Georg Ebers, Sohn des Porzellanfabrikanten und Bankiers Georg Moritz Ebers (1802–1837) und dessen Ehefrau Fanny, geborene Levysohn (1802–1886), entstammte dem Berliner jüdischen Großbürgertum. Beide Eltern waren zum Christentum konvertiert. Ebers wurde von seiner Mutter nach Keilhau bei Rudolstadt in die dortige Knabenerziehungsanstalt geschickt. Da dort keine Abiturprüfungen abgenommen wurden, besuchte er ab 1852 das Gymnasium in Cottbus. Aufgrund seiner Beziehung zu einer Schauspielerin musste er das Gymnasium verlassen und konnte sein Abitur erst 1857 in Quedlinburg ablegen.[1]
1870 als a. o. Professor nach Leipzig berufen, erhielt er 1875 den Lehrstuhl. Seit 1876 schwer erkrankt, wurde er auf eigenen Wunsch 1889 vorzeitig emeritiert, als sich außerdem eine seit 1887 bestehende linksseitige Stimmbandlähmung[4] nicht besserte und ihn an der Durchführung von Vorlesungen hinderte.
Ab 1882 war die Villa Ebers (Midgardhaus), in Tutzing (Oberbayern), Midgardstraße 5, am Ufer des Starnberger Sees der Wohnsitz des Ägyptologen Georg Ebers und gesellschaftlicher Treffpunkt von Schriftstellern und der Münchner Malerelite.
Er war seit 1865 mit Antonie geborene Beck verwitwete Loesevitz verheiratet; sie brachte zwei Töchter mit in die Ehe. Aus der Ehe gingen weitere sechs Kinder hervor, darunter die Söhne Paul und Hermann und die Tochter Maria Sophia, genannt Marie (* 4. Februar 1871 in Leipzig), die am 10. August 1894 den damaligen Leipziger Privatdozenten Heinrich Triepel (1868–1946) heiratete. Marie Triepel verfasste im September 1949 Lebenserinnerungen, die ungedruckt geblieben sind.[7]
Georg Ebers verstarb am 7. August 1898 in Tutzing und wurde auf dem Nordfriedhof in München begraben, wo sich auch sein Grabmal befindet.[8][9]
Künstlerisches Schaffen
Beginnend mit Eine ägyptische Königstochter (1864) verfasste Ebers zahlreiche historische Romane, die auf großes Leserinteresse stießen. Neben Felix Dahn galt er als der bedeutendste Vertreter des „Professorenromans“.[10] Die Themen der Romane wählte er teilweise aus dem Umfeld seiner wissenschaftlichen Arbeit, also der ägyptischen Geschichte, aber auch aus anderen Epochen, z. B. dem Mittelalter.
Von 1879 bis 1884 gab Ebers die „buchkünstlerisch aufwendig gestalteten“ Luxusbände Aegypten in Bild und Wort sowie Palästina in Bild und Wort heraus: Die mit rund 700 Holzschnitten/Holzstichen versehenen Bildbände wurden nach Vorlagen von 40 namhaften Künstlern und Orientalisten (unter ihnen Wilhelm und Ismael Gentz, Leopold Carl Müller und Charles Feodor Welsch) hauptsächlich in der Stuttgarter Xylographischen Anstalt von Eduard Hallberger produziert und verlegt.[11]
Werke (in Auswahl)
Wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Werke
Disquisitiones de dynastia XXVI. Regum aegyptiorum. (Habilitation) Jena 1865.
Aegypten und die Bücher Mose’s. Leipzig 1868.
Durch Gosen zum Sinai. Leipzig 1872.
Papyros Ebers. Das hermetische Buch über die Arzneimittel der alten Ägypter in hieratischer Schrift. Leipzig 1875 (digitalisiert).
Uarda. 3 Bände. Hallberger, Stuttgart u. a. 1877. Zuletzt Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1998. ISBN 3-404-13943-7.
Homo sum. Hallberger, Stuttgart u. a. 1878.
