Freyre war einer der ersten in den USA ausgebildeten Brasilianer. 1922 schloss er sein Studium mit dem Magisterexamen an der Columbia-Universität in New York ab. Diese Arbeit, Social Life in Brazil, war gewissermaßen die Ausgangsbasis für sein späteres Werk Casa Grande e Senzala.
Nach seinem Studium hielt er sich zu anthropologischen Studien in Europa auf.
1928 wurde auf sein Betreiben das Unterrichtsfach Soziologie an der Lehrerbildungsanstalt des Staates Pernambuco eingeführt. Nachdem er vor allem durch den Soziologen Edgar Roquette Pinto, der seine Kenntnis der Rassenbiologie sowie seine originellen Denkmethoden hervorgehoben hatte, international bekannt geworden war, hielt er sich an vielen Universitäten weltweit zu Vorlesungen und Seminaren auf.
In den 1930er Jahren, als die República Velha in Brasilien gestürzt und unter Getúlio Dornelles Vargas eine Militärdiktatur errichtet wurde, musste Gilberto Freyre wegen seiner politischen Tätigkeiten Brasilien verlassen und ging nach Portugal, wo er die Ideologie des Lusotropikalismus mitbegründete, und in die Vereinigten Staaten ins Exil.
Freyre war Abgeordneter für den Bundesstaat Pernambuco in der Verfassunggebenden Versammlung von 1946 und an der Ausarbeitung der brasilianischen Verfassung der Vierten Republik beteiligt.[1]
1948 war er einer der Acht Weisen von Paris, welche von der UNESCO eingeladen worden waren, unter Leitung des englischen Biologen Julian Huxley die Gründe von internationalen Spannungen zu erforschen.
In seinem Werk Herrenhaus und Sklavenhütte finden sich laut der Historikerin Silvia Cortez Silva bei der Beschreibung jüdischer Identität zahlreiche antisemitische Vorurteile und Ausdrücke wie „Blutsauger“, „Parasit“, „Ausbeuter“ oder „Judennase“. Diese Aspekte seien in der Rezeption bislang nur unzureichend beachtet worden.[3]
Für seine wissenschaftlichen Leistungen war er für den Nobelpreis vorgeschlagen worden.
Sebastião Vila Nova: "» Gilberto Freyre. Der Soziologe der brasilianischen Seele «." Kunsthaus Zürich (Hg.) (1992): 194–198.
Ulrich Fleischmann: Die Lust am Brasilianischen – Anthropologie und Literatur bei Gilberto Freyre und Darcy Ribeiro. In: Iberoamericana. Lateinamerika, Spanien, Portugal, 9. Jahrgang, 1985, Nr. 2/3, S. 65–80. (JSTOR:41671915).
Hermann Matthias Görgen: Gilberto Freyre. Versuch einer Einführung in sein Werk. In: Gilberto Freyre: Herrenhaus und Sklavenhütte. Kiepenheuer & Witsch, Köln / Berlin 1965.
↑Gilberto Freyre. In: releituras.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Dezember 2009; abgerufen am 7. September 2019 (brasilianisches Portugiesisch, Freyre-Biografie).