George Bähr war der Sohn eines Zimmermannes (andere Quellen schreiben eines Leinewebers) und wuchs in einem ärmlichen Elternhaus auf. Seine schulische Bildung wurde durch den Dorfgeistlichen gefördert. Seine Schulausbildung und seine Zimmermannslehre absolvierte Bähr in Lauenstein.
Im Jahr 1693 ging Bähr nach Dresden, wo er als Zimmermann tätig war. Eigentlich wollte er nach Italien, um berühmte Bauten kennenzulernen, und so studierte er nebenbei Mechanik, nannte sich Künstler und Mechanicus, entwarf Orgelprospekte, Schlösser und Palais.
Mit 39 Jahren wurde Bähr 1705 in Dresden zum Ratszimmermeister berufen, obwohl er keinen Meisterbrief besaß. Schon in diesem Amt bemühte sich Bähr um eine Modernisierung des Kirchenbaus. Seiner Meinung nach wurden die schon bestehenden Kirchenbauten speziell dem evangelischen Gottesdienst nicht mehr gerecht.
George Bährs erster Bau war die Pfarrkirche von Loschwitz bei Dresden mit einem langgestreckten, achteckigen Grundriss. Die Kirche wurde 1708 fertiggestellt.
Darüber hinaus wurden nach Bährs Vorgaben zahlreiche Wohnhäuser in Dresden errichtet. Bähr selbst wohnte in einem Haus an der Seegasse nahe dem Altmarkt. Zwischen 1732 und 1738 beaufsichtigte er den Bau der ursprünglich von Matthäus Daniel Pöppelmann entworfenen Dreikönigskirche in Dresden-Neustadt.
Bährs Hauptwerk ist die Dresdner Frauenkirche.[1] 1722 wurde er damit beauftragt, 1726 wurde der Entwurf genehmigt und umgesetzt. 1734 wurde der Innenraum der Frauenkirche eingeweiht. Vollendet wurde die Kirche am 27. Mai 1743, knapp fünf Jahre nach dem Tod George Bährs, mit dem Aufsatz eines (von Bähr so nicht gewollten) Kuppelkreuzes.
Seit 1730 führte Bähr den Titel Architekt. Den aus heutiger Sicht treffenderen Begriff Bauingenieur gab es seinerzeit noch nicht.
Seine Vorliebe für Orgelbauten führte dazu, dass George Bähr auch Kompositionen für diese Musikinstrumente ausführte.[2]
Infolge einer ihn ans Bett fesselnden Krankheit nahm George Bähr 1738, acht Tage vor seinem Tod, seinen Abschied als Ratszimmermeister. Er starb einen Tag nach seinem 72. Geburtstag. Gerüchte über eine Selbsttötung konnten widerlegt werden.[3] Entgegen seinem Wunsch, in der Frauenkirche beerdigt zu werden, wurde er auf dem Johanniskirchhof bestattet. Als die Stadt 1854 die Säkularisation des Friedhofs beschloss, erfolgte auf Gesuch eines Urenkels die Umbettung seiner Gebeine in die Krypta der Frauenkirche, später wurde auch das Grabmal dorthin überführt.[4]
George Bähr war dreimal verheiratet. Mit seiner dritten Frau, der 22 Jahre jüngeren Johanna Juliane Wahl, die er 1730 heiratete, hatte er sechs Kinder. Bei der Geburt des ersten Kindes (1730) war Bähr 64 Jahre alt. Sein Schüler und Schwager war der Baumeister Johann George Schmidt.
DNA-Analyse
Wissenschaftler der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena veröffentlichten Anfang 2018 Ergebnisse einer Analyse der DNA eines Skelettes aus der Krypta der Frauenkirche, welches George Bähr zugeschrieben wird. Auf Basis der DNA-Analyse hatte George Bähr demnach höchstwahrscheinlich braune Augen, eine helle Hautfarbe und war genetisch von mitteleuropäischem Ursprung.[5] Allerdings waren seinerzeit die falschen Gebeine auf dem Johanneskirchhof geborgen worden, wie der Dresdner Ratsarchivar Otto Richter zeigen konnte.[6] Die DNA-Analyse dürfte deshalb im Hinblick auf Bähr nicht aussagekräftig sein.
In Dresden ist heute die George-Bähr-Straße (Stadtteil Südvorstadt) nach dem bekannten Architekten der Frauenkirche, die 1945 zerstört und zwischen 1990 und 2005 wiederaufgebaut wurde, benannt. Auch im Leipziger „Architektenviertel“ sowie in Forchheim sind Straßen nach George Bähr benannt.
Briefmarkenausgabe
Das Bundesministerium der Finanzen verausgabte, anlässlich des 350. Geburtstages des Baumeisters, am 1. März 2016 eine Sondermarke. In Ermangelung eines Porträts von ihm ziert das Postwertzeichen die nach seinen Plänen errichtete Frauenkirche.[7]
George-Bähr-Preis
Das George-Bähr-Forum für Baukultur und Ingenieurbaukunst der Technischen Universität Dresden vergab gemeinsam mit der George-Bähr-Stiftung 2008 den europaweit ausgeschriebenen und mit 5000 Euro dotierten George-Bähr-Preis. Die Auszeichnung sollte ursprünglich alle drei Jahre an Architekten und Ingenieure verliehen werden, denen es in besonderer Weise gelingt, eine Synthese von Entwurf, Konstruktion und Realisierung eines Bauwerkes zu erreichen. Die Preisträger sollen insbesondere dem baumeisterlichen Wirken von George Bähr gerecht werden. Der Preis wurde 2008 an den Berliner Architekten Henning von Wedemeyer für seine Arbeit „Vilnius in the Air“ verliehen.[8]
Angelica Dülberg: George Bähr – die Frauenkirche und das bürgerliche Bauen in Dresden. Ausstellung im Georgenbau des Dresdner Schlosses 21. Dezember 2000 bis 4. März 2001. Dresden 2000.
Horst Fischer: Forschungen zu George Bähr und dem sächsischen Barock. I. und II. Teil. Dissertation. Dresden 1967.
Siegfried Gerlach: George Bähr: Der Erbauer der Dresdner Frauenkirche. Ein Zeitbild. Böhlau, Köln, Weimar, Wien 2005, ISBN 3-412-22805-2.
Werner Lange: Der gerichtete Zentralbau George Bährs. Ein Beitrag zur Geschichte des sächsischen Kirchenbaus. Leipzig 1940.
Heinrich Magirius: Die Dresdner Frauenkirche von George Bähr. Entstehung und Bedeutung. Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 2005, ISBN 3-87157-211-X.
Wilhelm Möllering: George Bähr, ein protestantischer Kirchenbaumeister des Barock. Leipzig 1933.
Kurt W. Leucht: George Bähr – Ein Leben für ein Bauwerk. In: Deutsche Architektur. Heft 2, Jahrgang 1953, S. 75.