vermessung aller noch existierenden Großsteingräber der Altmark als Gemeinschaftsprojekt des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, des Johann-Friedrich-Danneil-MuseumsSalzwedel und des Vereins „Junge Archäologen der Altmark“.[4]
Für die Gräber existieren unterschiedliche Nummerierungen. Für die erhaltenen Gräber werden im Folgenden die Fundplatznummern verwendet, für die zerstörten die Nummer, mit der Krause und Schoetensack sie versahen.
offizielle Nr.
Danneil (1843)
Krause/ Schoetensack (1893)
Beier (1991)
Anmerkungen
Fpl. 1
D 59
KS 94
4
erhalten
Fpl. 2
D 56
KS 91
1
erhalten
–
D 57
KS 92
2
zerstört
–
D 58
KS 93
3
zerstört
–
D 60
KS 95
5
zerstört
Beschreibung
Die erhaltenen Gräber
Grab 1
Grab 1 gehört nach Hartmut Bock, Barbara Fritsch, Lothar Mittag zum Typ der Großdolmen, Hans-Jürgen Beier ordnet es hingegen als Ganggrab ein. Der Grabhügel ist länglich und erreicht eine Höhe zwischen 0,6 m und 1,5 m. Eine Grabeinfassung ist nicht mehr vorhanden, möglicherweise stellt ein einzelner Stein ihren letzten Überrest dar. Allerdings wurden durch geophysikalische Untersuchungen im Jahr 2004 Standspuren einstiger Umfassungssteine nachgewiesen. Die Grabkammer ist westsüdwest-ostnordöstlich orientiert. Sie besteht aus 17 Wandsteinen und sieben Decksteinen und ist somit noch vollständig erhalten. Die drei westlichen Decksteine sind größer als die vier östlichen. Der größte Deckstein misst 3,0 m × 1,8 m × 1,2 m, der kleinste hat eine Länge von 1,6 m. Der westlichste Deckstein weist zahlreiche Schälchen auf, der dritte Deckstein von Westen besitzt mindestens ein Schälchen und eine 10 cm lange, künstliche Ausschabung. Die Kammer ist trapezförmig, sie hat eine Länge von 10,4 m und eine Breite von 1,5–1,8 m.[5]
Grab 2
Grab 2 gehört nach Hartmut Bock, Barbara Fritsch, Lothar Mittag ebenfalls zum Typ der Großdolmen, Hans-Jürgen Beier ordnet es hingegen als Großdolmen oder erweiterten Dolmen ein. Der Grabhügel ist oval. Die Grabeinfassung ist nicht erhalten, ihre einstige Existenz konnte allerdings durch geophysikalische Untersuchungen nachgewiesen werden. Die Grabkammer ist ost-westlich orientiert. Sie besteht noch aus zehn aufrecht stehenden Wandsteinen und drei Decksteinen. Ein weiterer Deckstein fehlt heute, zwei der noch vorhandenen sind in die Grabkammer eingesunken. Der größte Deckstein misst 2,1 m × 1,6 m × 0,4 m. Der westliche Deckstein weist über 30 Schälchen auf. Die Kammer ist rechteckig, sie hat eine Länge von 4,4 m und eine Breite von 1,1–1,2 m.[6]
Die zerstörten Gräber
Grab KS 92
Grab KS 92 besaß eine Grabkammer mit einer Länge von 11,3 m und einer Breite von 3,1 m. Bei Danneils Untersuchung waren noch sieben Decksteine erhalten. Zur Ausrichtung liegen keine Angaben vor. Nach Beier handelte es sich vermutlich um ein Ganggrab.
Grab KS 93
Grab KS 93 hatte nach Danneil eine Länge von 17,6 m und eine Breite von 5 m. Diese Angaben beziehen sich wahrscheinlich auf die Hügelschüttung. Die Grabkammer besaß fünf Decksteine. Angaben zu den Maßen der Kammer und zur Ausrichtung der Anlage liegen nicht vor. Nach Beier handelte es sich vermutlich um ein Ganggrab.
Grab KS 95
Grab KS 93 besaß eine Grabkammer mit einer Länge von 10,7 m und einer Breite von 2,5 m. Bei Danneils Untersuchung waren noch sieben Decksteine erhalten, von denen einer 3,3 m × 2 m × 1,2 m und ein zweiter 2,8 m × 1,8 m × 0,95 m maß. Nach Beier handelte es sich vermutlich um ein Ganggrab.
Hans-Jürgen Beier: Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thüringer Wald (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Band 1). Beier & Beran, Wilkau-Haßlau 1991, S. 56.
Wilhelm Blasius: Die megalithischen Grabdenkmäler im westlichen Theile des Kreises Salzwedel in der Altmark. In: 13. Jahresbericht des Vereins für Naturwissenschaft zu Braunschweig für die Vereinsjahre 1901/1902 und 1902/1903. 1904, S. 56–57 (Online).
Wilhelm Blasius: Führer zu den megalithischen Grabdenkmälern im westlichen Teile des Kreises Salzwedel. In: Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie. Band 31, Heft 2, 1904, S. 95–114, hier S. 102–103 (PDF; 8,1 MB).
Hartmut Bock, Barbara Fritsch, Lothar Mittag: Großsteingräber der Altmark. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2006, ISBN 3-939414-03-4, S. 48–53.
Johann Friedrich Danneil: Specielle Nachweisung der Hünengräber in der Altmark. In: Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie. Band 6, 1843, S. 86–122, hier S. 105 (PDF; 5,5 MB).
Hans-Ulrich Kelch: Geheimnisvolle Näpfchen. In: Hartmut Bock (Hrsg.): Archäologie in der Altmark. Band 2: Städte – Dörfer – Friedhöfe. Vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit (= Mittelland-Bücherei. Band 27 = Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 8). Ziethen, Oschersleben 2002, ISBN 3-935358-36-9, S. 458–469.
↑ abMesstischblatt 67: Abbendorf, 1873. Reichsamt für Landesaufnahme, Berlin 1873 (Online).
↑Hartmut Bock: Schülerarbeitsgemeinschaften und Bodendenkmalpflege in der nordwestlichen Altmark. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 69, 1986, S. 285 (Online).