Gerry Marsden (* 24. September 1942; † 3. Januar 2021) und sein Bruder Freddie (* 23. Oktober 1940; † 9. Dezember 2006) aus Liverpool gründeten die Band The Mars Bars. Mit der Wahl des Namens hofften sie auf Unterstützung durch einen bekannten Süßwarenhersteller; stattdessen drohte ihnen ein Verfahren, und sie änderten den Bandnamen in The Pacemakers. Weitere Mitglieder der Band wurden der Pianist Arthur Mack, der schon kurze Zeit später durch Les Maguire (* 27. Dezember 1941) ersetzt wurde, und der Bassgitarrist Les Chadwick (eigentlich John Leslie Chadwick; * 11. Mai 1943; † 26. Dezember 2019).[1]
Brian Epstein, der Manager der Beatles, nahm die Band Gerry and The Pacemakers, die wie die Beatles und andere Band bereits 1960 dem Bandmanager Larry Parnes vorgespielt hatte, als zweite Band unter Vertrag. Im Jahr 1963 war die Band mit Roy Orbison und The Beatles auf Tour[2] in Großbritannien. Von 1964 bis 1966 hatten sie eine Reihe von Hits. Ihre ersten drei Singles How Do You Do It, I Like It und You’ll Never Walk Alone waren im Jahr 1963 alle Nummer 1 in Großbritannien. Sie wurden damit bis zum Durchbruch der Rolling Stones 1964 zu der wichtigsten Konkurrenz der Beatles in Großbritannien.[3] Dass die ersten drei Singles eines Musikakts alle die Spitze der britischen Charts erreichten, gelang nach Gerry and The Pacemakers nur noch den ebenfalls aus Liverpool kommenden Frankie Goes to Hollywood rund 20 Jahre später.[4] 1964 trat Gerry and the Pacemakers im Konzertfilm zur von Jan and Dean moderierten T.A.M.I. Show in Santa Monica gemeinsam mit Chuck Berry auf.[5] Insbesondere das Cover des Musicalhits You’ll Never Walk Alone durch Gerry and The Pacemakers ist bis heute berühmt, in ihrer Version wurde es die inoffizielle Hymne des Fußballvereins FC Liverpool und zur offiziellen Hymne von Borussia Dortmund.
Gerry and The Pacemakers verzeichneten in den folgenden Jahren noch einige Charterfolge, allerdings ohne nochmals den Platz eins der Charts zu erreichen, und weiteten ihre Bekanntheit ab 1964 auch auf die USA aus. Die Band drehte sogar einen Film, Ferry Cross the Mersey (1965)[6], dessen gleichnamiges Titellied sich ebenfalls zu einem großen Erfolg entwickelte. Ferry Cross the Mersey und viele ihrer Lieder ab 1964 wurden von Gerry Marsden geschrieben. Doch bereits Ende 1965 begann die Popularität der Gruppe zu schwinden. Möglicherweise war das auf ihr Image mit Anzügen und kurzen Haaren zurückzuführen, das im Verlaufe der 1960er-Jahre zusehends altmodisch wirkte.[7] Auch musikalisch war keine Weiterentwicklung zu erkennen, sie setzten weiterhin auf typische Beatmusik.[8] Die Gruppe löste sich 1967 auf.
Gerry Marsden blieb musikalisch aktiv und erreichte zweimal mit Neuaufnahmen alter Bandhits zu Spendenzwecken die Chartspitze in Großbritannien: Marsden organisierte 1985 nach der Valley-Parade-Feuerkatastrophe die aus bekannten Musikern bestehende Gruppe The Crowd mit, die eine Neuaufnahme von You’ll Never Walk Alone machten. Ferry Cross the Mersey wurde 1989 anlässlich der Hillsborough-Katastrophe von Gerry Marsden und den weiteren Liverpooler Künstlern The Christians, Holly Johnson, Paul McCartney und Stock Aitken Waterman neu aufgenommen. Die Single hielt sich drei Wochen lang auf Platz 1 der britischen Hitparade.[9]
2010 British Invasion: Gerry & The Pacemakers – It’s Gonna Be All Right, 1963–1965
Literatur
Irwin Stambler: The Encyclopedia Of Pop, Rock And Soul. 3. überarbeitete Auflage, New York City, New York: St. Martin’s Press, 1989, S. 256 – ISBN 0-312-02573-4.
Frank Laufenberg, Ingrid Hake: Rock- und Poplexikon. Bd. 1: ABBA – Kay Kyser. Düsseldorf / Wien: Econ Verlag, 1994, S. 595 f.
↑Paul McCartney: Lyrics. 1956 bis heute. Hrsg. mit einer Einleitung von Paul Muldoon. Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösche. C. H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-77650-2, S. 186–187, 570 und 651.
↑R. Duane Cozzen: The British Music Invasion: Collectors Quick Reference. Lulu Press, Inc, 2015, ISBN 978-1-329-03195-1 (google.de [abgerufen am 3. Januar 2021]).
↑Marc Spitz: Jagger. Rebel, Rock Star, Ramble, Rogue. 2011 (Gewidmet Brendan Mullen); deutsch: Mick Jagger. Rebell und Rockstar. Aus dem Amerikanischen von Sonja Kerkhoffs. Edel Germany, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8419-0122-4, S. 65–67.
↑R. Duane Cozzen: The British Music Invasion: Collectors Quick Reference. Lulu.com, 2015, ISBN 978-1-329-03168-5 (google.de [abgerufen am 3. Januar 2021]).