Georges Anawati starb am 28. Januar 1994 in Kairo, am Festtag seines verehrten Lehrers Thomas von Aquin.
Leistungen
Jahrzehntelang war er Mitarbeiter und Ratgeber in verschiedenen päpstlichen Gremien für den Dialog zwischen Kultur und Religion und für den interreligiösen Dialog. Er hatte entscheidenden Einfluss auf die Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils „Nostra Aetate“ über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen.
Er öffnete die Türen für die Begegnung mit den Muslimen, weil er überzeugt war, dass Christen und Muslime nur gemeinsam die Zukunft gestalten können. 1965 gründete Papst Paul VI. das Sekretariat für Nichtchristen und Anawati gehörte zu den ersten Beratern. In diesem Sekretariat wurde auch die Erklärung „Nostra Aetate“ des II. Vatikanischen Konzils entworfen. Er war ebenfalls 12 Jahre Berater im Päpstlichen Rat für Kultur.
Anawati verfasste 26 Bücher und über 350 Artikel: arabische Originaltexte der islamischen Naturwissenschaft und Philosophie, Monographien zur Philosophie und Mystik des Islam und ihrer Beeinflussung durch die altgriechische Philosophie, umfassende bibliographische Überblicke, Studien zur Geschichte und heutigen Standortbestimmung der kulturellen und religiösen Beziehungen zwischen Christen und Muslimen.
Georges-Anawati-Stiftung
Seit dem Jahr 2000 hat sich die Georges-Anawati-Stiftung die Aufgabe gesetzt, die Begegnung von Menschen christlicher und islamischer Traditionen zu fördern. Damit wird das Anliegen Anawatis in Deutschland fortgeführt.
Schriften (Auswahl)
Essai de bibliographie avicenniene. Le Caire 1950.
Avicenne et l’alchimie. In: Oriente e Occidente nel Medioevo: Filosofia e Scienze. Rom 1971 (= Accademia Nazionale dei Lincei. Fondazione Alessandro Volta. Atti dei Convegni 13: Convegno Internationale 9–15 Aprile 1969), S. 285–341.
Psychologie Avicennienne et psychologie de S. Thomas: Étude comparée. In: B. Köpeczi, J. Harmatta (Hrsg.): Actes du colloque sur Avicenne. Budapest le 3 septembre 1980. Budapest 1984 (= Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae. Band 29), S. 13–32.
Ich liebe die Muslime, weil sie Gott lieben. Aufforderungen zum Dialog (= Schriftenreihe der Georges-Anawati-Stiftung. Bd. 11). Übersetzt und herausgegeben von Hoda Issa. Herder, Freiburg im Breisgau 2014, ISBN 978-3-451-33338-5.
Literatur
Jean-Jacques Pérennès: Georges Anawati (1905–1994). Ein ägyptischer Christ und das Geheimnis des Islam (= Schriftenreihe der Georges-Anawati-Stiftung. Bd. 7). Herder, Freiburg im Breisgau 2010, ISBN 978-3-451-30379-1.