Feist, Sohn einer Reinigungskraft und eines Kraftfahrers, wuchs in Frankfurt (Oder) und Brandenburg (Havel) auf. Nach der Volksschule besuchte er eine Handelsschule und machte dort 1944 einen sogenannten Notabschluss. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war er als Hilfsarbeiter im Brandenburger Flugzeugwerk Arado dienstverpflichtet.
Nach dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 geriet Feist zunehmend in Konflikt mit der Partei- und Staatsführung der DDR. Im Jahr 1964 veröffentlichte er in der Zeitschrift Bildende Kunst den Aufsatz Wir müssen es uns schwerer machen, in dem er den Verband Bildender Künstler der DDR (VBK) und das Politbüro des Zentralkomitees der SED stark kritisierte.[1] Seine Kritik wandte sich vor allem gegen Gängelungen und Verfolgung verschiedener Künstler. Er sprach wörtlich von der „abwertenden Beurteilung von Kunstwerken mittels des Begriffs der Dekadenz“.[1] Im Februar 1966 verlor er alle Posten, trat aus der SED aus und war fortan freischaffend tätig.
Von 1968 bis 1971 hatte Feist einen Honorarauftrag als Lektor für Kunstgeschichte an der Betriebsakademie der DEFA in Potsdam-Babelsberg, von 1971 bis 1981 betreute er mit seiner Ehefrau die Grafiksammlung von Lothar Bolz. Ab 1975 erhielt er Aufträge des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR, unter anderem für die Erarbeitung der Retrospektive zur Ausstellung Weggefährten – Zeitgenossen und des zugehörigen Katalogs. Die Ausstellung musste aufgrund von Konflikten mit der Partei- und Staatsführung kurz vor der Eröffnung im Oktober 1979 stark überarbeitet werden.[2] Nach dieser Erfahrung entschloss sich Feist zur Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland und stellte 1983 einen entsprechenden Antrag. Daraufhin unterlag er faktisch einem Berufsverbot.
Bis zu seiner Ausreise nach West-Berlin 1987 hielt sich Feist mit verschiedenen Tätigkeiten, unter anderem als Heizer und Reinigungskraft, über Wasser. Von 1989 bis 1993 war Feist Mitarbeiter beim Museumspädagogischen Dienst Berlin. 1992 war er Mitbegründer des Vereins Kunstdokumentation SBZ/DDR sowie 1993 einer gleichnamigen Arbeitsgruppe.[3]
↑ abGünter Feist: Wir müssen es uns schwerer machen. In: Bildende Kunst (DDR-Zeitschrift), Nummer 4, 1964, Nachdruck 1991.
↑Birgit Dalbaja, Simone Fleischer, Gilbert Lupfer u. a. (Hg.): Sozialistisch Sammeln. Die Galerie Neue Meister zur Zeit der DDR, Verlag Walther König, Köln 2014, S. 63
↑Hartmut Pätzke: Zum Tode von Günter Feist. In: Das Blättchen – Zweiwochenschrift für Politik, Kunst und Wissenschaft. 17. Jahrgang, Nummer 24, Berlin 24. November 2014. (online)