Seit 1917 war er ein häufig besetzter Stummfilmschauspieler. Bereits seine ersten Einsätze in Die Fremde als zickenbärtiger tibetanischer Mönch und als Tod in Hilde Warren und der Tod waren charakteristisch für sein weiteres Auftreten, auch wenn er besonders anfangs öfter in Rollen von Vätern, Ehemännern und Honoratioren zu sehen war.
Typisch für ihn wurden aber Darstellungen von skurrilen, gnomenhaften Figuren in mehreren Klassikern des deutschen Stummfilms. In Fritz LangsDer müde Tod (1921) verkörperte er einen Bettler, in Die Nibelungen (1924) war er mit gleich drei Rollen, von denen vor allem der Zwergenkönig Alberich am prägnantesten war, vertreten, in M (1931) spielte er den blinden Luftballonverkäufer, der den Mörder aufgrund eines gepfiffenen Liedes wiedererkennt. Auch Friedrich Wilhelm Murnau setzte ihn wiederholt ein, unter anderem als den mitfühlenden Nachtwächter in Der letzte Mann (1924).
Von den Nationalsozialisten als sog. „Volljude“ klassifiziert, wurde Georg Jacobsohn/John nach deren Machtübernahme 1933 augenblicklich vom deutschen Kulturbetrieb ausgeschlossen und erhielt seit dem Frühjahr 1933 auch keine Filmrollen mehr angeboten. Er schloss sich daraufhin unter seinem Geburtsnamen – Juden war unterdessen die Weiterbenutzung von Künstlernamen verboten worden – dem Kulturbund Deutscher Juden an und nahm an deren Aufführungen bis zur Auflösung dieser jüdischen Einrichtung am 11. September 1941 (letzter Auftritt in Franz Molnars Spiel im Schloß) teil. Gelegentlich, wie 1937 bei dem Hirschfeld-Franzos-Stück Der Pojaz, führte er auch Regie. Im Anschluss an die Schließung des Jüdischen Kulturbundes, am 29. Oktober 1941, deportierten ihn deutsche Stellen in das Ghetto Litzmannstadt, wo John, gesundheitlich angeschlagen, bald darauf unter ungeklärten Umständen verstarb.
Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 193.
Georg Jacobsohn (John) auf der „Stillen Klingeltafel“, einer Gedenkseite für die jüdischen Bewohner seines vermutlich letzten Wohnortes (Käthe-Niederkirchner-Straße 35 in Berlin)