Der Große Preis von Argentinien 1974 (offiziell XI Gran Premio de la Republica Argentina) fand am 13. Januar auf dem Autódromo Municipal Ciudad de Buenos Aires in Buenos Aires statt und war das erste Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1974.
Berichte
Hintergrund
Nach einer relativ kurzen Winterpause trat die Formel 1 im Schatten der Ölkrise zum ersten Lauf der neuen Saison in Buenos Aires an, wo erstmals die lange Version der dortigen Rennstrecke befahren wurde, die eine weite Schleife rings um einen See beinhaltete.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Formel 1 bekamen die Fahrzeuge vor dem ersten WM-Lauf feste Startnummern zugeteilt, die für die gesamte Saison gültig waren. In den Jahren zuvor waren die Nummern vor fast jedem Grand Prix individuell vergeben worden.
Im Vergleich zur Saison 1973 war eine starke Veränderung in der Fahrerbesetzung bei den meisten Teams festzustellen.
Ken Tyrrell musste sein Team nach dem Tod von François Cevert und dem Karriereende von Jackie Stewart völlig neu aufstellen und verpflichtete Jody Scheckter und Patrick Depailler als Stammfahrer.
Niki Lauda und Clay Regazzoni blieben zwar weiterhin Teamkollegen, ab dieser Saison allerdings als Stammfahrer bei Ferrari. Die Lücke, die die beiden bei B.R.M. hinterließen, wurde mit den beiden Franzosen Jean-Pierre Beltoise und Henri Pescarolo geschlossen. Zudem wurde ein dritter Werkswagen gemeldet, den mit François Migault ein weiterer Franzose pilotierte.
Peter Revson hatte McLaren verlassen und wurde Teamkollege von Jean-Pierre Jarier bei Shadow. Revsons Platz bei McLaren nahm Emerson Fittipaldi ein. Dessen Cockpit bei Lotus wiederum wurde mit Jacky Ickx besetzt. Die jeweiligen Teamkollegen der beiden, Denis Hulme beziehungsweise Ronnie Peterson, gehörten zu den wenigen Piloten, die ihrem jeweiligen Team aus dem Vorjahr die Treue hielten. Neben den beiden von Texaco und Marlboro gesponserten Wagen von Fittipaldi und Hulme plante McLaren den ganzjährigen Einsatz eines dritten Werkswagens in den Farben des Sponsors Yardley. Dieser wurde zunächst von Mike Hailwood pilotiert. Dessen Platz im Team Surtees nahm Jochen Mass an der Seite von Carlos Pace ein.
Brabham begann die Saison mit Formel-1-Neuling Richard Robarts im zweiten Wagen neben Stammfahrer Carlos Reutemann. Der zweite Stammpilot des Vorjahres, Wilson Fittipaldi, hatte sich für eine Unterbrechung seiner Rennfahrerkarriere entschieden, um sich dem Aufbau seines eigenen Teams zu widmen. Ein dritter Brabham wurde vom Privatrennstall John Goldie Racing als Kundenfahrzeug eingesetzt und von John Watson pilotiert.
Das March-Werksteam verpflichtete den deutschen Debütanten Hans-Joachim Stuck und zudem Howden Ganley, der das Team Frank Williams Racing Cars verlassen hatte. Seinen bisherigen Platz als einziger Stammfahrer dieses Teams nahm Arturo Merzario ein. Frank Williams setzte seine Strategie aus dem Vorjahr, den zweiten Wagen jeweils von zahlenden Gaststartern pilotieren zu lassen, auch in der neuen Saison fort.
Das Team Hesketh Racing plante den Einsatz einer Eigenkonstruktion, begann die Saison jedoch wie im Vorjahr als March-Kundenteam mit James Hunt als Fahrer. Der inzwischen fast 45-jährige Graham Hill hatte einen Vertrag mit Lola Cars geschlossen und setzte deren Wagen in Eigenregie ein. Das zweite Cockpit neben sich besetzte er mit Guy Edwards, dem insgesamt dritten Formel-1-Debütanten dieses Wochenendes.
Training
Peterson, der im Vorjahr insgesamt neunmal von der Pole-Position ins Rennen gegangen war, setzte diese Erfolgsgeschichte mit seiner vierten Trainingsbestzeit in Folge fort. Der zweite Startplatz von Regazzoni im überarbeiteten Ferrari 312B3 hingegen war nach dem Krisenjahr 1973 eine Überraschung für den italienischen Traditionsrennstall sowie für die Fachwelt. Fittipaldi und Revson teilten sich die zweite Reihe. Für einen beeindruckenden fünften Platz qualifizierte sich Hunt in seinem von Harvey Postlethwaite modifizierten March 731 des Hesketh-Teams.
Rennen
Hinter Peterson, der seine Pole-Position in eine Führung umsetzte, folgte durch einen guten Start Hunt. Dahinter erreichten Regazzoni, Revson und Hailwood gleichzeitig eine der ersten Kurven und kollidierten. Während Hailwood das Rennen nahezu unbeeinflusst fortsetzen konnte, drehten sich Regazzoni und Revson. Jarier konnte nicht mehr ausweichen und fuhr auf den Wagen seines Teamkollegen Revson auf, wodurch beide Shadow ausschieden. Merzario und Watson wurden ebenfalls leicht in den Unfall verwickelt, Scheckter konnte über das Gras neben der Piste ausweichen.
Noch im Verlauf der ersten Runde verspielte Hunt durch einen Dreher seine Chancen auf eine gute Platzierung. Reutemann gelangte dadurch in die zweite Position vor Fittipaldi, Hailwood, Ickx und Hulme.
