Ernest William Goodpasture war 1919 der Erstbeschreiber.[5][6]François Reubi definierte dieses Syndrom 1968 als Glomerulonephritis bei Lungenhämosiderose. Er schrieb: „Die klassische Form des Goodpasture-Syndroms führt im Verlauf einiger Monate zu tödlicher Niereninsuffizienz. Es wird jedoch neuerdings behauptet, daß es leichtere Fälle gibt, bei denen die Corticotherapie den Prozeß zum Stillstand bringen kann.“[7]
„Das Krankheitsbild war bis 1948 vergessen, seit dieser Zeit sind über 60 Fälle in der Weltliteratur mitgeteilt worden.“[8]
Die Bezeichnung Goodpasture-Syndrom geht auf einen Vorschlag von Stanton und Tange aus dem Jahr 1958 zurück.[9][10]
Das Goodpasture-Syndrom bildet den Typ 1 der rasch progredienten Glomerulonephritis (Rapid Progressive Glomerulonephritis, RPGN); beim Typ 1 wird (in Deutschland) unterschieden, ob eine Lungenbeteiligung vorliegt oder nicht.[15] Nur bei der RPGN Typ 1 mit Lungenbeteiligung spricht man vom Goodpasture-Syndrom.[16] Das Vollbild des Goodpasture-Syndroms liegt vor bei einer Anti-GBM-Antikörper-bedingten rasch progredienten Glomerulonephritis mit zusätzlichem Auftreten von pulmonalen Symptomen[17] beziehungsweise bei der „Anti-Basalmembran-Glomerulonephritis mit pulmonaler Hämorrhagie“ („Vaskulitis durch Anti-Basalmembran-Antikörper“).[18]
„Beim Goodpasture-Syndrom ist die hohe Dichte von α3NC1-Domänen von Typ-IV-Kollagen in der Basalmembran von Lungengefäßen und Nierengefäßen dafür verantwortlich, dass überwiegend diese beiden Organe von der Erkrankung betroffen sind.“[19]
Die Glomerulonephritis ist eine schnell fortschreitende Glomerulonephritis, die zur Gruppe der diffus-extrakapillären Glomerulonephritiden gezählt wird – es kommt zu Schlingennekrosen und starker Halbmondbildung. Die Antikörper sind gegen die nicht-kollagene Domäne der Alpha-3-Kette des Kollagen Typ IV der glomerulären und alveolären Basalmembran gerichtet. Sie können im Blutserum nachgewiesen werden.[20]
Das Goodpasture-Syndrom als rasch progressive Glomerulonephritis mit pulmonalem Syndrom ist eine Form des pulmorenalen Syndroms[21] („a subtype of pulmonary-renal syndrome“,[22] „hämorrhagisches pulmorenales Syndrom“,[23] „renopulmonales Syndrom“[24]).
Vorkommen
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Andernorts steht z. B., dass 90 % der Betroffenen Männer sind. Einzelnachweise wären hier sicher sinnvoll
Das Goodpasture-Syndrom ist sehr selten (Inzidenz: 0,5–1 Fall pro 1 Mio. Einwohner und Jahr). Das Syndrom betrifft Männer doppelt so häufig wie Frauen. Die Krankheit manifestiert sich meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Sie kommt überwiegend bei Europäern vor.[25] „Bei 8 von 10 Goodpasture-Fällen handelte es sich um Männer zwischen 17 und 27 Jahren, bei denen eine berufliche Expositionsmöglichkeit“ (so Sarre in den 1970er Jahren) mit flüchtigen Kohlenwasserstoffen nachzuweisen war.[26]
Die einer ursächlichen Behandlung mit Medikamenten nicht zugängliche Krankheit ist unheilbar. Allerdings kann mittels immunsuppressiver Medikamente (Cyclophosphamid und Kortikosteroide wie hochdosiertes Prednison sowie Azathioprin) die Bildung neuer Anti-GBM-AK gehemmt werden und eine Remission oder eine Lebensverlängerung erreicht werden. Mit einer Plasmapherese (Plasmaaustausch, Plasmaseparation) werden zirkulierende Anti-Basalmembran-Antikörper entfernt;[29] diese Abtrennung der Antikörperkomplexe[30] geschieht ähnlich wie bei der Plasmaspende mit Dialysegeräten.
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Eine solche Plasmaseparation erfolgt in der Regel auf der Intensivstation im Akutstadium. Jedoch muss diese Behandlung mindestens zweimal wöchentlich wiederholt werden, da sich das Plasma schnell nachbildet. Hierbei wird das Plasma anschließend verworfen und nicht wieder den Patienten infundiert.
Bei einer Immunadsorption werden die Antikörper herausfiltriert und das Blutplasma wird dem Patienten anschließend wieder reinfundiert, wodurch größere Mengen Blut gereinigt werden können. Dadurch bessert sich das Allgemeinbefinden. Es ist zu beachten, dass dabei – zumindest vorübergehend – mit einem Verlust der erworbenen Immunabwehr (Beispiel Impfschutz) zu rechnen ist.
Die Therapie dauert etwa 8 bis 12 Monate. „Dialysepflichtige Patienten sprechen schlechter auf Plasmapherese und Steroide an.“[32]Rezidive sind eher selten. Beim „terminalen Nierenversagen stellt sich die Frage nach der Durchführung einer Nierentransplantation.“[33]
Prognose
Durch eine Alveolitis verursachte rezidivierende Lungenblutungen können lebensbedrohlich sein und mit schwerer Atemnot und mit restriktiven Ventilationsstörungen einhergehen.[34] Die Glomerulonephritis schreitet rasch bis zum Nierenversagen vor. Ohne Therapie ist die Prognose des Goodpasture-Syndroms infaust, wobei der Tod meist nach sechs Monaten infolge der Komplikationen eintritt. Die Krankheit verläuft rasch progredient, daher ist eine frühe Diagnosestellung wichtig. Bei frühzeitiger Therapie kann die Nierenfunktion bei über 60 Prozent der Patienten erhalten werden.[35]
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↑Wolfgang Piper: Innere Medizin. Springer-Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-33725-6, S. 236 f.
↑Günter Thiele: Handlexikon der Medizin. Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Wien / Baltimore ohne Jahr [1980], Teil II (F–K), S. 932.
↑Ernest William Goodpasture: Significance of certain pulmonary lesions in relation to the etiology of influenza. In: American Journal of Medical Science. Band 158, 1919, S. 863.
↑R. L. de Gowin, J. Oda, R. H. Evans: Nephritis and lung hemorrhage (Goodpasture’s syndrome). In: Archive of Internal Medicine. Band 111, 1963, Nr. 16.
↑Walter Siegenthaler et al. (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. 3. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York 1992, ISBN 3-13-624303-X, S. 625 f.
↑Ulrich Kuhlmann u. a. (Hrsg.): Nephrologie. 6. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart / New York 2015, ISBN 978-3-13-700206-2, S. 96–101.
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↑Vgl. Franz Hrska, Wolfgang Graninger, Michael Frass: Systemerkrankungen. 2003, S. 730.
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