Bekanntermaßen erstmals urkundlich erwähnt wird der Ort im Jahre 1270. Zu dieser Zeit gab es noch Niedergrandenborn und Obergrandenborn. Erst später bildete sich der heutige Ort Grandenborn heraus. Er übernahm die Gemarkungen mehrerer Wüstungen in die eigene,[3] die daher heute die größte im Altkreis Eschwege darstellt. Die Böden der Ringgauer Muschelkalktafel südwestlich des Netraer-Iftaer Grabens sind allerdings von nur geringer Fruchtbarkeit.
Grandenborn ist der der Boyneburg am nächsten gelegene Ort, nur von hier aus war die ansonsten von steilen Hängen umgebene Burg für logistische Zwecke zugänglich. Sind bis in das 16. Jahrhundert hinein noch Besitzungen und Rechte des Stiftes Hersfeld in Grandenborn nachweisbar, so machten sich die von Boyneburg-Bischhausen und Laudenbach offenbar die von der Besetzung durch Hessen bzw. Hessen-Kassel herrührende Schwäche des Stiftes zu Nutze und brachten den kompletten Ort mitsamt allen Herrschaftsrechten in die eigenen Hände. Ende des 16. Jahrhunderts bestand das zum Gericht Boyneburg gehörige Grandenborn aus 60 Höfen, vor dem Dreißigjährigen Krieg aus 82. Die im Werraraum wütende Pest raffte 1626 allerdings 187 Dorfbewohner dahin, Tod und Flucht dezimierten die Zahl der besetzten Höfe bis 1639 auf 15. Bis 1681 hatte sich die Bewohnerzahl auf die Zahl von 64 besetzten Höfen erholt.
Die Hälfte des Besitzes derer von Boyneburg-Bischhausen und Laudenbach stand den sich aus dieser Familie abspaltenden, im 16. Jahrhundert nach Schwaben abgewanderten „von Bemmelberg“ zu (den Nachfahren des in kaiserlichen Diensten zu Ruhm und Geld gelangten Konrad von Boyneburg). Aus Geldnot und fehlendem Interesse versetzten diese ihren Anteil an Grandenborn – darunter die sich oberhalb der Weiten Gasse befindliche Meierei – an die Landgrafschaft Hessen-Kassel. Der landgräfliche Besitz wurde von dem 1654 gegründeten landgräflichen Amt Bischhausen verwaltet, während das Dorf an sich nach wie vor dem Gericht Boyneburg zugehörig war.[4]
In der Gemarkung Grandenborns befand sich zudem ein Hof der von Boyneburg-Hohenstein (vermutlich auf dem "Alberod"), der jedoch im Dreißigjährigen Krieg zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde.[5] Seit 1821 gehörte Grandenborn zum Kreis Eschwege. Das Kirchenpatronat lag ursprünglich beim Stift Hersfeld, wurde jedoch im 16. Jahrhundert von den von Boyneburg-Bischhausen und Laudenbach dem Stift entrissen und in die eigenen Hände gebracht.[6] Der nahegelegene Familiensitz derer von Boyneburg, die namensgleiche Boyneburg, ist heute eine Burgruine.
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Grandenborn 354 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 42 Einwohner unter 18 Jahren, 147 waren zwischen 18 und 49, 93 zwischen 50 und 64 und 72 Einwohner waren älter.[10]
Die Einwohner lebten in 144 Haushalten. Davon waren 42 Singlehaushalte, 42 Paare ohne Kinder und 54 Paare mit Kindern, sowie 6 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 33 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 90 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[10]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[10]
Der älteste Teil der evangelischen Kirche Grandenborns ist der romanischeWehrturm aus dem 12. Jahrhundert, dessen Ecken durch ein starkes Quadermauerwerk versteift werden. Der hochaufragende Turm hatte ursprünglich im oberen Drittel an allen vier Seiten zweiteilige Schallarkaden, die die Aufgabe hatten, den Glockenklang ungehindert in alle Richtungen ins Freie gelangen zu lassen. Im Jahr 1798 wurde der Turm mit einer aufgesetzten Haube geschlossen, die die heutige Erscheinungsform bestimmt.
Das angesetzte Schiff wurde 1840 im klassizistischem Stil nach den Entwürfen des Landbaumeisters Anton Jacob Spangenberg erbaut. Es hat eine ähnliche Form wie die Kirche in Netra, die ebenfalls nach den Plänen Spangenbergs entstand. Der Innenraum besitzt die klare Konzeption eines protestantischen Predigtraumes des 19. Jahrhunderts. In ihm steigen die Sitzreihen stufenweise an, um den Blick auf die Kanzel in der Mittelachse des Schiffes zu ermöglichen. Die Ausstattung stammt aus der Erbauungszeit wie auch die im Jahr 1840 von dem Orgelbauer Dittus aus Großburschla geschaffene Orgel.
