Groß-Lichterfelde bestand aus den historischen Dörfern Lichterfelde und Giesensdorf, beide im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt, und den beiden ab 1860 entstandenen gründerzeitlichenVillenkolonien Lichterfelde West und Lichterfelde Ost. Die privat finanzierten Villenkolonien wurden von ihrem Gründer Johann Anton Wilhelm von Carstenn per Schenkungsvertrag dem Königreich Preußen übertragen, das sich im Gegenzug auf alle Zeiten zur Übernahme bestimmter Aufgaben verpflichtete. Mit dem raschen Bevölkerungswachstum der beiden Villenkolonien (1875: 946 Einwohner, 1880: 4049, 1885: 5900) wurde eine leistungsfähigere Verwaltungsstruktur nötig, woraufhin der Beschluss zur Gründung einer Einheitsgemeinde gefasst wurde. Groß-Lichterfelde erhielt 1874 mit der Einführung der preußischen Standesämter ein eigenes Standesamt.
Die Einrichtung der Kadettenanstalt führte zu einem verstärkten Zuzug auch junger Adelsfamilien, woraus sich in Nachbarschaft mit dem neureichenBürgertum in der beginnenden Belle Époque gegen Ende des 19. Jahrhunderts die für die Lichterfelder Villengebiete typische konservativ-deutschnationale Gesellschaftsschicht herausbildete. In dieser Mischung unterschied sich das „Neubauprojekt“ der Lichterfelder Villenkolonien substanziell, sowohl von den gewachsenen innerstädtischen Berliner Wohnlagen, wie auch anderen Villenkolonien, die weitestgehend bürgerlich blieben. Mehrere Generationen von späteren Spitzenoffizieren in Deutschem Heer, Reichswehr und Wehrmacht erhielten ihre Ausbildung in der Kadettenanstalt Lichterfelde. Deren Einfluss wurde so prägend, dass bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs der Begriff des „Lichterfelders“ zum Synonym für das elitäre Offizierstum der preußischen Kadettenanstalt benutzt wurde. Durch den Zuzug ihrer Familien galt Groß-Lichterfelde zunehmend auch als Geburtsort für den Elitenachwuchs und als Ort der letzten Ruhestätte für wichtige Militärs als „beste Adresse“.
1912 wurde Groß-Lichterfelde in Berlin-Lichterfelde umbenannt.[1] Mit damals 47.213 Einwohnern ging die Gemeinde 1920 gemeinsam mit den Nachbargemeinden Steglitz und Lankwitz als XII. Verwaltungsbezirk in Groß-Berlin auf. Die Ortsbezeichnung Berlin-Lichterfelde wurde aufgeteilt in die Wohnlagenbezeichnungen Lichterfelde, Lichterfelde-West und Lichterfelde-Ost, nach dem Zweiten Weltkrieg ergänzt durch Stadterweiterungen im südlichen Grenzgebiet unter der Bezeichnung Lichterfelde-Süd.