In der dritten Runde übernahm der Lokalmatador Reutemann die Führung, während Fittipaldi einen technisch bedingten Boxenstopp einlegen musste. Als der nun zweitplatzierte Peterson wenig später Bremsprobleme bekam, wurde er von Ickx und Hulme überholt. Lauda überholte unterdessen Hailwood und ging wenig später ebenfalls an Peterson vorbei.
Dadurch, dass Ickx in der 27. Runde wegen eines Reifenschadens die Box ansteuern musste, gelangte Lauda auf den dritten Rang. An der Spitze schien Reutemann das Rennen zu kontrollieren. Während der letzten Runden ging ihm jedoch allmählich der Kraftstoff aus, was sich in Form von Fehlzündungen bemerkbar machte. In der letzten Runde wurde er zum Leidwesen der argentinischen Zuschauer noch von sechs Kontrahenten überholt. Hulme gewann vor Lauda und Regazzoni, der sich nach der Kollision in der Startrunde wieder sukzessive nach vorn gearbeitet hatte.[1]
Meldeliste
Klassifikationen
Startaufstellung
Pos.
|
Fahrer
|
Konstrukteur
|
Zeit
|
Ø-Geschwindigkeit
|
Start
|
01
|
Schweden Ronnie Peterson
|
Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford
|
1:50,78
|
193,941 km/h
|
01
|
02
|
Schweiz Clay Regazzoni
|
Italien Ferrari
|
1:50,96
|
193,627 km/h
|
02
|
03
|
Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi
|
Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford
|
1:51,06
|
193,452 km/h
|
03
|
04
|
Vereinigte Staaten Peter Revson
|
Vereinigte Staaten Shadow-Ford
|
1:51,30
|
193,035 km/h
|
04
|
05
|
Vereinigtes Konigreich James Hunt
|
Vereinigtes Konigreich March-Ford
|
1:51,52
|
192,654 km/h
|
05
|
06
|
Argentinien Carlos Reutemann
|
Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford
|
1:51,55
|
192,602 km/h
|
06
|
07
|
Belgien Jacky Ickx
|
Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford
|
1:51,70
|
192,344 km/h
|
07
|
08
|
Osterreich Niki Lauda
|
Italien Ferrari
|
1:51,81
|
192,155 km/h
|
08
|
09
|
Vereinigtes Konigreich Mike Hailwood
|
Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford
|
1:51,86
|
192,069 km/h
|
09
|
10
|
Neuseeland Denis Hulme
|
Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford
|
1:52,06
|
191,726 km/h
|
10
|
11
|
Brasilien 1968 Carlos Pace
|
Vereinigtes Konigreich Surtees-Ford
|
1:52,20
|
191,487 km/h
|
11
|
12
|
Sudafrika 1961 Jody Scheckter
|
Vereinigtes Konigreich Tyrrell-Ford
|
1:52,47
|
191,027 km/h
|
12
|
13
|
Italien Arturo Merzario
|
Vereinigtes Konigreich Iso-Ford
|
1:53,14
|
189,896 km/h
|
13
|
14
|
Frankreich Jean-Pierre Beltoise
|
Vereinigtes Konigreich B.R.M.
|
1:53,18
|
189,829 km/h
|
14
|
15
|
Frankreich Patrick Depailler
|
Vereinigtes Konigreich Tyrrell-Ford
|
1:53,27
|
189,678 km/h
|
15
|
16
|
Frankreich Jean-Pierre Jarier
|
Vereinigte Staaten Shadow-Ford
|
1:53,66
|
189,027 km/h
|
16
|
17
|
Vereinigtes Konigreich Graham Hill
|
Vereinigtes Konigreich Lola-Ford
|
1:53,90
|
188,629 km/h
|
17
|
18
|
Deutschland Jochen Mass
|
Vereinigtes Konigreich Surtees-Ford
|
1:53,90
|
188,629 km/h
|
18
|
19
|
Neuseeland Howden Ganley
|
Vereinigtes Konigreich March-Ford
|
1:54,21
|
188,117 km/h
|
19
|
20
|
Vereinigtes Konigreich John Watson
|
Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford
|
1:54,39
|
187,821 km/h
|
20
|
21
|
Frankreich Henri Pescarolo
|
Vereinigtes Konigreich B.R.M.
|
1:54,67
|
187,362 km/h
|
21
|
22
|
Vereinigtes Konigreich Richard Robarts
|
Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford
|
1:54,73
|
187,264 km/h
|
22
|
23
|
Deutschland Hans-Joachim Stuck
|
Vereinigtes Konigreich March-Ford
|
1:55,19
|
186,516 km/h
|
23
|
24
|
Frankreich François Migault
|
Vereinigtes Konigreich B.R.M.
|
1:55,43
|
186,128 km/h
|
24
|
25
|
Vereinigtes Konigreich Guy Edwards
|
Vereinigtes Konigreich Lola-Ford
|
1:56,43
|
184,530 km/h
|
25
|
26
|
Liechtenstein 1937 Rikky von Opel
|
Vereinigtes Konigreich Ensign-Ford
|
1:57,86
|
182,291 km/h
|
26
|
Rennen
WM-Stände nach dem Rennen
Die ersten sechs des Rennens bekamen 9, 6, 4, 3, 2 bzw. 1 Punkt(e). In der Konstrukteurswertung zählten nur die Punkte des bestplatzierten Fahrers eines Teams. Es zählten nur die besten sieben Ergebnisse aus den ersten acht Rennen und die besten sechs aus den letzten sieben Rennen.
Fahrerwertung
Konstrukteurswertung
Einzelnachweise
- ↑ Latest Formula 1 Breaking News - Grandprix.com. Abgerufen am 30. April 2024.
Weblinks