Die Kirche ist aus künstlerischen, geschichtlichen und städtebaulichen Gründen ein geschütztes Kulturdenkmal.[11][12]
Das oberhalb von Grandenborn stehende „Pferd“ ist zu einer Art Erkennungszeichen des Ortes und der Ringgauer Landschaft geworden. Ursprünglich wurde es als ein Hochbehälter errichtet, der das Weidevieh mit Wasser versorgen sollte. Im Rahmen des Grünen Plans, der Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur subventionierte, wurde in den 1960er Jahren die Konzentration auf die Milchwirtschaft gefördert. Um das benötigte Wasser zu den Tieren auf den Weiden zu transportieren, entstand in der Grandenbörner Flur ein Wasserleitungsnetz, durch das Wasser zu dem Speicher auf der Anhöhe „Auf den Büchen“ auf eine Höhe von 452 m gepumpt wurde. Gegen Ende der 1980er Jahre veränderte sich die landwirtschaftliche Nutzung und die Wasserversorgung wurde nicht mehr benötigt. Das „Pferd“ aber blieb und erhielt im Jahr 2012 seine markanten Aufbauten.[13]
Freizeit und Tourismus
Mohnblüte
Im Jahr 2017 begann der Mohnanbau in Grandenborn. Die steinigen und flachgründigen Böden auf dem Muschelkalkplateau des Ringgaus hatten sich für das Wachstum des Mohns als geeignet erwiesen. Wie auch in dem knapp 25 Kilometer entfernten „Mohndorf“ Germerode am Hohen Meißner werden nur morphinarmeSchlafmohnsorten ausgesät. Die rund fünf Hektar umfassenden Felder sind frei zugänglich und dürfen auf den ausgewiesenen, strohunterlegten Pfaden besucht werden. Die Strecken der Mohnwanderwege ändern sich jedes Jahr, da der Mohn einen stetigen Felderwechsel erfordert. In der Blütezeit haben die Verantwortlichen für die stetig wachsende Zahl der Besucher mit viel Mühe und Engagement ein Programm zusammengestellt, das Führungen, Planwagenfahrten und verschiedene Veranstaltungen bietet.[14]
Durch den Ort und über die Ringgauhochfläche verläuft der von dem Deutschen Wanderinstitut als Premium-Wanderweg zertifizierte Rundweg P 13. Der in Zusammenarbeit mit dem Geo-Naturpark Frau-Holle-Land und dem örtlichen Wanderverein in 2012 hergerichtete und markierte Weg hat eine Länge von 17 km, mit einigen An- und Abstiegen zwischen 338 m und 513 m und wird als mittelschwere Tour eingestuft. Der Rundweg wird geprägt von einem Wechsel von Feld-, Wald- und Wiesenlandschaften und durchquert das Naturschutzgebiet und Natura 2000-Gebiet „Boyneburg und Schickeberg bei Breitau“.[16]
Schönster hr4-Wanderort 2012
Im Jahr 2012 hatte der Radiosenderhr4 des Hessischen Rundfunks zu Wandertagen eingeladen. Aus den Bewerbungen vieler Gemeinden suchte der Sender Grandenborn und drei weitere Orte aus. Ziel war es, an einem September-Wochenende so viele Wanderer wie möglich auf eine Rundstrecke zu bringen. Mit mehr als eintausendfünfhundert Wanderern sicherte sich Grandenborn den Titel „Schönster hr4-Wanderort 2012“ und gewann 5.000 Euro.[17]
↑Dr. Lerch: Grandenborn ist ein altes Dorf. In: Werra-Rundschau. 63 (Jg. 11 = 1958) im Stadtarchiv Eschwege, Nachlass Gonnermann.
↑Thomas Diehl: Adelsherrschaft im Werraraum. Das Gericht Boyneburg im Prozess der Grundlegung frühmoderner Staatlichkeit (Ende des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts). Hessische Historische Kommission Darmstadt und Historische Kommission für Hessen, Darmstadt und Marburg 2010, ISBN 978-3-88443-314-0 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 159).
↑Thomas Diehl: Adelsherrschaft im Werraraum. Das Gericht Boyneburg im Prozess der Grundlegung frühmoderner Staatlichkeit (Ende des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts). Hessische Historische Kommission Darmstadt und Historische Kommission für Hessen, Darmstadt und Marburg 2010, ISBN 978-3-88443-314-0 (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 159).
↑Ludwig Zimmermann: Der Ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV. Marburg 1934 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen XVII. 2), S. 79.
↑Hauptsatzung. (PDF; 105 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Ringgau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Mai 2021; abgerufen im Mai 2021.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ringgau.de
↑Peer Zietz et al.: Werra-Meissner-Kreis. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Band1: Altkreis Eschwege. Vieweg & Sohn, Braunschweig / Wiesbaden 1991, ISBN 3-528-06240-1, S.309f. (Peer Zietz in Zusammenarbeit mit Thomas Wiegand. Mit Textbeiträgen von Theodor Leyhe und Karl Heinz Rostalski).
↑Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hessen. 1. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1966, S.324 (Bearbeitet von Magnus Backes).
↑Infotafel des Wandervereins „P13 – Boyneburg – Ringgau“.
↑20.000 Besucher bei der Mohnblüte in Germerode und Grandenborn. In: Werra-Rundschau. 13. Juli 2019 (werra-rundschau.de); abgerufen am 9. September 2019.