Seine Werke erinnern mitunter an die gesellschaftskritischen Abbilder der Nachkriegsgesellschaft von George Grosz oder Otto Dix, so etwa das Aquarell Arbeit schändet (auch: Zeitungsträger) von 1921, das einen dicken, monokeltragenden Zigarrenraucher im Fond eines Automobils zeigt, während der Zeitungsträger ausgemergelt und gebeugt vor einer industriellen Kulisse zu Fuß geht. Noch monströser zeigen sich die Industriebauern auf einem Gemälde von 1920, das sich heute im Besitz des Von der Heydt-Museums in Wuppertal befindet. 1920 nahm er mit den Industriebauern an der Ersten Internationalen Dada-Messe in Berlin teil.
1925 wurde Scholz Professor an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe und stellte im Rahmen der Ausstellung Neue Sachlichkeit in Mannheim aus. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre wurde ein zunehmendes Versiegen veristischer und neusachlicher Kräfte im Werk des Künstlers sichtbar.
Kurz vor seinem Tod wurde Scholz durch die französische Besatzungsmacht noch zum Bürgermeister des Ortes Waldkirch, in dem heute das Georg-Scholz-Haus einen Rahmen für Wechselausstellungen bietet, ernannt.
Aktmalerei
Ein besonderer Schwerpunkt des künstlerischen Schaffens von Scholz war die Darstellung des nackten Körpers. Die Aktmalerei begleitete den Künstler sein Leben lang und diente ihm nicht nur „als Projektionsfläche für seine Kritik an der Gesellschaft oder zur Deskription der Zeitumstände, sondern auch als persönliche Rückzugsmöglichkeit“. Dies lässt den Schluss zu, dass „das Gestalten von Aktdarstellungen im Kontext dieses Rückzugs eine Art Therapeutikum darstellte, das den Künstler durch die malerische Wiederholung bekannter Körperhaltung einerseits beruhigte und ihm andererseits neue Kraft gab.“[4]
Die Aktmalerei Georg Scholz‘ ist in drei Phasen unterteilbar: in einen ersten Abschnitt ab 1922, in der der Künstler als Symbol seiner Darstellung das Bild der Prostituierten setzt. Danach in die Periode von 1928 bis 1934 und eine ab 1944 entstehende Werkgruppe. Während dieser drei Abschnitte ist eine Verschiebung der vom Maler genutzten Techniken augenfällig: In Öl hergestellte Aktdarstellungen dominieren sein Werk in den frühen 1920er Jahren, um dann gegen 1934 abzuklingen. In der Zeit 1930 bis 1934 malt er den Akt in Form von Aquarellen. Eine Verschiebung seiner künstlerischen Arbeitsweise hin zur Zeichnung ist ab 1928 sichtbar und lässt sich bis 1944 nachweisen.
1937 als „entartet“ nachweislich beschlagnahmte Werke
Tafelbilder
An der Badeanstalt (1927; WV Sternfeld 52; vernichtet)
Der Mestize (Öl auf Leinwand, 45 × 55,5 cm, 1920; WV Sternfeld 32; vernichtet)[5]
Im Café/Hakenkreuzritter (Aquarell und Gouache über Bleistift auf Papier, 30,5 × 49 cm; WV Sternfeld 220)[7]
Liegender weiblicher Akt (Bleistift auf Zeichenkarton, 32,5 × 49,8 cm, 1930; WV Sternfeld 50; vernichtet)
Druckgrafik
Apotheose des Kriegervereins (Lithografie, 1922)
Die Herren der Welt (Lithographie, 29 × 39,8 cm, 1922)[8]
Zeitungsausträger/Arbeit schändet nicht (Lithographie, 19,9 × 21,7 cm, 1921)
Sentimentaler Matrose (Lithographie, 15,9 × 22,3 cm, 1921/1922)[9]
Traum vom Felde
Belsazar
Literatur
Karl-Ludwig Hofmann, Ursula Merkel (Hrsg.): Georg Scholz. Schriften, Briefe, Dokumente. Info Verlag, Bretten 2018, ISBN 978-3-88190-667-8.
Michael Schwarz (Redaktion): Georg Scholz. Ein Beitrag zur Diskussion realistischer Kunst. Begleitbuch zur Ausstellung im Badischen Kunstverein Karlsruhe, 31. August bis 12. Oktober 1975. Badischer Kunstverein, Karlsruhe 1975.
Gerd Presler: Georg Scholz. Sarkastische Idyllen. In ders.: Glanz und Elend der 20er Jahre. Die Malerei der Neuen Sachlichkeit. dumont TB, Köln 1992, S. 68–72, ISBN 3-7701-2825-7.
Gerd Presler: Georg Scholz und Dr. med. Theodor Kiefer. Ein Briefwechsel entlarvt die zwanziger Jahre, in: Georg Scholz, 1890–1945. Malerei, Zeichnung, Druckgraphik, Waldkirch 1990, S. 10–12
Gerd Presler: Die Berechtigung der Ängste. Neue Sachlichkeit, in: WELTKUNST 49, 1979, Nr. 1
Felicia Sternfeld: Georg Scholz (1890–1945). Monographie und Werkverzeichnis. Europäische Hochschulschriften. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main 2004, ISBN 978-3-631-52967-6.