Gemma Umberta Pia Galgani (* 12. März1878 in Camigliano, Ortsteil von Capannori; † 11. April1903 in Lucca) war eine italienischeHeilige und Mystikerin. Sie wird zu den Stigmatisierten gerechnet[1] und auch als „Tochter der Passion“ bezeichnet.[2] Sie beschrieb ihr Erleben und ihre Visionen in einer Autobiographie, die an ihren Vater gerichtet war.
Gemma Galgani ist vor allem wegen ihrer mystischen Visionen bekannt. Schon sehr jung fühlte sie sich zu einem gottgeweihten Leben berufen.[1] Mehrmals versuchte sie, in ein Kloster einzutreten, doch wegen ihrer schwachen Gesundheit wurde sie immer wieder abgewiesen. Sie legte daher ein Privatgelübde ewiger Jungfräulichkeit ab.
Am 8. Juni 1899, in jenem Jahr der Vorabend des Herz-Jesu-Festes, sollen an ihrem Körper Stigmata erschienen sein.[1] Die Wunden von Galgani, die kirchlicherseits als Stigmata angesehen werden, wurden von dem Arzt Pietro Pfanner untersucht. Dieser kannte Galagani bereits seit ihrer Kindheit. So hatte er bei der 10-Jährigen den Befund eines „hysterischen Hustens“ erstellt, also eines Hustens ohne körperlichen Befund. Außerdem stellte er eine völlige Empfindungslosigkeit ihrer Handflächen fest. Er folgerte damals, dass bei Galgani eine „Form der Neurose“ vorliege.[3]
Pfanner untersuchte Galgani am 3. März 1899 erneut und attestierte ihr hysterische Lähmungen. Bei einer Untersuchung der angeblichen Handwunden am 8. September 1899 entpuppten diese sich als aufgetragenes Blut ohne Verwundung der Handflächen. Pfanner vermutete eine Simulation und wurde darin von Galganis Pflegemutter bestätigt, die auf dem Boden eine Nähnadel gefunden hatte.[4]
Galgani schrieb ihre Autobiographie im Frühjahr 1902, zwei Jahre nach ihrer angeblichen Stigmatisierung,[5] die sie darin auch schildert. Ihre Verehrung von Gabriel von der schmerzhaften Muttergottes begann nach Galganis autobiographischen Beschreibungen, nachdem sie seine Biographie gelesen hatte.[6]
Gemma Galgani wurde 1933 von Papst Pius XI.seliggesprochen; 1940 sprach sie Papst Pius XII.heilig. Pius XII. bezeichnete die Heilige als „Stern seines Pontifikates“.[7]
Sie wurde im Habit der Passionistinnen beigesetzt und wird zu den Heiligen dieses Ordens gezählt. Ihr Gedenktag in der Liturgie ist der 11. April.
Rudolph M. Bell, Cristina Mazzoni: The Voices of Gemma Galgani : The Life and Afterlife of a Modern Saint. – Gemma Galgani. University of Chicago Press, Chicago, IL, US 2003, ISBN 0-226-04196-4 (englisch).
Antonio Calabrese: Santa Gemma Galgani. Lib. Editrice Vaticana, Vatikan 2008, ISBN 978-88-209-8017-7 (italienisch).
P. Germano: Briefe und Ekstasen der Dienerin Gottes Gemma Galgani, Jungfrau von Lucca. Einzig berechtigte Übersetzung von Leo Schlegel. Hausen, Saarlouis 1913.
Galgani, Gemma. In: Volker Kapp et al.: Bibliographie der deutschen Übersetzungen aus dem Italienischen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Teil 2. Von 1730 bis 1990. Niemeyer, Tübingen 2004, ISBN 3-484-50331-9, Einträge 4224–4229 (Buchvorschau bei Google Books).
José A. Martínez Puche (Hrsg.): Nuevo Año Cristiano 5. Band (Mai), S. 281–295. Madrid 2002, ISBN 84-8407-204-5 (spanisch).
Sour Gesualda Sardi: Santa Gemma Galgani. Cinisello Balsamo 1992, ISBN 88-215-1733-0 (italienisch).
Jean-François Villepelée: Die Torheit des Kreuzes. Die heilige Gemma Galgani (1878–1903). 3 Bde. (Der Aufstieg einer Seele; Die Versenkung in das Mysterium; Überströmende Liebe). Aus dem Französischen von Franz Rütsche bzw. (Bd. 3) Maria Lagier. Parvis Verlag, Hauteville/Schweiz 1978 bzw. (Bd. 3) 1994, ISBN 3-907525-20-5, ISBN 3-907525-21-3, ISBN 3-907525-22-1.
↑Harvey D. Egan, An Anthology of Christian Mysticism, Liturgical Press, Collegeville, Minnesota, S. 639
↑Rudolph M. Bell, Cristina Mazzoni: The Voices of Gemma Galgani: the Life and Afterlife of a Modern Saint. – Gemma Galgani. University of Chicago Press, Chicago, IL, US 2003, S. 61.
↑Rudolph M. Bell, Cristina Mazzoni: The Voices of Gemma Galgani: the Life and Afterlife of a Modern Saint. – Gemma Galgani. University of Chicago Press, Chicago, IL, US 2003, S. 63.
↑Rudolph M. Bell, Cristina Mazzoni: The Voices of Gemma Galgani: the Life and Afterlife of a Modern Saint. – Gemma Galgani. University of Chicago Press, Chicago, IL, US 2003, S. 16.
↑Rudolph M. Bell, Cristina Mazzoni: The Voices of Gemma Galgani: the Life and Afterlife of a Modern Saint. – Gemma Galgani. University of Chicago Press, Chicago, IL, US 2003, S. 43.