Die Grafschaft Chinchón ist eine vom spanischen König Karl I. am 9. Mai 1520 ins Leben gerufene territoriale Einheit etwa 40 Kilometer südlich und westlich von Madrid, welche auf einer bereits früher existierenden Grundherrschaft (señorio) basiert. Die Grafschaft ist zwar nach der gleichnamigen Stadt (ca. 45 Kilometer südöstlich von Madrid) benannt, doch hat diese keine große Rolle im Leben der nachmaligen Grafen gespielt.
Der Comuneros-Aufstand (1520–1522) war eine von Teilen der Bevölkerung und des Adels getragene Erhebung gegen den habsburgischen und somit landesfremden König Karl I., der – sehr zum Missfallen vieler Spanier – ein Jahr zuvor als Karl V. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt worden war. Im Rahmen des – auf die Region um Madrid begrenzten – Aufstandes kam es zu Zerstörungen und Plünderungen von Burgen, aber auch von Städten und Dörfern. Auch die Burg von Chinchón wurde zerstört, aber von Fernando de Cabrera y Bobadilla, einem treuer Gefolgsmann des Königs in dieser schweren Zeit, wiederaufgebaut. Als Belohnung für seine geleisteten Dienste wurde er mit dem erblichen Titel eines ‚Grafen von Chinchón‘ belehnt.
Der Titel blieb bis zum Jahr 1683 in den Händen seiner Nachfahren; dann ging er an eine Nebenlinie der traditionsreichen italienischen Familie Savelli über, welche jedoch in Spanien nicht richtig Fuß fassen konnte oder wollte, so dass die Grafschaft im Jahr 1738 von Philipp, dem Sohn des spanischen Königs Philipp V. zurückerworben wurde. Da diesem die Herzogswürde von Parma jedoch wichtiger war, verkaufte er im Jahr 1761 die Grafschaft Chinchón an seinen jüngeren Bruder, den Infanten Luis de Borbón y Farnesio, der der 13. Graf von Chinchón wurde. Mit seiner jungen Frau María Teresa de Vallabriga begründete er das Haus Borbón y Vallabriga, welches bis zum heutigen Tag Träger des Grafentitels ist.