Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Geisterzug (Begriffsklärung) aufgeführt.
Der Geisterzug ist ein alternativer Karnevalszug und eine politische Demonstration in Köln. Er zieht seit 1991 in nahezu jedem Jahr durch wechselnde Kölner Stadtteile; bis 2019 am Karnevalssamstag, seit 2020 am Samstagabend vor Weiberfastnacht.
Bereits seit 1860 gab es im Rahmen des Kölner Karnevals Geisterzüge, die jedoch im Ersten Weltkrieg verboten wurden. Als 1991 wegen des 2. Golfkriegs der Kölner Rosenmontagszug ausfiel, sollte auf der üblichen Strecke des Rosenmontagszugs eine Anti-Golfkriegs-Demonstration stattfinden. Letztlich gingen Antikriegs-Demonstranten und Karnevalisten gemeinsam durch die Kölner Innenstadt.
Wegen des Erfolgs fand am Karnevalssamstag des folgenden Jahres der zweite Geisterzug statt, seitdem wird er normalerweise jährlich durchgeführt. Veranstalter ist ein eigens zu diesem Zweck gegründeter Verein, der Ähzebär un Ko e.V., benannt nach einer traditionellen Karnevalsmaske (Erbsenbär).[1] Dieser Verein trägt – durch Spenden finanziert – auch die Kosten, die durch Absperrungen, Straßenreinigung etc. verursacht werden. Der Geisterzug des Jahres 2000 wurde kurzfristig abgesagt, da die gespendeten Gelder nicht ausreichten, um den Zug durchzuführen. Da der Zugweg jedoch bereits bekannt war, zogen trotzdem 4000 alternative Karnevalisten durch Köln.
Im Geisterzug kann jeder spontan und ohne vorherige Anmeldung als Geist oder dunkle Gestalt durch die Straßen ziehen. Der Zugweg wechselt jährlich und wird bewusst so gelegt, dass Fahrzeuge nicht teilnehmen können; auch elektrische Musik ist nicht erwünscht. Der Zug steht jedes Jahr unter einem Motto, das in der Regel von aktuellen politischen Ereignissen inspiriert ist. Der Zugweg wird oft so gewählt, dass er an Orten vorbeiführt, die mit diesem Thema in Verbindung stehen. So endete beispielsweise der Geisterzug 2005 mottogemäß (Iesije Zigge – Eisige Zeiten) am Eisstadion an der Lentstraße.
Der offizielle Geisterzug 2006 wurde ebenfalls aus Geldmangel ursprünglich von den Veranstaltern abgesagt. Wegen der großen Popularität wurde davon ausgegangen, dass im Falle eines solchen Ausfalls ein oder mehrere wilde Geisterzüge stattgefunden hätten. Aus diesem Grund sind Polizei und Stadtverwaltung an die Organisatoren herangetreten mit der Bitte, doch noch einen Zug anzumelden. Andernfalls, hieß es, wäre es nötig geworden, die Züge „konsequent aufzulösen“. Daraufhin wurde unter dem Motto „Us dr Lamäng. Jeister am Engk?“ (etwa: „Aus dem Stegreif. Geister am Ende?“) kurzfristig der offizielle Geisterzug durchgeführt. Das Motto sollte dabei auf die unsichere Gegenwart und Zukunft des Zugs hinweisen. Dennoch fand ein kleinerer unangemeldeter „alternativer“ Geisterzug im Stadtteil Ehrenfeld statt, der unter dem Motto „Du bist Deutschland“ die gleichnamige Social-Marketing-Kampagne persiflierte. Der Geisterzug 2012 wurde aufgrund hoher Sicherheitsauflagen nach dem Unglück bei der Loveparade 2010 abgesagt.[2]
Seit 2020 ist der Geisterzug offiziell als Demonstration angemeldet. Aus diesem Grund findet er seitdem nicht mehr am Karnevalssamstag, sondern am Samstag vor Weiberfastnacht statt, da an den Karnevalstagen Demonstrationen untersagt sind. 2021 und 2022 entfiel der Zug wegen der COVID-19-Pandemie.