Die Schwestern. Stuttgart 1879.
Der Kaiser. 2 Bände. Hallberger, Stuttgart 1881.
Die Frau Bürgermeisterin. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1881.
Serapis. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1885.
Die Nilbraut. 3 Bände. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1886.
Die Gred – Roman aus dem alten Nürnberg. 2 Bände. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1889.
Per aspera. 2 Bände. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u. a. 1892.
Ein Wort. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u. a. 1893.
Kleopatra. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u. a. 1894.
Im Schmiedefeuer. 2 Bände. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u. a. 1895.
Barbara Blomberg. 2 Bände. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u. a. 1897.
Sonstiges
Gesammelte Werke. 32 Bände. Stuttgart u. a. 1893–1897.
Die Geschichte meines Lebens. Vom Kind bis zum Manne. Stuttgart 1893.
Literatur
Otto Kraus: Der Professorenroman (= Zeitfragen des christlichen Volkslebens. Band 9, Nr. 4). Henninger, Heilbronn 1884 (online).
Richard Gosche: Georg Ebers. Der Forscher und Dichter. Knaur, Leipzig 1890.
Adolf Erman: Nekrolog auf Georg Ebers. In: Berichte über die Verhandlungen der Königl.-Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, Philologisch-Historische Klasse. Band 51, 1899, S. 221–223 (online).
Elisabeth Müller: Georg Ebers. Beitrag zum Problem des literarischen Historismus in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Dissertation, Universität Munchen, 1951.
Hannelore Kischkewitz: Die Ägyptologen Richard Lepsius, Heinrich Brugsch und Georg Ebers und ihre Stellung zu Zeitfragen. In Forschung und Berichte. Heft 20/1980, Staatliche Museen zu Berlin, S. 89–100.
Hans Fischer: Der Ägyptologe Georg Ebers. Eine Fallstudie zum Problem Wissenschaft und Öffentlichkeit im 19. Jahrhundert (= Ägypten und Altes Testament. Band 25). Harrassowitz, Wiesbaden 1994, ISBN 3-447-03458-0.
R. Dawson, E. P. Uphill (Hrsg.): Who Was Who in Egyptology. 3rd edition, revised by M. L. Bierbrier. London 1995.
Wolfgang Helck: Ebers, Georg Moritz. In: Kleines Lexikon der Ägyptologie. Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-44704-027-0, S. 71.
Reinhold Scholl: Der Papyrus Ebers: die größte Buchrolle zur Heilkunde Altägyptens. Universitäts-Bibliothek, Leipzig 2002, ISBN 3-910108-93-8.
↑ abGeorg Ebers: Die Geschichte meines Lebens. Vom Kind bis zum Manne. Stuttgart 1893.
↑Wolfgang von der Groeben: Verzeichnis der Mitglieder des Corps Saxonia zu Göttingen 1844 bis 2006. Düsseldorf 2006.
↑Habilitationsschrift: Disquisitiones de dynastia vicesima sexta regum Aegyptiorum
↑Christian Andree: Welches Verhältnis hatte Rudolf Virchow zu zeitgenössischen Dichtern, Künstlern, Verlegern und Editoren? Versuch einer Annäherung über die Korrespondenzparter. Teil II. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 12, 1994, S. 259–286; hier: S. 260 (Georg Ebers an R. Virchow, 6. April 1889).
↑Bild aus Gerhard Schober: Frühe Villen und Landhäuser am Starnberger See. Zur Erinnerung an eine Kulturlandschaft. Oreos, Waakirchen 1998, S. 258.
↑Otto Kraus: Der Professorenroman In: Zeitfragen des christlichen Volkslebens. Band 9, Heft 4, Heilbronn 1884 (online).
↑Regelind Heimann: Wilhelm Gentz (1822–1890), ein Protagonist der deutschen Orientmalerei zwischen realistischer Anschauung und poesievoller Erzählkunst. Logos Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-8325-2590-3, S. 290 (online über Google-Bücher).